Time-Out im Bottwartal: Trainer Tobias Klisch hofft, ab Sommer höherklassig trainieren zu können. Foto: Archiv (avanti)

Der derzeit erfolgreich spielende Handball-Württembergligist SG Schozach-Bottwartal und sein Trainer gehen ab Mai getrennte Wege. Tobias Klisch hofft, höherklassig trainieren zu können.

Bottwartal - Seit dreieinhalb Jahren hat Tobias Klisch bei der SG Schozach-Bottwartal als Männer-Trainer das Zepter in der Hand – und mit derzeit Rang vier spricht viel dafür, dass die laufende die erfolgreichste Saison des Württembergligisten unter der Leitung des 32-Jährigen wird. Dennoch werden der Verein und Tobias Klisch nach dem Ende dieser Saison getrennte Wege gehen. Das teilte die SG am Samstag mit. Demnach habe man nach den „ersten intensiven Gesprächen einvernehmlich beschlossen“, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Bis Saisonende wird Klisch aber an der Seitenlinie stehen.

Mit ausschlaggebend für den jungen Trainer, eine neue Herausforderung zu suchen, ist seine laufende Ausbildung zur Trainer-A-Lizenz – der höchstmöglichen Lizenz im deutschen Handball, mit der auch in der Bundesliga gecoacht werden darf. Mit der B-Lizenz, die Klisch seit 2010 besitzt, geht es höchstens bis in Liga drei. Welches Potenzial in dem 32-Jährigen steckt, der vor seinen vier Jahren im Bottwartal drei Jahre Co-Trainer der SG H2Ku Herrenberg war, zeigt die erste Klausur, die er für die A-Lizenz geschrieben hat – mit der Note 1,0. „Durch diese Ausbildung bekomme ich neue Einblicke und hoffe natürlich, dass sich mir eine Türe öffnet.“

So hospitiert Tobias Klisch derzeit bei Erstligist Eulen Ludwigshafen. An diesem Wochenende schaut er dem dortigen Trainerteam über die Schulter, sowohl in der Spielvorbereitung samt Videoanalyse am Samstag, als auch beim Spiel gegen FrischAuf Göppingen am Sonntag. „Das sind coole Eindrücke. Und die Erste Liga ist natürlich noch einmal eine ganz andere Hausmarke“, sagt der Herrenberger, der bei dem A-Lizenz-Lehrgang auch sonst vieles lernt und Kontakte knüpft. So sind unter den 22 Teilnehmern bekannte Namen wie Ex-Bundesliga-Handballer Andre Klimowicz oder Weltmeister und Champions-League-Sieger Blazenko Lackovic. „Ich bin da ein kleines Licht“, sagt Klisch schmunzelnd, der betont: „Mir war schon immer klar, dass ich etwas im Handballsport machen möchte.“ Froh sei er, dass er das bislang gut mit seinem Beruf als Lehrer vereinen konnte. Nur acht der 22 Teilnehmer sind parallel berufstätig.

Durch die noch bis Mai laufende Ausbildung könnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass Klisch beim letzten Saisonspiel seiner SG gegen Remshalden nicht anwesend sein kann. „An dem Wochenende ist Prüfungslehrgang und das Ende der Ausbildung. Ich habe beim DHB angefragt, ob das bei mir irgendwie anders gelöst werden kann.“

Mit Blick auf die vergangenen dreieinhalb Jahre bei der SG spricht Klisch von einer Zeit, in der er sich weiterentwickelt habe und auch Schwieriges zu bewältigen hatte. „In dieser Saison ist es so, wie ich mir das vorstelle. Vor allem sind wir eine wirkliche Mannschaft.“ Was in den Vorjahren auch aufgrund personeller Umbrüche nur bedingt zu bewerkstelligen war. Das weiß auch der Verein zu schätzen, wie Christoph Hauser, der Ressortleiter für die Männer-Handballer, betont: „Tobi ist es gelungen eine Mannschaft zu formen, die wieder einen tollen Handball spielt und sich auf und neben dem Platz als Einheit präsentiert. Anfangs war das für ihn schwierig, da er in der ersten Saison kein Mitspracherecht mehr in der Kaderplanung hatte – dafür war er zu spät zu uns gekommen.“ Hauser geht davon aus, dass Klisch kein Problem haben wird, eine neue Aufgabe zu finden. „Er wird eher die Qual der Wahl haben.“

Ziel wird es nun sein, die Runde erfolgreich zu Ende zu spielen. „In den Gesprächen haben wir in Sachen Zukunft keinen Nenner gefunden. Ich werde während der Rückrunde aber professionell damit umgehen, und ich hoffe, die Vereinsseite auch. Ich denke, nach vier Jahren ist es okay, eine neue Herausforderung zu suchen“, so Klisch. Christoph Hauser sieht das genauso: „Dass sich unsere Wege trennen werden, war eine Entwicklung innerhalb der gemeinsamen Gespräche. Es ging keiner in die Gespräche rein, nicht mehr zu wollen. Dass Tobi viel länger geblieben wäre, ist durch die A-Lizenz sowieso unwahrscheinlich – deshalb haben wir entschieden, uns ebenfalls neu zu orientieren. Wir sind gut mit der Situation und vielleicht tut das der Mannschaft nach vier Jahren ja auch gut. Das weiß man nie.“

In Sachen Kaderplanung steht die SG dadurch vor spannenden Wochen – besteht der Kader des Württembergligisten doch zu bedeutenden Teilen aus Spielern, die mit Tobias Klisch eine Herrenberger Vergangenheit haben und nicht zuletzt wegen ihm den Weg ins Bottwartal gefunden haben. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Trainerwechsel sich auf die Mannschaft auswirken wird. „Ich denke, dass sich die Spieler im Januar entscheiden werden, sodass wir dann Ende des Monats einen Schritt weiter sind“, sagt Christoph Hauser. Unklar sei aufgrund der bis zum 2. Januar dauernden Weihnachtspause auch noch, wie sich Co-Trainer Patrick Sattler seine Zukunft vorstellt. Auch er war von Tobias Klisch unter den Langhans gelotst worden.