Bald können voraussichtlich auch die Tante-M-Läden in Kleinbottwar und Höpfigheim eingeweiht werden. Foto: Archiv (Chrisma GmbH)

In Höpfigheim soll schon Ende Januar ein Tante-M-Laden eröffnen, im März soll eine Filiale in Kleinbottwar folgen. Das Besondere an dem Geschäftsmodell ist, dass die Kunden nicht nur Käufer, sondern auch Kassierer sind.

Steinheim - Das Steinheimer Stadtentwicklungskonzept ist ein dicker Wälzer, in dem vor einigen Jahren festgezurrt wurde, was man bis 2030 erreicht haben will. Vermerkt ist darin als Ziel auch die Etablierung von Geschäften zur Nahversorgung in Kleinbottwar und Höpfigheim. Was angesichts des allgemeinen Ladensterbens in kleineren Ortschaften lange fast wie ein etwas zu kühner Wunsch klang, wird nun tatsächlich Realität. Und zwar schon bald. Geschäftsführer Christian Maresch kündigte am Dienstagabend im Gemeinderat an, dass er in Höpfigheim schon bis Ende Januar einen so genannten Tante-M-Laden eröffnen möchte. Mit der Filiale in Kleinbottwar will er im März nachziehen. Bürgermeister Thomas Winterhalter hofft, dass sich dieser Zeitplan halten lässt, gab aber zu bedenken, dass zunächst die entsprechenden Genehmigungen vorliegen müssten.

So oder so ist nun fix, worüber seit Wochen diskutiert wird: dass die Stadtteile einen Nahversorger bekommen, der jeweils in die ehemaligen Volksbank-Filialen ziehen wird. Christian Maresch erläuterte dem Gremium das Konzept, dessen bisheriger Erfolg auf drei wesentlichen Säulen basiere: einer Angebotsvielfalt von in der Regel mindestens 1100 Artikeln, vernünftigen Preisen sowie „modernen Öffnungszeiten“. Letzteres bedeutet konkret, dass die Geschäfte von 5 bis 23 Uhr an allen 365 Tagen im Jahr Käufer empfangen. „Über 40 Prozent des Umsatzes machen wir außerhalb der normalen Geschäftszeiten, also vor 7 Uhr morgens und nach 20 Uhr abends“, erklärte Maresch. Sonntags tummelten sich die meisten Kunden in den Filialen. Möglich sei dieses ungewöhnliche Öffnungszeitenszenario dadurch, dass man nicht dem Ladenschlussgesetz unterliege. Personal ist nämlich nur zu bestimmten Zeiten vor Ort, um die Ware einzusortieren und als Ansprechpartner zu dienen. Das Abrechnen und Bezahlen übernehmen die Kunden selbst. Zum Konzept gehört es auch, dass man Wünsche notieren kann, welche Artikel mit ins Sortiment aufgenommen werden. Diese werden dann, sofern möglich, eine Weile feilgeboten. Ist eine Nachfrage da, bleibt die Ware im Portfolio, wenn nicht, fliegt sie wieder raus. Auch bei den Läden als solchen wird es eine zwölfmonatige Bewährungsphase geben. „Sollte es in dem Zeitraum nachweislich nicht möglich sein, wirtschaftlich zu arbeiten, behalten wir uns das Recht vor, gegebenenfalls die Notbremse zu ziehen“, sagte Maresch. Aber er sei guter Dinge, dass dieser Fall nicht eintritt. Ab einem Umsatz von 230 Euro pro Tag rutsche man mit dem speziellen Ansatz der Tante-M-Läden bereits in die Gewinnzone.

Die Räte begrüßten durch die Bank die Ansiedlung der beiden Geschäfte. Der Kleinbottwarer Ortsvorsteher Horst Trautwein machte sich nur Sorgen, dass der Nahversorger dem Wochenmarkt schaden könnte. Maresch meinte jedoch, dass das Profil unterschiedlich sei und man sich gegenseitig keine Konkurrenz machen dürfte. Im Gegensatz zum Wochenmarkt seien die Tante-M-Filialen beispielsweise keine Treffpunkte. Der Geschäftsführer hält auch die Bedenken von Michael Schulze von den Grünen für unbegründet, dass wegen der Öffnung an Sonntagen Probleme entstehen könnten. Vom Gesetzgeber drohe keine Gefahr, beruhigte Christian Maresch. Es werde den Läden doch im Gegenteil wegen Corona ja sogar angeboten, sonntags zu öffnen. „Die wollen das aber nicht, weil sie das Personal ganz einfach nicht haben“, meinte er.