Veranstaltungen wie die Kulturnacht wird es in dem ehemaligen Lichtspielhaus wohl nicht mehr geben. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Idee, das ehemalige Kino künftig als Veranstaltungsraum zu nutzen, lässt sich wohl nicht umsetzen. Eine Sanierung nach heutigen Maßstäben für Versammlungsstätten wäre zu aufwendig und damit zu teuer, sagt die Erste Beigeordnete der Stadt, Franziska Wunschik.

Marbach - Im Marbacher Gemeinderat kreisten die Diskussionen zuletzt schwerpunktmäßig um die künftige Ausgestaltung der Fußgängerzone, die Erweiterung des Industrie- und Technologieparks oder die Pläne des Betreibers für den Steinbruch in Rielingshausen. Etwas in Vergessenheit ist dabei die Frage geraten, wie es mit dem alten Kino in der Güntterstraße weitergehen soll. Ein Thema, das aber vom Bürgermeisterkandidaten Edwin Kubotat im Wahlkampf aus der Versenkung geholt wurde. Kubotat möchte nicht hinnehmen, dass das Gebäude weiter im Dornröschenschlaf vor sich hindämmert und will sich als Rathauschef dafür starkmachen, das Haus kulturell zu nutzen.

In seinem Programm bezeichnet er den Standort des Kinos als optimal. Es solle erhalten bleiben und für „Filme, Theater und Musik oder auch als offene Bühne“ genutzt werden. Von Bekannten habe er sich sagen lassen, dass das Gebäude gar nicht so marode ist, wie immer behauptet werde, und man es mit vergleichsweise einfachen Mitteln wieder als Kulturstätte herrichten könnte. Der amtierende Bürgermeister Jan Trost verweist bei dem Thema an seine Stellvertreterin, die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik. „Ich möchte ehrlicherweise im Wahlkampf nicht über die Presse Ideen und Vorstellungen anderer Mitbewerber diskutieren“, erklärt Trost seine Zurückhaltung im Hinblick auf den Vorstoß von Edwin Kubotat.

Franziska Wunschik macht indes auf Nachfrage klar, dass man das Gebäude keinesfalls mit überschaubarem Aufwand in Schuss bringen kann. „Das alte Kino ist baulich in keinem guten Zustand“, konstatiert die Erste Beigeordnete der Stadt. Um es für Veranstaltungen als Kulturstätte nutzbar zu machen, seien weitreichende Sanierungsmaßnahmen notwendig. „Beispielsweise die Gebäudesubstanz, brandschutztechnische Ertüchtigungen, Heizung, Lüftung, Sanitär, Haustechnik, Rettungswege, Lärmschutz und die Parkplatzsituation“, zählt sie ein ganzes Bündel an Gewerken auf, bei denen Hand angelegt werden müsste. Kurzum: „Das alte Kino kann leider nicht mit geringfügigen Mitteln zur Versammlungsstätte im Sinne der Veranstaltungsstättenverordnung hergerichtet werden.“ Dafür wären die Anforderungen zu hoch. Zwar seien die Kosten für eine Generalüberholung nicht erhoben worden, doch stehe angesichts der genannten Mängel fest, dass „eine Sanierung des Altbestands nicht wirtschaftlich ist“.

Eine große Lösung kann also in dem bestehenden Haus nahezu ausgeschlossen werden. Es gibt aber noch eine Hintertür für eine sehr abgespeckte Variante. Franziska Wunschik hält es für denkbar, das Gebäude zumindest so zu ertüchtigen, dass es vielleicht von einem kleinen Kreis von Personen in irgendeiner Form genutzt werden könnte, beispielsweise für einen Malkurs. Aber selbst dafür müsste die Stadt Geld in die Hand nehmen. Insofern müsse der Gemeinderat irgendwann darüber diskutieren, ob das gewünscht ist oder nicht.

Wann das alte Kino allerdings das nächste Mal wieder auf der Tagesordnung aufschlägt, ist ungewiss. „Leider hat die Coronapandemie die Schwerpunkte im letzten Jahr vorgegeben und wird diese vermutlich auch noch bis Mitte dieses Jahres vorgeben. Daher kann aktuell noch keine verlässliche Zeitschiene benannt werden“, erklärt Franziska Wunschik.

Letztmals wurde über die Zukunft des Gebäudes ausführlich im April vor zwei Jahren beraten. Damals sollte darüber entschieden werden, ob das Haus abgerissen werden und das Gelände anschließend provisorisch als Parkplatz genutzt werden soll. Der mittlerweile aus dem Gremium ausgeschiedene SPD-Rat Hans Martin Gündner hatte jedoch kurzfristig und erfolgreich den Vorschlag ins Spiel gebracht, zunächst per Gutachten klären zu lassen, was derzeit überhaupt noch im alten Kino möglich ist. Später sollte dann noch ein Architekturbüro ermitteln, was die Maßnahmen für einen Weiterbetrieb kosten würden. Und nun steht wenigstens schon einmal fest, dass das Gebäude nicht mehr für einen halbwegs vernünftigen Preis fit gemacht werden kann.