Innerhalb von 15 Minuten liegt bei den Schnelltests Foto: dpa-tmn/Sven Hoppe

Pleidelsheim hat in Sachen Schnelltest bereits Fakten geschaffen, Großbottwar will sein Angebot ausbauen. In Erdmannhausen und Marbach sind die ersten Vorbereitungen getroffen.

Marbach/Bottwartal - Vom 1. März an soll sich laut Gesundheitsminister Jens Spahn jeder kostenlos einem Corona-Schnelltest unterziehen können. Wie das umgesetzt werden kann in den einzelnen Ländern und Kommunen und ob es das Angebot wirklich flächendeckend geben wird, steht zum Teil noch in den Sternen. Bislang besteht nur der Wunsch. Bereits sicher ist dafür, dass Erzieher und Lehrer sich ab sofort zweimal wöchentlich testen lassen können. Den Schulen wurde dieser Anspruch in dieser Woche per Brief mitgeteilt. Während mancherorts noch unklar ist, was der Vorstoß von Jens Spahn zu bedeuten hat und wo die Schulen ihre Schnelltests machen können, hat Pleidelsheim längst Fakten geschaffen.

Bereits im November hatte die Gemeinde rund 500  Schnelltests bestellt. Seit Mitte Januar sind diese da. „Wir haben damit erst die Mitarbeiter der Sozialstation getestet, und seit drei Wochen testen wir jetzt auch die Erzieher regelmäßig“, berichtet Pleidelsheims Bürgermeister Ralf Trettner. Vorgenommen werden die Tests von einer Mitarbeiterin der Sozialstation. Diese wird ab sofort auch regelmäßig einen Abstrich bei den Lehrern der Friedensschule nehmen. „Wir haben mit der Schulleitung ausgemacht, dass diese Tests erst einmal alle über die Gemeinde laufen“, sagt Trettner, der seinen Ort auch für die nächsten Wochen gut gerüstet sieht. Nicht zuletzt, da er am Sonntagabend einem Aufruf der Landesregierung gefolgt war und so weitere 1100 Tests für seine Gemeinde organisieren konnte, die der Bauhof bereits am Mittwoch abgeholt hat. „Des Weiteren sind wir jetzt an einem Anbieter dran, der eine Lieferzeit von drei Wochen garantiert“, berichtet der Rathauschef.

Vorstellen könnte sich Ralf Trettner, dass man damit „vielleicht zusammen mit dem DRK zweimal in der Woche für zwei Stunden ein offenes Test-Angebot macht, zu dem dann jeder auch ohne Anmeldung kommen kann“. Gespräche diesbezüglich soll es in den kommenden Tagen geben. Bereits klar ist, dass die Corona-Schwerpunktpraxis Dr. Herbers & Müller und die Praxis von Dr. Monika Herbers in Pleidelsheim dem Aufruf von Jens Spahn folgen werden. Ab 1. März werden hier kostenlose Schnelltests für alle Bürger angeboten. Das haben Gespräche zwischen der Gemeinde und den Praxen ergeben. „Die Tests kommen hierbei jedoch nicht von uns, sondern um die werden sich die Praxen selbst kümmern“, erklärt der Schultes, der extrem froh ist, seinen Bürgern so ein Angebot machen zu können. „Wir sind gewappnet“, findet er.

Auch in Marbach ist man auf die schrittweise Rückkehr in den Schulalltag und die Aufnahme des Regelbetriebs in den Kindergärten vorbereitet. „Wir starten gleich am Montag mit Schnelltests“, berichtet Franziska Wunschik, die Erste Beigeordnete. Von da an werde das Personal in den Einrichtungen immer am Wochenanfang und mittwochs auf eine Corona-Infektion hin überprüft. Rund 130 Personen würden jeweils durchgecheckt. Die Schnelltests werden bei Mitarbeitern in den Kindergärten und den Betreuern in der Ganztagsschule gemacht. Als Kooperationspartner hat man dafür die Schiller-Apotheke gewonnen, die von Kita zu Kita fahren wird, um zu erheben, ob sich womöglich jemand das Virus eingefangen hat. „Die Testung der Erzieher und Erzieherinnen und des Betreuungspersonals der Ganztagsschule ist für die Kommunen kostenlos. Die Kommunen haben für ihr Personal Berechtigungsscheine erhalten. Die Lehrer haben die Berechtigungsscheine für die Testung direkt erhalten“, erklärt Wunschik.

Keine weitergehende Initiative hat die Stadt Marbach vom 1. März an geplant, wenn kostenlose Schnelltests für jedermann kommen sollen. Es werde vonseiten der Kommune Stand jetzt keine zentrale Teststelle oder dergleichen organisiert, sagt die Erste Beigeordnete. Dr. David Strodtbeck kündigt aber schon an, dass in seiner Corona-Schwerpunkt-Praxis in der Schillerstadt Bürger zwecks einer schnellen Analyse vorbeischauen könnten, wenn die angekündigten kostenlosen Tests für die Allgemeinheit am 1. März kommen. „Bereits ab Montag können sich außerdem Erzieher und Lehrer bei uns testen lassen“, sagt er.

In Großbottwar ist die Stadtverwaltung dabei, die Zusammenarbeit mit dem DRK-Ortsverein auszubauen, der seit drei Wochen zweimal wöchentlich in der Harzberghalle Corona-Schnelltests und -Antikörpertests für die Bürger der Stadt für je 20 Euro anbietet. „Wir wollen das weiter intensivieren“, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann, der am Montag das weitere Vorgehen mit dem DRK abstimmen wird. „Es macht ja auch keinen Sinn, wenn es in der Harzberghalle etwas kostet, an anderer Stelle dann aber nicht mehr.“ Auch mit der Ärzte- und Apothekerschaft vor Ort wolle man sich abstimmen, um organisatorisch gut aufgestellt zu sein. Bereits vor Weihnachten hatte die Stadt Schnelltests gekauft, und auch in dieser Woche konnten „die von uns benötigten Tests“ vom Land organisiert werden, so Zimmermann. Am Sonntag steht mit dem DRK auch die erneute Testung der Erzieherinnen und des weiteren Personals in den Betreuungseinrichtungen an, nachdem es bereits einen Durchgang gegeben hatte. Übergehen soll dies nun in einen festen Rhythmus, dessen Details noch nicht abschließend geklärt sind. „Mit sechs städtischen Kindergärten ist das eine Herausforderung. Aber in Corona-Zeiten hat dieser dezentrale Aufbau ja auch Vorteile“, sagt Ralf Zimmermann.

Am kommenden Montag werden auch in Erdmannhausen die Erzieher im Rathaus getestet. Dazu hat sich die Gemeinde eine Krankenschwester und genügend Tests selbst organisiert, erklärt Bürgermeister Marcus Kohler. Geplant sei, das dann künftig zweimal wöchentlich zu machen. Allerdings sieht sich der Erdmannhäuser Bürgermeister in der Umsetzung von der „großen Politik“ allein gelassen. „Da werden Dinge vorgegeben, die nicht zu Ende gedacht sind. Das ist ärgerlich“, moniert Kohler. Denn: Sinnvollerweise sollten die Tests für die rund 60 betroffenen Mitarbeiter der Gemeinde seiner Meinung nach auch vor Ort in Erdmannhausen stattfinden und nicht an deren Wohnorten. Schließlich müsse die morgendliche Startzeit im Kindergarten gewährleistet sein und man müsse ausschließen, dass zig Menschen Praxen und Apotheken überrennen. „Mir wäre es also am liebsten, wenn wir das selbst organisieren und die Rechnung dann an das Land stellen könnten“, so Kohler. Dann wüsste er nämlich, „dass es organisatorisch klappen würde“. Gleiches gelte für die Schnelltests für jedermann. Kohler: „Das würden wir dann eher in der Halle auf der Schray organisieren. Aber es sollte nicht sein, dass die Erdmannhäuser zum Schnelltest nach Marbach oder Ludwigsburg müssen.“ Momentan müsse man allerdings auf Sicht fahren. „Ich warte noch auf Antworten seitens des Landes.“

INFO: DER LANDKREIS LUDWIGSBURG UNTERSTÜTZT

Zwei Maßnahmen: Bei den Schnelltestungen von Lehrern und Schülern auf das Corona-Virus unterstützt der Landkreis Ludwigsburg seine Städte und Gemeinden durch gleich zwei Maßnahmen. Er fährt die bestehende Drive-in-Teststelle an der MHP-Arena in Ludwigsburg hoch: Ab 22. Februar können sich dort Berechtigte mit Berechtigungsschein – Lehrer, Schüler und Angehörige der Hilfsorganisationen – in Ergänzung zu den bestehenden Angeboten in den Kommunen testen lassen.  Außerdem entsendet der Landkreis bereits ab 24. Februar zwei Mobile Testteams an die Schulen in seiner Trägerschaft, also die Beruflichen Schulen und die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), um dort Lehrer und bei Bedarf Schüler zu testen.


Frage der Finanzierung: „Wir wollen so die Wiederaufnahme des Schulbetriebs erleichtern und absichern“, sagt Landrat Dietmar Allgaier. Gleichzeitig richtet er einen dringenden Appell an Land und Bund: „Die Finanzierung der Teststrategie muss schnell und zweifelsfrei geklärt werden.“ Bis dahin wird der Landkreis die Maßnahmen zwischenfinanzieren.


Niedriger Inzidenzwert: Landrat Allgaier nahm den aktuellen 7-Tage-Inzidenzwert von 26,2 (Stand: 18. Februar) zum Anlass, sich bei der Bevölkerung des Landkreises zu bedanken: „Ein Großteil  hält sich an die einschränkenden Maßnahmen und die Abstands- und Hygieneregeln, was sich an dem deutlich gesunkenen 7-Tage-Inzidenzwert ablesen lässt, der zurzeit einer der niedrigsten in Baden-Württemberg ist.“ red