Tiefe Rinnen und eine Verschwenkung (oben) bremsen Radfahrer auf dem Abschnitt des Bottwartalradwegs. Foto: Oliver von Schaewen

Die Stadt schützt an der Sommerhalde Anwohner des Bottwartalradwegs vor Rasern.

Steinheim - Raser gibt es nicht nur unter den Autofahrern. Rücksichtslos agieren zuweilen auch Radfahrer. Ein Lied davon können die Anwohner der Steinheimer Sommerhalde singen. „Hier sind viele mit einem zu hohen Tempo unterwegs“, erzählt eine Anwohnerin. Es habe auch schon Unfälle mit Verletzten gegeben. „In einem der Häuser leben zehn Kinder, die Familien sind besorgt.“ Weil die Wogen der Empörung hochschlugen, beschloss die Stadt Steinheim im November, den Streckenabschnitt des Bottwartalradwegs in der Nähe des Gemeindehauses Arche zu sichern. Jetzt ist ein Großteil des Projekts verwirklicht – und offenbar viele Radfahrer unzufrieden.

Wer die Pedaleure auf dem Radweg beobachtet, erlebt missmutige Mienen. Zwar warnen Verkehrsschilder vor Unebenheiten, doch die steil angelegten Entwässerungsrinnen sorgen für ein überraschend unangenehmes Holpern. Der Ärger ist in Form von Beschwerdemails bis zum Steinheimer Ordnungsamtsleiter Rolf Englert vorgedrungen. „Etliche Radfahrer haben sich in den zwei Wochen schon gemeldet“, bestätigt der Beamte, der die Bauausführung trotzdem für „absolut gelungen“ und „angemessen“ hält. Man wolle ja die Raser auf zwei Rädern zwingen abzubremsen. „Es gibt aber immer noch genügend Radfahrer, die da ungerührt mit 15 oder 20 Sachen darübersausen.“ Für Mountainbikes oder Räder mit entsprechender Federung stelle das kein Problem dar. Oft reagierten die Radfahrer aggressiv, wenn man sie anspreche – das führt Englert darauf zurück, dass es ein Landesradweg sei und sich die Radler auf öffentlichem Grund bewegten, was eine Anspruchshaltung fördere. „Es sind wohl auch hauptsächlich Leute, die selbst noch keine Kinder haben und die deshalb denken, man könne Kinder wie Maschinen darauf programmieren, sich vor dem Haus umsichtig zu verhalten.“ Rolf Englert habe aber auch auf die Anwohner eingewirkt, Radfahrer nicht unnötig zu provozieren, damit es nicht mehr zu unschönen Szenen komme. Quasi als Wellenbrecher dient eine Verschwenkung des Radwegs mit einem Holzaufbau. „Dort treffen die Radfahrer, die aus Richtung Kleinbottwar auf die Sommerhalde einbiegen, auf Autos, die von rechts hinten kommen und erst spät zu erkennen sind“, weiß Rolf Englert. Tempo aus dem Spiel zu nehmen, diene auch dem Schutz der Radfahrer.

Ein wesentlicher Teil des Konzepts fehlt aber noch. Das sind die Absperrbügel an den Eingängen des Radwegs zur Sommerhalde. Darauf hatten sich die Steinheimer Räte des Ausschusses für Technik und Umwelt im November verständigt. Schlagendes Argument damals: Ohne die Bügel könne man die Radler mit sportlichen Ambitionen nicht effektiv genug stoppen. Dass Entwässerungsrinnen bereits im Horrenwinkel verwendet würden und für Kinder eine erhöhte Sturzgefahr mit sich brächten, wurde in der Ausschusssitzung ebenfalls diskutiert. Letztlich entschied man sich aber für das komplette Maßnahmenbündel. „Wir hoffen, die Bügel im Herbst errichten zu können“, sagt Michael Knöpfle vom Bauamt. Zuvor müssten noch Sicherheit und Details der technischen Ausführung geklärt werden.