Hoffentlich müssen die Darsteller nur aus künstlerischen Gründen bang in den Himmel schauen – und nicht etwa wegen eines Regengusses. Foto: Ralf Poller/Avanti

Die Schmalzhafenbühne präsentiert in Gronau (Kreis Ludwigsburg) das humorvolle Bühnenstück „Die verschollene Kirchachronik“. Der Vorverkauf beginnt am 4. Juni.

Es ist ein Novum für die Ensemble-Mitglieder der Schmalzhafenbühne: Nicht allein der Umstand, dass nach zwei Jahren „Zwangspause“ wie es Mitspieler Uli Friz formuliert, endlich wieder eine Aufführung ansteht, trägt neue Züge. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wird die Truppe ein Openair-Spektakel durchführen. Gespielt wird draußen hinter der Alten Kelter in Gronau, wo sich derzeit „ein sehenswertes Monster breit macht“. Das berichtet der Leiter der Bühne, Erich Scheer, der dem Gerüstbauer Stefan Meyer dankbar für dessen aktive Unterstützung ist. Denn Meyer hat dort eine mobile Bühne aufgebaut.

Wegen Corona eine Freilichtbühne

Gleich acht Aufführungstermine sind geplant, um die Komödie „Die verschollene Kirchachronik“ einem breiten Publikum zu zeigen. Das Ensemble indes „ist heiß aufs Spielen und will mit dem Stück von Autor Reiner Schrade begeistern“, betont Spielleiter Andreas Büche. Büche nennt für den Zweiakter die Vorteile von „nur einer Pause, falls das Wetter nicht so mitmacht, wie wir uns das erhoffen“. Die Idee zu der Freilichtaufführung ist Corona geschuldet: „Um sicher zu gehen“. Doch auch die Spieler finden großes Gefallen daran, ihren Text in die noch helle Abendstimmung zu entsenden, wie die Probe an diesem Mittwochabend deutlich macht. „Es ist Neuland für uns und wir müssen uns herantasten“, so Büche, der Unwägbarkeiten wie etwa „Verkehr oder Kirchenglocken“ nennt, die beim Sprechen spontan berücksichtigt werden müssen – „es sind einfach andere Herausforderungen.“ Den Darstellern macht es sichtlich Spaß, ihren Text laut und deutlich auf der Freiluftbühne zu sprechen und bei all dem schwäbisch-knitz zu agieren.

„Unser Konzept verzichtet auf billige, platte Gags“

Die Stimme von Udo Klaudt schneidet kraftvoll durch die Luft: Er spielt den Ortsbüttel von Gronau und skandiert jammervoll: „Was han i bloß verbrocha, dass älle mi so rumkommandierat?“ Aussagekräftige, pointierte Sätze, teils mit doppeldeutigem Sinn, fallen bei dem Stück häufig. Doch „es sind keine derben Schenkelklopfer“, wie Büche die neue Richtung umschreibt. „Unser Konzept verzichtet auf billige, platte Gags. Wir wollen stattdessen die Pointen sauber herausarbeiten und niveauvollen Humor präsentieren. Da haben wir uns hin entwickelt“. Und wer etwa Marcus Schmid zuschaut, wie er den Pfarrer Gotthilf Sünderle mimt, der unter dem maroden Kirchendach zu leiden hat, der bekommt Ahnung davon, was Büche meinen könnte.

Der „Gottesmann“ überzeugt bei der Probe mit einem fein differenzierten Minenspiel, das allein schon Vergnügen macht. So zeigt Marcus Schmid ein köstlich pikiertes Gesicht, als der Bürgermeister – aus seiner Sicht – unangemessene Überlegungen ins Spiel bringt.

Weibliche Reize werden in Szene gesetzt

Die Haushälterin des Pfarrers, Hanna Hailig, gespielt von Heike Hillebrandt, terrorisiert in der Komödie gekonnt ihren Ehemann, den Ortsbüttel, und zeigt verbal kräftig Kante. Amüsant auch die Rolle der Rosa S. (Gaby Reinhold). Sie will Gronau zum Kunstzentrum machen und kann weibliche Reize gekonnt in Szene setzen. Jörg Kohler mimt glaubhaft den Bürgermeister des Ortes und hat auch körpersprachlich eine Status-Rolle, die gleichsam gewitzt ins Gewicht fällt. Uli Friz stellt den Besucher J.W. Sheffele aus Amerika dar, der in Gronau nach seinen Vorfahren Ausschau hält und in dem Stück ebenfalls witzige Akzente zu setzen versteht.

Die Spieltermine: Samstag, 25. Juni, 20 Uhr; Sonntag, 26. Juni, 19 Uhr; Freitag, 1. Juli, 20 Uhr; Samstag, 2. Juli, 20 Uhr; Sonntag, 3. Juli, 19 Uhr; Mittwoch, 6. Juli, 20 Uhr; Freitag, 8. Juli, 20 Uhr und Samstag, 9. Juli, 20 Uhr. Eintritt 15 Euro pro Person. Der Kartenvorverkauf beginnt am 4. Juni ab 9 Uhr in der Alten Kelter in Gronau. Ebenfalls ab 9 Uhr erfolgt die Freischaltung der Telefonhotline unter 0 70 62 / 9 79 83 34. Die aktuellen Corona-Regeln müssen beachtet werden. Regenumhänge werden bei Bedarf ausgegeben. Bei Spielabbruch oder Ausfall einer Vorstellung gibt es das Eintrittsgeld zurück.