Prof. Wolfram Ressel Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Leitung der Hochschule in Stuttgart und Oberbürgermeister Frank Nopper haben im Hegelsaal Erstsemester als „besonderen Jahrgang“ begrüßt.

In dieser Woche füllen sich die Stuttgarter Universitäten und Hochschulen wieder, mehr als 60 000 Studierende kehren wieder in die Hörsäle und damit auch in die Stadt zurück. Einige Tausend davon beginnen ihr Studium gerade, rund 2000 von ihnen sind jetzt im Hegelsaal der Liederhalle vom Rektor der Universität Stuttgart, Professor Wolfram Ressel, und von Oberbürgermeister Frank Nopper persönlich begrüßt worden.

Dieser „Ersti“-Jahrgang ist gleich in mehrfacher Hinsicht besonders. Viele der Erstsemester haben im Frühjahr ihr Abitur gemacht und gehören zu dem Abitur-Jahrgang, der seine zwei Jahrgangsstufen-Jahre praktisch komplett unter immer wieder verschärften Pandemiebedingungen überstanden hat. Dazu gehörten Homeschooling, Maskenschooling, tägliche oder wöchentliche Coronatests, ein Durchprobieren von fast allen verfügbaren Videokonferenzplattformen. Auf Abschlussfahrten und andere Events, von denen normalerweise noch Jahrzehnte später erzählt wird, mussten sie weitgehend verzichten.

Nach zwei Jahren der erste Präsenz-Jahrgang

Besonders ist dieser Jahrgang für die Uni Stuttgart auch, weil es nach zwei Pandemie-Jahren wieder der erste Präsenz-Jahrgang ist. Und Rektor Ressel versprach den Neu-Studierenden im proppenvollen und überwiegend maskenfreien Hegelsaal, dass die Lehre vollständig in Präsenz stattfinden werde. Ressel: „So wahr ich hier stehe, das werden wir auch durchziehen!“ Auch die befürchtete Energiekrise werde die Lehrenden und die Lernenden nicht in das Online-Studium zwingen. „Vielleicht müssen Sie einen Pullover mehr anziehen“, sagte der Rektor, weil die Heizungen um zwei Grad runter gedreht würden.

An der Universität Stuttgart studieren, lehren und arbeiten 30 000 Menschen, darunter fast 6000 Beschäftigte. „Wir sind eine Mittelstadt“, so Ressel. Mit 5000 ausländischen Studierenden, was etwa 20 Prozent aller Eingeschriebenen entspreche, sei die Uni Stuttgart bundesweit mit die internationalste Universität. Entsprechend viele Programme und Möglichkeiten für Auslandssemester gebe es an der technisch orientierten Uni, die fester Bestandteil der Stadtgesellschaft sei. „Nutzen Sie das Angebot, das Ihnen die Stadt und viele Kultureinrichtungen bieten“, forderte der Rektor die Erstis auf. „Das gibt es so nicht überall.“ Eine Bitte schickte er aber gleich hinterher: „Vergessen Sie dabei Ihr Studium nicht.“

„Kathedralen der Wissenschaft“

Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) wies nachdrücklich auf die Bedeutung Stuttgarts als Wissenschafts- und Forschungsstandort hin. An zwei Universitäten, fünf öffentlichen und einigen privaten Hochschulen habe sich die Zahl der Studierenden von 26 000 im Jahr 2000 auf 62 000 im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. An diesen Hochschulen seien mehr als 15 000 Menschen beschäftigt, weitere 4000 an zahlreichen renommierten Forschungsinstituten. Nopper: „In Stuttgart stehen viele Kathedralen der Wissenschaft, aber keiner merkt es.“ Tatsächlich nähmen Stuttgart und die Region aber einen Spitzenplatz im Land und auch deutschlandweit ein. Und mit der Einweihung des Zentrums für Angewandte Quantentechnologie im vergangenen Jahr sei die Basis dafür gelegt worden, dass künftig Nobelpreise auch nach Stuttgart gehen würden. Der Beifall für den OB war groß – für seinen Hinweis, dass wie bereits der Wissenschaftsstandort auch der VfB hoffentlich bald wieder national und international vorne mitspielen werde, erntete er allerdings eher mitleidiges Lächeln und Kommentare.