Friedrich Merz ist einer der Kandidaten für den Parteivorsitz bei der CDU. Foto: dpa/Peter Gercke

Der Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer war für viele überraschend. Wem trauen die CDU-Ortsverbände nun hinsichtlich Parteivorsitz und Kanzlerfrage am meisten zu? Wir haben nachgefragt.

Marbach/Bottwartal - Nach dem überraschenden Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer sucht die Bundes-CDU einen neuen Parteivorsitzenden. Damit eng verbunden ist die Kanzlerfrage. Wir wollten wissen, wem die Basis am meisten zutraut: Friedrich Merz, Armin Laschet oder Jens Spahn? Erst in dieser Woche hatten die Ortsvorsitzenden bei einem Treffen mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Fabian Gramling über dieses Thema diskutiert.

Die Erdmannhäuser CDU-Ortsvorsitzende Vanessa Gruber hat sich persönlich noch nicht festgelegt, doch habe sie bei einer Konferenz der Ortsvorsitzenden in dieser Woche eine „für Südwestdeutschland nicht untypische Tendenz zu Friedrich Merz herausgehört“. Dies sei schon vor der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer ähnlich gewesen. „Es wird aber auch allen dreien zugetraut“, sagt Gruber, die sich wie viele in der CDU fragt, ob nicht zuerst die Richtung und dann die Person festgelegt werden sollte. „Jemand wie Merz steht eher für Bürokratieabbau und Steuerthemen – ein Armin Laschet eher für soziale Themen.“

Viel von Friedrich Merz hält Oliver Kämpf, Vorsitzender der CDU in Beilstein. „Er kennt die Grundwerte der Partei und gilt als vertrauenswürdiger Politiker.“ Merz sei in den 15  Jahren mit der Gesellschaft mitgewachsen und könne neben wirtschaftsliberalen sowohl konservative als auch progressivere Kreise der CDU für sich gewinnen. Armin Laschet gelte eher als bundespolitischer „Duckmäuser“, während es Jens Spahn an Erfahrung fehle und er zu sehr im Politikbetrieb stecke. Merz hingegen weise nicht zuletzt als Vorsitzender der Atlantikbrücke internationale Kompetenz auf und bringe den Blick von außen mit.

Ginge es nach Uwe Löder, als Kassierer Vorstandsmitglied des Steinheimer CDU-Stadtverbandes und gewählter Stadtrat, hieße der nächste Parteivorsitzende „Armin Merz“ oder „Friedrich Laschet“, wie er augenzwinkernd auf Anfrage dieser Zeitung verrät. Will sagen: Beide Politiker halte er für geeignet, doch mit unterschiedlichen Stärken: Armin Laschet komme bei ihm persönlich sympathischer rüber, während er Friedrich Merz in der politischen Grundausrichtung bevorzuge. Egal, wer die Partei führe, sie müsse stabil in der Mitte verankert bleiben und dürfe weder nach links noch nach rechts abdriften, ist Löder überzeugt. Zu hoffen, mit einem bestimmten Kandidaten mehr Wähler an den Rändern der Mitte zu erreichen, sollte nicht entscheidend sein.

Vorne liegt Friedrich Merz bei Gunter Eberhardt, CDU-Gemeinderat in Murr, der betont, dass er sich selbst in der Kommunalpolitik engagiere, aber bei bundespolitischen Themen zurückhalte. Er schätze auf jeden Fall auch die anderen beiden Kandidaten: „Jens Spahn macht seine Arbeit als Gesundheitsminister auch sehr gut und hat schon viel geleistet.“ Zwar erfülle Armin Laschet als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen auch seine Aufgaben gut, sagt Eberhardt, doch habe ihm Merz während dessen Zeit als aktiver Politiker sehr imponiert und er traue ihm mehr zu.

Für Heike Breitenbücher, Vorsitzende der Marbacher CDU-Stadtratsfraktion, verkörpert Armin Laschet die Person, die am besten die verschiedenen Flügel der Christdemokraten unter einen Hut bringen könne und damit auch ihrer eigenen Vorstellung von Politik gerecht werde. „Friedrich Merz polarisiert“, sagt die Marbacherin, ohne das werten zu wollen. „Jens Spahn würde ich wünschen, dass er zunächst in einem anderen Amt an Profil gewinnt, obwohl ich es ihm grundsätzlich zutrauen würde.“

Alle drei Kandidaten seien geeignet, findet Wolfgang Streufert, Ortsvorsitzender der CDU in Oberstenfeld. „Hinterm Komma ist bei mir Friedrich Merz vorne.“ Das liege vor allem an dessen Wirtschaftskompetenz. Deutschland stehe derzeit sehr unter Spannung, weil auch noch nicht klar sei, wie sich die Autoindustrie im Spannungsfeld von Produktivität und Klimaschutz ausrichte. „Jemand wie Merz könnte eine klare Linie reinbringen.“ Armin Laschet sei jedoch auch geeignet, da er als Ministerpräsident des einwohnerstärksten Bundeslandes Regierungserfahrung mitbringe. Jens Spahn werde wohl noch an Bedeutung gewinnen. Positiv sei, dass er sich nicht als Kanzlerkandidat aufdränge, sondern lediglich sage, er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen.