Birger Laing (links) und Edgar Maurer von den Marbacher Weingärtnern stoßen auf Schiller und Goethe an. Foto: Werner Kuhnle

Birger Laing vom Marbacher Schillerverein hat die Schillerwoche mit einer Lesung eröffnet.

Der Mann hat’s einfach drauf: Zum Auftakt der Schillerwoche gab es erneut eine Lesung mit Birger Laing. Der zweite Vorsitzende des Marbacher Schillervereins zog mit seinem interessanten wie kompetenten Vortrag knapp 40 Zuhörer in den Bann. Das Sujet „Goethe und Schiller“ – für Laing „die Freundschaft eines Jahrhunderts“ – bot dank einer durchchoreografierten und emotional unterfütterten Aufbereitung viel Lebendigkeit und historische Einbettung.

Ungleiche Herkunft

Laing fokussierte sich mit „Zwei Leben“ zunächst auf die unterschiedliche Startsituation beider Dichter. Im steten Wechsel von „Hier“ (das kleine Landstädtchen Marbach) und „Dort“ (die freie Reichsstadt Frankfurt) skizzierte er das wirtschaftliche wie bildungspolitische Ungleichgewicht beider Heranwachsenden. Die gesamte Familie Schiller lebte in einem kleinen Zimmer von nicht einmal 20 Quadratmetern. Goethes Vater besaß zwei Häuser, die er zu einem repräsentativen Gebäude mit mehr als 20 Zimmern im Stil des bürgerlichen Rokoko zusammenfügen ließ. Die Kinder hatten sogar ein eigenes Zimmer nur für ihr Puppentheater.

Eine Gegenüberstellung gab es auch beim kulinarischen Begleitprogramm der Marbacher Weingärtner, das die Lesung ergänzte: Erst einen Secco vom Trollinger Blanc de Noir, dann eine Cuvée Tobias Mayer und abschließend der Lemberger Don C.

Leidenszeit in der Karlsschule

Und auch als die Lesung in Richtung Erwachsensein vorankam – Goethe ist zehn Jahre früher geboren – kristallisierten sich nach wie vor große Unterschiede heraus. Während sich Goethe als junger Mann bereits anschickte, seinen Weg als Universalgenie zu gehen, steht bei Schillers Entwicklung mehrfach die Frage im Raum: „Und was tat unser Schiller, während Goethe mitten im Sturm und Drang tobte?“ Der mehrfach zu hörende Satz: „Er lernt und exerziert und leidet in der Karlsschule.“

Doch wer sich mit den beiden Dichtern auskennt, der weiß, dies ändert sich gewaltig in den „Erwachsenenjahren“. Gespickt sind die Ausführungen mit Briefauszügen, Zitaten von Zeitzeugen, Gedichten sowie Betrachtungen. Und der rote Faden führt schließlich zur Blüte der beiden Dichter und der bis zum Tode Schillers andauernden Freundschaft mit Goethe. „Eine, die für die Literatur gar nicht überschätzt werden kann“, sagte Birger Laing.