Junge Leute sollen im Ort gehalten werden. Foto: dpa/Paul Zinken

Grüne und SPD wünschen sich Pilotprojekt in Erdmannhausen. Auf brach liegenden Flächen sollen Mini-Modulhäuser entstehen. Der Gemeinderat hat den Antrag kontrovers diskutiert, die Verwaltung zeigt wenig Begeisterung.

Erdmannhausen - Einige Wochen ist es her, seit die Erdmannhäuser Grünen- und SPD-Fraktion ihren gemeinsamen Antrag auf das Pilotprojekt „Wohnraum für Berufsstarter“ einbrachten. Die Idee: kleine, mobile Häuser auf befristet von der Gemeinde gepachtete Grundstücke stellen und an junge Erdmannhäuser vermieten. So sollen zum einen wertvolle Grundstücke zwischengenutzt, zum anderen Bürger am Ort gehalten werden, die sonst vielleicht der Brezelgemeinde den Rücken gekehrt hätten, weil sie nichts Passendes zum Wohnen finden (wir berichteten). „So können wir eine schöne Brücke bauen und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe“, formulierte die Grünen-Rätin Martina Glees-Brück.

In der jüngsten Sitzung vergangene Woche gab es mit dem Erdmannhäuser Martin Probst auch bereits einen ersten Anwärter auf das Projekt aus der Bürgerschaft. „Ich finde es gut, dass man versucht, ums Eck rum zu denken, und so die Problematik angeht“, sagte er. Seine Familie habe ein Grundstück in der Bahnhofstraße, das momentan nicht genutzt werde. Es für fünf Jahre als Wohnraum für Berufsstarter zu verpachten, könne er sich gut vorstellen.

Kontroverse Diskussion

Der Antrag selbst wurde im Anschluss vom Gremium kontrovers diskutiert. Dabei wurde klar, dass die Verwaltung und der Rest des Gemeinderats die Sache nicht ganz so enthusiastisch bewerten. Grundsätzlich halte er es „für eine ganz tolle Geschichte“, Wohnraum für Berufsstarter zu schaffen, so der Bürgermeister Marcus Kohler. Er sehe allerdings Probleme in Sachen Kosten, Energie und Klimaschutz.

So koste ein Tiny Haus etwa 100 000 Euro, führte die Hauptamtsleiterin Larissa Claus aus. Zudem seien die Baulücken in Erdmannhausen meist viel größer als dafür benötigt, was einen hohen Flächenverbrauch bedeute. Uwe Förster (Freie Wähler) sah es ebenso. „Das ist sicher ein sehr guter Ansatz, aber die Kosten sind recht hoch, und das ist für fünf Jahre nicht wirtschaftlich.“ Wie die Verwaltung wünscht sich auch Vanessa Gruber (CDU), das Thema in der Bauklausur im Sommer zu besprechen. „Die Idee hat Charme“, sagte sie über den Antrag. „Aber vielleicht kommen wir auf eine andere Lösung, wie etwa ein Haus mit Apartments.“ So könnte man gleich mehrere junge Leute unterbringen. Auch wenn das Thema in der Bauklausur noch einmal auf die Agenda soll, Grüne und SPD zeigen sich im Nachgang der Diskussion enttäuscht. „Weg von zementierten Denkweisen, Ressentiments und Altbewährtem und einmal offen und ohne Vorurteil über Neues diskutieren, das gelang dem Erdmannhäuser Gemeinderat und der Verwaltung leider nicht wirklich“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der beiden Fraktionen. „Eine intensive Diskussion über die zwei großen Problemstellungen kam gar nicht erst zustande, stattdessen erstickte die Darstellung ungewisser hoher Kosten und etwaiger bau- und wohnrechtlicher Hürden seitens der Verwaltung die Diskussion im Keim.“

Vertane Chance

Sicher könne man über vieles diskutieren, etwa die Ausgestaltung, das Baurecht, die Kosten . . . „Aber nur ein ,Wollen wir nicht’, wie am Donnerstagabend in den Raum gestellt, ist einfach eine vertane Chance, neue Wege zu denken. Wir wollen innovativ weiter denken und hoffen, dass wir doch noch in eine konstruktive Diskussion zu neuen Konzepten gegen Wohnungsnot einsteigen können.“