Unterhalb des Kreisels, zwischen Riedstraße und der Straße nach Marbach, sollte in Erdmannhausen ein neues Baugebiet entstehen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Erdmannhäuser Gemeinderat will sich in einer Klausur zunächst Gedanken machen, in welchem Umfang Bauflächen ausgewiesen werden sollen. In Affalterbach steht man ebenfalls vor der Frage, wie stark und wohin man wachsen möchte.

Erdmannhausen/Affalterbach - Rund 80 Wohneinheiten sollten hier angeordnet werden und um die 150  Frauen, Kindern und Männern ein neues Zuhause bieten. Doch bis jetzt ist auf der Fläche „Südwestliche Riedstraße“ in Erdmannhausen kein einziges Haus entstanden. Und ob dort auf den 1,15 Hektar jemals die Bagger anrücken, scheint längst keine ausgemachte Sache mehr zu sein. Bürgermeister Marcus Kohler kündigt auf Nachfrage an, dass der Gemeinderat im Sommer im Rahmen einer Klausur zunächst darüber diskutieren müsse, welche Strategie in Sachen Wohnbebauung in der Zukunft gefahren werden soll.

Der Rathauschef erinnert daran, dass Erdmannhausen als S-Bahn-Anrainer vom Verband Region Stuttgart mehr Spielraum bei der Ausweisung neuer Siedlungsräume erhalten soll. Nun müsse man sich darauf verständigen, ob man diese Möglichkeit ausnutzen will und wenn ja, wo genau, in welchem Umfang und in welcher Art. Grundsätzlich habe man bei der Entwicklung von Quartieren drei Optionen. Zum einen könne man über ein Baulückenkataster auf die Eigentümer in bereits erschlossenen Gebieten zugehen und so versuchen, frischen Wohnraum zu gewinnen. Zum anderen wäre es denkbar, in Ortsrandlage über Arrondierungen den Weg zum Bau zusätzlicher Einheiten freizumachen. Und drittens könne man quasi auf der grünen Wiese neue Areale ausweisen. Da aber der Kurs in der Frage eben noch nicht festgezurrt ist, ergebe es auch keinen Sinn, auf den Eigentümer der Grundstücke an der Riedstraße zuzugehen, um dieses Projekt weiter voranzutreiben.

Vor ähnlichen Weichenstellungen in puncto Wohnbau steht auch die Nachbargemeinde Affalterbach. Die Kommune am Apfelbach liegt zwar nicht direkt an der S-Bahn, aber doch im unmittelbaren ÖPNV-Einzugsbereich und soll deshalb von der Region ebenfalls mehr Freiraum für die bauliche Entfaltung erhalten. Konkret gehe es um ein Plus von 1,1 Hektar in den nächsten Jahren, sagt Bürgermeister Steffen Döttinger. Damit könnten statt 3,1  Hektar nun 4,2 Hektar frisches Bauland erschlossen werden. Erdmannhausen soll von der Region ein Sprung von aktuell 3,5 Hektar auf künftig 4,8 Hektar zugebilligt werden. Allerdings müsse der Gemeinderat am Donnerstag der von der Region beabsichtigten Aufstufung erst mal zustimmen, schränkt Döttinger ein. Entschließt sich das Gremium dafür, gehe es darum, sorgsam zu überlegen, wo entsprechende Areale entstehen könnten.

„Innerörtlich hätten wir noch eine Menge Potenzial“, erklärt Döttinger. Doch beim Akquirieren dieser Flächen müssten die privaten Eigentümer mitspielen. „Und das ist nicht immer der Fall und auch das gute Recht der Besitzer“, konstatiert er. Insofern dürfte es am Ende auf einen Mix aus Nachverdichtung und Außenentwicklung hinauslaufen, prognostiziert er. Wobei sich das mit der Außenentwicklung leichter anhört, als es in der Praxis tatsächlich ist. Rund um Affalterbach lägen etliche Landschaftsschutzgebiete. Dort hinein zu planen, sei eigentlich ein Tabu und auch äußerst schwierig, wie sich zuletzt beim Bau der neuen Brücke im Buchenbachtal gezeigt habe. „Deshalb scheidet eine Erweiterung am Lemberg zum Beispiel aus“, stellt Döttinger fest. Areale, bei denen die ökologischen Hürden formal nicht so hoch sind, finde man unter anderem Richtung Kirchberg oder Birkhau. „Eigene Flächen hat die Gemeinde hier wie generell im größeren Stil im Außenbereich aber keine“, sagt Steffen Döttinger.

Dazu kommt, dass momentan kein Wohngebiet aus dem bestehenden Flächennutzungsplan heraus entwickelt werden könnte. Einzige Ausnahme: das Quartier Hinter dem Kirchhof, das noch auf die 4,2 von der Region zusätzlich zugestandenen Hektar draufgepackt werden könnte. Für das Gebiet war sogar schon ein Bebauungsplan erarbeitet worden, doch die Umsetzung scheiterte vor einigen Jahren an der Umlegung. Ansonsten war Affalterbach in seiner baulichen Entwicklung bis 2016 quasi eingebremst, weil der Spielraum bis dahin durch das große Baugebiet Näherer Grund ausgereizt war, wie Döttinger erläutert.