Hinter der Kelter soll Richtung Großbottwar ein Neubaugebiet entstehen. Foto: Werner Kuhnle

Die Fraktion des Gemeinderats argwöhnt, dass das Potenzial an Bauland mit dem Gebiet auf Jahre ausgereizt sein könnte. Wohnbau-Planspiele gibt es auch für zwei Gebiete in der Kernstadt.

Steinheim - Das von der Stadt Steinheim anvisierte Neubaugebiet Scheibenäcker in Kleinbottwar hängt seit Jahrzehnten in der Warteschleife. Nun rückt die Umsetzung immer mehr in Reichweite. Eine weitere Hürde nahm das Projekt am Dienstagabend. Da diskutierte der Gemeinderat über die Anregungen von Verbänden und Behörden zum städtebaulichen Entwurf – mit dem Ergebnis, dass einzelne Hinweise berücksichtigt werden und es im Detail Anpassungen geben soll, man im Kern aber am bisherigen Konzept festhalten will.

In einem nächsten Schritt soll Anfang 2020 der Bebauungsplanentwurf festgezurrt werden. Die Satzung könnte nach einer neuerlichen Anhörung der Öffentlichkeit im Frühjahr 2020 beschlossen werden, die Erschließungsarbeiten 2021 starten.

Die Entscheidung, das Verfahren weiter voranzutreiben, haben auch die Grünen mitgetragen. Allerdings machte ihr Fraktionschef Rainer Breimaier einmal mehr deutlich, dass ihm die Dimensionen, die das Gebiet angenommen hat, nicht schmecken. Die ursprünglich erwogene Version mit 3,6 Hektar habe man mitgetragen. „In seiner jetzigen Größe von sieben Hektar halten wir das Gebiet aber für überdimensioniert“, monierte Breimaier. Insofern stehe man hinter dem Einwand des Landesnaturschutzverbands, der in seiner Stellungnahme hervorhebt, dass das Plangebiet zu üppig bemessen sei. „Es sind alle Maßnahmen auszuschöpfen, das Gebiet zu verkleinern. Vor diesem Hintergrund wird empfohlen, deutlich mehr Mehrfamilienhäuser festzusetzen als vorgesehen“, regt der Umweltverband an. Breimaier beantragte, dieser Forderung zu folgen, und erklärte, dass das Potenzial zur Eigenentwicklung, das Steinheim zugestanden wird, durch die 200 neuen Wohneinheiten mit einem Schlag aufgebraucht sein könnte. Insofern drohe ins Auge gefassten Projekten der Nachverdichtung wie an der Murrer Straße oder rund um den Bauhof das Aus, weil die Region einen Riegel vorschiebt. „Oder können Sie uns heute garantieren, dass die Berücksichtigung der zusätzlichen Wohnbaufläche im Gebiet Scheibenäcker in der Bauflächenbilanz der Flächennutzungsplanfortschreibung keine negativen Auswirkungen auf die vorher genannten innerstädtischen Entwicklungsflächen hat“, fragte er in Richtung Verwaltungsspitze.

Man könne nichts versprechen, solange keine konkreten Planungen und damit keine entsprechenden Stellungnahmen vorliegen, erwiderte der Bürgermeister Thomas Winterhalter. Man habe sich mit den Verantwortlichen beim zuständigen Verband Region Stuttgart aber schon über das Gebiet an der Murrer Straße, das so genannte Sigrist-Areal, ausgetauscht. „Dabei haben wir sehr positive Signale erhalten, dass die Idee, die die Stadtverwaltung entwickelt hat, funktionieren könnte“, sagte der Rathauschef. Gesprochen habe man mit den Planern in der Landeshauptstadt zudem über das Gelände rund um die Feuerwehr und den Bauhof, sagt der Schultes auf Nachfrage. Auf diesem Areal könne mittel- bis langfristig ebenfalls Wohnraum entstehen, wenn die beiden Einrichtungen an andere Standorte verlagert worden sind. Stand heute seien also aus diesen Überlegungen keine Nachteile zu befürchten, betonte Winterhalter in der Sitzung. Auch über die Scheibenäcker habe man sich mit dem Verband Region Stuttgart vorab ausgetauscht.

Rückendeckung bekam die Verwaltung für ihre Position zur Größe des Gebiets in Kleinbottwar von den anderen Fraktionen, die den Grünen-Antrag bei zwei Enthaltungen aus den Reihen der CDU ablehnten. Der aktuell gültige Flächennutzungsplan stamme aus dem Jahr 2010, konstatierte Timo Renz von den Freien Wählern. Inzwischen herrschten ganz andere Voraussetzungen auf dem Markt, betonte er. Das hatte zuvor auch Annette Grimm von der SPD angemerkt. Der Bedarf an Immobilien sei gestiegen. Insofern werde die Region die Gemengelage mittlerweile wohl anders bewerten. Wegen der großen Wohnraumnot habe man dem Neubaugebiet auch zugestimmt. Vor allem, weil bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden könne. „Aber auf Dauer kann man so natürlich nicht weitermachen“, sagte Grimm im Hinblick auf den Flächenverbrauch, der mit der Ausweisung solcher Areale verbunden ist.