Hans Christensen verlässt die SG bereits zum Saisonende wieder. Foto: Archiv (avanti)

Trainer Hans Christensen wird die Drittliga-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal zum Ende der laufenden Runde wieder verlassen.

Bottwartal - Die Zusammenarbeit zwischen Handball-Drittligist SG Schozach-Bottwartal und Trainer Hans Christensen wird nach nur einer Saison wieder enden – trotz des aktuellen sportlichen Höhenflugs, haben die SG-Frauen mit elf Siegen aus elf Spielen doch bislang eine makellose Bilanz vorzuweisen. „Bereits vor einigen Wochen bat Hans Christensen um ein Gespräch mit den Verantwortlichen der SG. Schnell war klar, worum es ging: Hans wird den Verein nach nur einer Saison leider wieder verlassen. Die Gründe liegen im privaten Bereich und im doch sehr großen Aufwand, den Hans betreiben muss, um von Pforzheim nach Beilstein ins Training zu kommen“, heißt es in einer Pressemitteilung der SG.

Bereits vor der Saison sei dies ein Punkt in den Gesprächen gewesen. „Beide Seiten waren sich damals einig, das Wagnis einzugehen.“ Nun scheint aber klar zu sein, dass die Belastung trotz des sportlichen Erfolgs zu groß ist. „Ich habe bereits nach der Vorbereitung das Gefühl gehabt, dass der zeitliche Aufwand höher ist, als Hans sich das selbst gedacht hat“, sagt Teammanagerin Denise Geier. „Es ist ja immer eine Sache, dass man im Vorfeld sagt ,Ich bekomme das hin!’, aber eben eine andere, wenn man es dann Woche für Woche durchziehen muss. Er hat uns dann doch sehr frühzeitig informiert, dass er nach dieser Saison nicht weitermachen wird. Das ist sehr schade, aber ich kann es durchaus verstehen. Ich habe zum Teil mitbekommen, wie lange Hans Christensen spätabends noch unterwegs war.“

„Ich hasse es, im Stau zu stehen.“

Christensen selbst sagt, dass er zwar gewusst habe, worauf er sich einlasse. „Aber ich bin nicht so gerne unterwegs und ich hasse es, im Stau zu stehen. Es war dann letztlich so, dass ich meine Tochter zwei Tage in der Woche gar nicht sehe. Zusammen mit der beruflichen Belastung habe ich einfach das Gefühl gehabt, dass ich zu viel verpasse und zu viel Zeit auf der Straße verbringe – so sehr mir die Arbeit in der Halle nach wie vor Spaß macht.“ Eine neue Aufgabe im Handball mit vielleicht weniger zeitlichem Aufwand und in räumlicher Nähe zu seinem Wohnort wolle er vorerst nicht suchen. „Ich bringe die Aufgabe bei der SG zu Ende, hoffentlich gut.“ Dann sei aber erstmal Pause. Wobei er einschränkt: „Man soll ja niemals nie sagen.“ Andererseits sei ein Engagement zum Beispiel bei einer Landesligamannschaft mit nur zweimal wöchentlichem Training „schwer vorstellbar“.

Die Mannschaft hat Christensen nach dem Spiel gegen den TV Möglingen Anfang November von seinem Abschied informiert. „Er wollte das selbst machen“, so Denise Geier, die sich zusammen mit den anderen Verantwortlichen dementsprechend schon eine ganze Weile mit der Suche nach einem Nachfolger beschäftigt. „Wir sind mit einigen Kandidaten im Gespräch. Vor Weihnachten werden wir eine Lösung für die Saison 2022/23 präsentieren.“ Eine zeitnahe Entscheidung sei auch deshalb notwendig, „weil wir ja den Spielerinnen etwas präsentieren möchten, wenn wir über die nächste Saison sprechen. Wenn man da nicht sagen kann, wer der Trainer sein wird, dann sind solche Gespräche immer sehr schwierig.“

Die 2. Bundesliga ist ein Thema.

Zudem im Falle der SG Schozach-Bottwartal ja auch noch die Frage im Raum steht, in welcher Liga man nächste Saison spielen wird. Hans Christensen hatte bereits nach Ende der Hinrunde gesagt: „Wen man 20:0 Punkte hat, wäre es ja lächerlich zu sagen, dass man nur den Klassenerhalt schaffen will. Natürlich muss man sich mit dem Thema 2. Bundesliga beschäftigen.“ Wobei er nun also „nur noch“ dafür zuständig sein wird, diesen Sprung möglicherweise sportlich zu schaffen. Die finanziellen Aspekte „sind nicht mein Tisch“, wie der Däne sagt. Darum müssen sich Denise Geier und die SG-Verantwortlichen kümmern.

„Die finanziellen Anforderungen sind schon nochmal eine andere Hausnummer“, weiß die Teammanagerin. „Wir werden uns deshalb demnächst auch mit allen Vorstandsmitgliedern innerhalb der SG zusammensetzen und diskutieren, ob das Projekt zu stemmen wäre. Einreichen müssten wir die Unterlagen bis zum 1. März.“ Und auch mit den Spielerinnen werde man sich zusammensetzen, um zu sehen, wer in der zweiten Liga mit dabei wäre. Svenja Kaufmann zum Beispiel kam ja aus der 1. Bundesliga in Neckarsulm zur SG, gerade weil die zeitliche Belastung zu groß geworden war. „Sie ist aber auch eine Spielerin, bei der sicherlich auch Kompromisse möglich wären“, erklärt Denise Geier.

Junge Talente sind auch für andere Vereine interessant.

Auf der anderen Seite gibt es einige junge Spielerinnen im Kader, auf die auch andere Vereine bereits ein Auge geworfen haben. U19-Nationaltorhüterin Rena Keller ist eine davon, Linksaußen Hannah Hönig, die derzeit die Torschützenliste der 3. Liga anführt, eine andere. Zudem gibt es mehrere Spielerinnen, die über die Kooperation der SG Schozach-Bottwartal mit dem Zweitligisten VfL Waiblingen gekommen sind, mit dem man dann ja möglicherweise in Konkurrenz stünde. „Aber im Moment sieht es ja so aus, als würde Waiblingen in die erste Liga aufsteigen“, sagt Denise Geier. „Wir sind auf jeden Fall mit allen Spielerinnen im Gespräch und haben auch Kontakte zu möglichen Neuzugängen von außen.“ So oder so ist eines sicher: Langeweile wird bei der SG-Teammanagerin und ihren Mitstreitern in den kommenden Wochen und Monaten wohl kaum aufkommen.