Nach den Wochen der Kornreife steht fest: D Foto: (dpa/Patrick Pleul)

Die Landwirte holen in den kommenden Wochen den Großteil von Weizen und Co. vom Feld.

Marbach - Bauern lieben es, wenn es zur rechten Zeit regnet. Genau das ist für Florian Petschl eingetreten. Der Marbacher Landwirt hat in dieser Woche mit der Ernte der Wintergerste begonnen. „Wir haben etwa 50 Prozent vom Feld geholt“, erzählt er. Der Regen ermögliche, das Korn besser von der Ähre zu lösen. Dazu müsse es dann richtig heiß werden.

Sonne und Hitze mit Temperaturen um die 30 Grad soll es in der nächsten Woche geben. Bei diesem Wetter wird Florian Petschl die andere Hälfte der Wintergerste ernten – und vielleicht auch schon den Weizen. „Das Ganze kann noch Wochen dauern, aber auch schnell gehen, wenn Extremhitze aufs Korn einwirkt.“ So wie Florian Petschl geht es vielen Landwirten am Mittleren Neckar. Die meisten von ihnen stellen sich darauf ein, das Getreide bald vom Feld zu holen. Die Mähdrescher werden im Einsatz und die Silos der Genossenschaften stark befahren sein.

Er selbst sei spät dran, meint Florian Petsch. „Rund 80 Prozent der Wintergerste ist im Landkreis bestimmt schon gedroschen worden“. Aber er bearbeite das Getreide intensiv – weil er schädliche Pilze mit Fungiziden bekämpfe, könne er das Korn lange reifen lassen, was im Endeffekt die Fruchtbarkeit der Muttersauen in seiner Schweinezucht fördere.

Die vergangenen sechs relativ sonnigen, aber auch nicht zu trockenen und heißen Wochen waren für die Landwirte in der Region Mittlerer Neckar ein Trostpflaster für das viel zu trockene Frühjahr. Sie erwarten eine unterdurchschnittliche Ernte. Die Ergebnisse von Wintergerste und Raps bestätigt dies: „Sie waren nicht berauschend“, weiß Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft (Labag) in Marbach. Die Trockenheit von März bis Mai habe vor allem weniger Halme wachsen lassen. „Die Bestände auf den Feldern sind dünner als sonst.“ Nur zum Teil gleichen das die größeren Körner aus, die sich in den vergangenen Wochen dank des guten Wettermixes herausgebildet haben.

Unterm Strich bleibt den Landwirten laut Häußermann eine höchstens unterdurchschnittliche Weizenernte mit nur 7  bis 8 Tonnen pro Hektar – bei optimalen Bedingungen wären es 9 bis 10 Tonnen. Dabei hatten die Bauern im Landkreis Ludwigsburg noch Glück. „In der Hohenlohe hat eine Frostnacht die Blüte der Wintergerste über Nacht erfrieren lassen.“ Dort gebe es keine Körner.

Ob die Getreidekörner im Landkreis Ludwigsburg wirklich so gut wie angenommen werden, könne erst der Drusch zeigen, erklärt Landratsamtssprecher Frank Wittmer für den Fachbereich Landwirtschaft, der ebenfalls von einer unterdurchschnittlichen Ernte ausgeht.

Was den Niederschlag angeht, gab es laut Landratsamt große Unterschiede, je nach Lage und Bodenbeschaffenheit. Besonders trocken sei es im Bereich Ditzingen bis Hemmingen gewesen. „Dort fiel in den vergangenen Wochen praktisch kein Niederschlag, im Gegensatz zu einigen anderen örtlich begrenzten Bereichen im Kreis“, erklärt Frank Wittmer. Die bei Weizen sonst als normal geltenden durchschnittlichen 70 Doppelzentner im Kreis Ludwigsburg würden wohl kaum erreicht. Der Engelberg und auch Strom- und Heuchelberg begrenzten immer wieder den Regen für die Flächen auf den Lee-Seiten der Berge.

Keine Probleme hat das Landratsamt wegen eines immer auch möglichen Pilzbefalls festgestellt. „Insgesamt war in Sachen Pflanzenschutz ein entspanntes Jahr – die meisten pilzlichen Erkrankungen hatten aufgrund der Trockenheit keine Chance, sich ausgiebig zu entwickeln“, weiß Frank Wittmer. Die Lebensbedingungen für die meisten Pilze seien sehr ungünstig gewesen. Mehltau etwa sei kaum zum Vorschein gekommen – eher Braunrost jetzt zum Ende, aber auch dieser nur schwach. „Der Pilzdruck war also kein Problem wie in feuchtwarmen Jahren.“