Jonas Zachmann und seine Mutter Doro haben eine ergreifende und berührende Lesung abgehalten. Foto: avanti

Wie reich das Leben auch mit Down-Syndrom sein kann, zeigte eine Lesung.

Jonas Zachmann ist 26 Jahre alt, liebt Pizza, Döner und Burger, schaut gerne Filme auf seinem Laptop und hat Spaß beim Tanzen. Was ihn von anderen jungen Männern unterscheidet: Er hat zusammen mit seiner Mutter schon zwei Bücher geschrieben. Und er hat das Down-Syndrom. Am Samstagabend war er zusammen mit seiner Mutter Doro zu Gast in der Ludwig-Hofacker-Kirche und hat mit ihr aus dem neuesten Buch „Bin kein Star, bin ich“ gelesen. Dabei haben die beiden die etwa 70 Besucher zum Lachen und zum Nachdenken gebracht, und ab und zu konnte man auch sehen, wie sich der eine oder die andere verstohlen eine Träne aus dem Auge gewischt hat.

Besondere Bedeutung hatte der Auftritt der beiden Zachmanns vor dem Hintergrund der Debatte im Deutschen Bundestag darüber, ob Krankenkassen Bluttests vor der Geburt zahlen sollten, was zu einer vermehrten Abtreibung behinderter Kinder führen könnte. Und das, so wurde während der Lesung deutlich, wäre nicht nur ein Verlust für die Eltern, sondern auch für die Gesellschaft. „Die Welt hätte ein viel friedlicheres Gesicht, wenn alle deine Gabe hätten, den Menschen ein Lächeln zu entlocken, das aus der Seele kommt“, zitierte Doro Zachmann aus einem früheren Buch und erklärte: „Jonas ist für meinen Mann und mich ein ganz besonderes Geschenk von Gott; er lehrt uns, worauf’s im Leben wirklich ankommt.“ Jonas lebe maskenfrei, man wisse immer, woran man mit ihm sei, und das gelte im Positiven wie im Negativen. Er habe ein bewundernswert gesundes Selbstbewusstsein. Und er schreibe ihr immer noch wunderschöne Liebesbriefe: „Hand hoch, wer von Ihnen bekommt das noch von einem erwachsenen Sohn?“, fragte sie ins Publikum.

Dass Jonas auch schauspielerische Begabung hat, zeigte er, als er im Wechsel mit seiner Mutter eine besondere Version von Rotkäppchen las und dabei mit piepsiger Stimme wie ein kleines Mädchen sprach. Heitere Situationen wie die Auswahl von Farben für sein neues Zimmer in der Wohngemeinschaft, bei der Jonas zitronengelb zu sauer und eisblau zu kalt war, gehörten ebenso zum Lebensbericht der beiden wie eher brenzlige, als er versehentlich in den falschen Bus einstieg und 17 Kilometer entfernt von seinem Arbeitsplatz umherirrte, bis er von einem zufällig vorbeifahrenden Kollegen aufgegriffen wurde. Bilder von der Familie in verschiedenen Lebensphasen – Jonas hat drei ältere Schwestern –, unterlegt mit passender Musik, gewährten Einblick in das Leben der Zachmanns, das sicher nicht immer einfach und trotzdem reich ist.

Die enge Mutter-Sohn-Beziehung wurde durch viele spontane Umarmungen und ebensolche Wangenküsschen deutlich. Und Jonas selber? Er mache sich seit der Pubertät verstärkt Gedanken darum, was es heiße, das Down-Syndrom zu haben und damit behindert zu sein, sagte seine Mutter. Als er las: „Gott sagt, Jonas, ich hab’ dich lieb und du bist bester Jonas und Down-Syndrom ist nicht schlimm“, erstickten Tränen seine Stimme, worauf seine Mutter erklärte, er mache sich Gedanken über eine bevorstehende Operation, weil er auch mit einem Herzklappenfehler zur Welt gekommen sei. Und dennoch lautet das Fazit von Jonas nach einer ergreifenden und berührenden Lesung: „Alles gut so – Amen!“