Im Bauamt, das im Kleinbottwarer Rathaus untergebracht ist, wird es einen Führungswechsel geben. Foto: avanti

Christoph Beyer verlässt die Urmenschstadt nach vier Jahren. Er wird der neue Leiter des Stadtplanungsamtes in Fellbach. Die Reaktionen der Fraktionsvorsitzenden auf seinen Weggang sind unterschiedlich.

Steinheim - Der Leiter des Bauamtes, Christoph Beyer, kehrt Steinheim zum 31. Mai den Rücken. Die Gemeinderatssitzung am 3. Mai wird wohl aufgrund von Resturlaub seine letzte sein. Beyer wird in Fellbach die Leitung des Stadtplanungsamtes übernehmen. Während der Amtszeit des 52-Jährigen hätten in intensiver Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung wichtige Projekte entschieden und umgesetzt werden können, heißt es in einer Mitteilung von Bürgermeister Thomas Rosner.

Im nicht öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung der Stadt Fellbach sind am frühen Dienstagabend die Würfel für Christoph Beyer gefallen, bestätigt der dortige Leiter des Bereiches Pressearbeit, Arnold Marhoffer, auf Anfrage. Die Leitungsstelle Stadtplanungsamt ist seit einem halben Jahr vakant. Mehrere Ausschreibungen hatten bislang nicht das erhoffte Ergebnis gebracht. Beyer wird sich in Fellbach vor allem um sein Steckenpferd, die Themen Stadtentwicklung und Flächennutzungsplanung, kümmern. Das Stadtplanungsamt ist wie das Bauordnungsamt, das Tiefbauamt sowie das Hochbauamt dem Baudezernat unterstellt, das Baubürgermeisterin Beatrice Soltys anführt.

Die Leitung des Steinheimer Bauamtes hatte Beyer im April 2012 von Gerhard Metzger übernommen. In den vergangenen vier Jahren hatte er in Sitzungen des Stadtrates immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik gestanden. Ob seine Entscheidung mit den Spannungen zwischen ihm und Teilen des Gremiums beziehungsweise den Spannungen im Rathaus zu tun hatte, dazu äußerte sich Beyer gestern nicht. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und reiflich überlegt, betont er. Doch der Reiz der Aufgaben in Fellbach sei zu groß, fügt er an und verweist auf seinen Studienschwerpunkt Städteplanung. Von Räten war unter anderem immer wieder moniert worden, dass zu viele Arbeiten fremdvergeben würden, Infos nicht fließen, Vorlagen unzureichend seien und Projekte auf die lange Bank geschoben würden beziehungsweise nichts voran ginge.

Christoph Beyer hatte stets auf die fehlende personelle Kapazität und die daraus resultierende Überlastung in seinem Amt hingewiesen. Der gebürtige Darmstädter hatte sich Ende 2011 gegen neun Mitbewerber durchgesetzt. Vor seiner Aufgabe in der Urmenschstadt war er in Ditzingen Bauamtsleiter und wurde nach einer Umstrukturierung der dortigen Verwaltung 2010 Koordinator zentraler Projekte. In Steinheim hatte er sich beworben, weil er wieder mehr Verantwortung haben wollte und weil er die Stadt an der Murr als eine „liebenswerte Kommune mit Potenzial“ wahrgenommen hatte. Stadtentwicklung, hatte Beyer im Gespräch mit unserer Zeitung betont, könne nur mit kreativen Ideen, einer mutigen Verwaltung und einem aufgeschlossenen Gemeinderat gelingen. Doch der Schulterschluss war schwierig.

CDU-Chef Manfred Waters, der in der Vergangenheit selbst mehr als einmal Kritik in Richtung Bauamtsleitung geäußert hatte, zeigte sich gestern dennoch „etwas überrascht“. Ob der Druck aus dem Gremium zur Kündigung geführt habe, könne er nicht beurteilen. Für Steinheim sei der Zeitpunkt jedoch „ungünstig“. Schließlich seien unglaublich viele Projekte und Themen am Laufen und eine Ausschreibung beziehungsweise die Besetzung der Stelle dauere sicher mindestens sechs Monate. „Auf das Personal im Bauamt kommt viel zu.“ Fest steht für den CDU-Chef jedoch, dass Steinheim für einen reinen Stadtplaner zu klein ist. „Auch die Kärnerarbeit einer schwäbischen Kleinstadt muss erledigt werden.“

Überrascht ist auch FW-Chef Timo Renz, der die Nachricht jedoch relativ nüchtern nimmt. „Reisende soll man nicht aufhalten.“ Dass der Druck seitens der Räte zu groß gewesen sein könnte, will er nicht gelten lassen. „Das muss man aushalten“, ist er überzeugt. Bei der Neubesetzung werde seine Fraktion erneut Wert darauf legen, dass der Leiter des Steinheimer Bauamtes mitanpacken muss.

Beyer habe Steinheim als Stadt vorangebracht, betont der Grünen-Chef Rainer Breimaier. Sein Weggang sei ein herber Verlust und komme zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Mit Vorgänger Metzger habe man jemanden gehabt, der sich um alles bis ins Detail gekümmert habe, Beyer habe jedoch ein anderes Verständnis von seiner Arbeit gehabt. „Es hat Vorwürfe gegeben, die nicht immer ganz substanziell gewesen sind. Bei manchem Kollegen hatte er nie wirklich eine Chance“, resümiert Breimaier.

Mit Verständnis und Bedauern reagiert SPD-Chefin Regina Traub auf die Nachricht. Beyer habe in kurzer Zeit viel angestoßen und ein gutes Gespür für Stadtentwicklung und Architektur. „Er ist die Stelle positiv angegangen.“ In den vergangenen Monaten habe sich jedoch verstärkt gezeigt, dass auch auf Amtsleiter-Ebene nicht gut zusammengearbeitet worden sei. „Und die ständige Mitleidstour von Bürgermeister Rosner hat diese Diskrepanz noch geschürt.“ Traub wertet dies als ein weiteres Beispiel dafür, dass Rosner nicht in der Lage sei, ein Team kompetent zu führen.