Im Steinbruch wird kräftig gearbeitet. Die Frage ist, wie lange noch. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Jetzt wird es ernst. Der Planungsausschuss der Region befasst sich nächste Woche mit einer möglichen Erweiterung des Steinbruchs in Rielingshausen. Die Frage wird sein, ob das Verfahren, an dessen Ende die Sicherung einer Ausdehnungsfläche stehen könnte, starten soll oder nicht.

Marbach-Rielingshausen - Man hat in den vergangenen Wochen förmlich gespürt, dass etwas in der Luft liegt. Anwohner hatten im Ortschaftsrat und beim Ausspracheabend ihrem Ärger über den Steinbruch vor den Toren von Rielingshausen nochmals Luft gemacht. Auch Bürgermeister Jan Trost positioniert sich deutlich und betonte, dass man sich strikt gegen die vom Betreiber erwünschte Erweiterung ausspreche. Und nun wird das Thema tatsächlich dort akut, wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden: Der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) befasst sich am kommenden Mittwoch, 4. November, mit der Frage, ob ein Verfahren angestoßen werden soll, an dessen Ende die Sicherung einer Expansionsfläche stehen könnte.

„Das wird sicher Diskussionen geben“, prognostiziert der Technische Direktor Thomas Kiwitt des VRS im Hinblick auf diesen Tagesordnungspunkt. Zudem weiß er natürlich um die widerstreitenden Interessen von Anwohnern auf der einen und dem Steinbruchbetreiber Klöpfer auf der anderen Seite. Irgendwo dazwischen steht dann die Region, die sich laut Landesentwicklungsplan um die Sicherung von abbauwürdigen Rohstoffen kümmern soll – und bei der Erfüllung dieses Auftrags eben auch die Fläche in Rielingshausen ins Auge fasst. Wichtig sei aus seiner Sicht, zunächst sämtliche Fakten dazu auf den Tisch zu bekommen und auf dieser Basis in einem ergebnisoffenen Prozess das Für und Wider einer Erweiterungsfläche abzuwägen, erklärt Thomas Kiwitt. Entsprechend lautet die Empfehlung der Regionalverwaltung an den Ausschuss, „das Regionalplanänderungsverfahren für die genannten Standorte zur Sicherung und zum Abbau oberflächennaher Rohstoffe vorzubereiten“.

Zu den erwähnten Standorten, bei denen Modifizierungen ins Haus stehen könnten, zählen außer Rielingshausen Areale in Weissach sowie in Markgröningen. In Markgröningen sei es so, dass der Betreiber künftig in einer anderen Richtung Gestein gewinnen wolle als geplant, weil das Unternehmen sich auf dem nun im Fokus stehenden Gelände Grundstücke habe sichern können, erklärt Kiwitt. Ein Fall, der allerdings weit weniger problematisch erscheint als der in Rielingshausen. „Das ist weiter von der Siedlung entfernt“, erklärt Thomas Kiwitt.

Was Weissach angeht, verhält es sich so, dass eine 41 Hektar große, potenzielle Abbaufläche komplett aus dem Regionalplan gestrichen und damit zu den Akten gelegt werden soll. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat den Antrag gestellt, aus dem Terrain ein Naturschutzgebiet zu machen. Das zeige schon, wie hochwertig die Landschaft dort sei und wie schwierig es gewesen wäre, dort überhaupt einen Steinbruch ins Rollen zu bringen, erläutert Kiwitt.

Rechnerisch ist es aber so, dass die rund 40 Hektar nun in der Gesamtbilanz für den Bedarf im Raum Stuttgart fehlen. Außerdem tauchten auf der Habenseite der Analyse auch andere potenzielle, aber noch völlig jungfräuliche Reserveareale auf, sagt Kiwitt. Bei deren Erschließung seien Widerstände zu erwarten, ein Abbau also ungewiss. Dazu komme, dass man in Sachen Rohstoffe in der Region „latent unterversorgt“ sei, wie der Planungsdirektor hervorhebt. Ferner verfolge die Landesplanung das Ziel, bereits bestehende Abbauanlagen so weit zu nutzen, bis quasi die gesamten Rohstoffquellen an dieser Stelle erschöpft sind. Das entspreche auch den betriebswirtschaftlichen Interessen der Betreiber. Und noch einen weiteren Grund führt er ins Feld, nach dem bei der Rohstoffsicherung Handlungsbedarf besteht: die einzelnen Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. Hätten sie die nicht, werde eine Anlage womöglich früher aufgegeben – und es brächen auch auf dieser Schiene Materialien aus der Region als Quelle für Bauprojekte weg. Die möglichst lange Weiterführung der aktiven Abbauanlagen bis zur Erschöpfung der jeweiligen Lagerstätte sei allerdings „weiteren berechtigten Raum- und Schutzansprüchen gegenüberzustellen, um eine Entscheidung über die beantragten Änderungen herbeizuführen“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung am Mittwoch. Genau dafür diene das Regionalplanänderungsverfahren mit Umweltbericht, Öffentlichkeitsbeteiligung und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange.

Kiwitt macht keinen Hehl daraus, dass bei einem Nein für die Erweiterungsfläche in Rielingshausen die Welt nicht untergeht. „Das wäre nicht dramatisch“, konstatiert er. Allerdings müsste dann umso mehr Gestein importiert werden, was wenig nachhaltig sei. Insofern wäre die Ausdehnung des Abbaugebiets im Marbacher Stadtteil ein Baustein, der dafür sorgen könnte, Verkehr zu reduzieren, Baupreise zu reduzieren und insgesamt umweltschonender zu agieren.