Kleine Modulhäuser könnten für junge Menschen ein Einstieg ins Wohnen auf eigenen Beinen vor Ort sein. Foto: dpa/Paul Zinken

Jungen Leuten im Ort eine Möglichkeit zum Wohnen zu bieten – das ist der Wunsch der Grünen und der SPD in Erdmannhausen. Modulhäuser auf von der Gemeinde gepachteten Grundstücken auf Zeit könnten die Lösung sein.

Erdmannhausen - Vielleicht – wenn alle mitziehen – könnte sich Erdmannhausen bald ein Pilotprojekt auf die Fahnen schreiben: Wohnraum für Berufsstarter. Die Grünen und die SPD im Gemeinderat haben in der Sitzung am Donnerstag einen Antrag eingebracht, wonach genau das umgesetzt werden soll. „Erdmannhausen ist eine tolle Gemeinde. Wir alle genießen es, hier zu leben“, sagte die Grünen-Sprecherin Martina Glees-Brück. „Aber das muss man sich erst mal leisten können.“ Die Baulandentwicklung der vergangenen Jahrzehnte sei deutlich auf einkommensstarke Bürger ausgerichtet gewesen. „Das preisgünstige Segment ist lange Zeit vernachlässigt worden. Mit der Folge, dass junge Leute, die in den Beruf starten, im Ort keine bezahlbare Wohnung finden können.“ Doch eigentlich wäre es ja gut, wenn die jungen, aktiven Menschen da bleiben könnten – was also tun, fragten sich die Fraktionen. „Gleichzeitig gibt es in Erdmannhausen viele erschlossene, aber unbebaute Grundstücke in Privatbesitz – gerne ,Enkelstückle’ genannt, weil sie oft über Jahrzehnte brach liegen“, führte Glees-Brück weiter aus.

Die Idee hinter dem Antrag von Grünen und SPD fußt auf einer Kombination verschiedener Gegebenheiten: Mobile Häuser auf befristet von der Gemeinde gepachteten Grundstücken werden befristet an junge Berufsstarter vermietet. Die mobilen Häuser sollen qualitätsvoll sein, betonte Martina Glees-Brück und zeigte in der Gemeinderatssitzung einige Beispiele. Sie können rückstandslos versetzt werden und brauchen zum Teil nur Erdungsschrauben als Fundament, was bedeutet, dass das Grundstück unverändert bleibt. „Die Qualität dieser Modulhäuser ist mittlerweile hervorragend, Materialien und Ausstattung entsprechen den neuesten Standards – das sind keine Wohnwagen mehr“, erklärte die Grünen-Sprecherin.

Der Antrag wurde eingebracht und nicht weiter diskutiert. Auf Nachfrage ist Martina Glees-Brück aber sehr gespannt darauf, wie die Gemeinderatskollegen die Sache sehen werden. „Wir können so nicht den großen Wurf machen, aber ein bisschen was. Außerdem wollen wir auch ein Stück weit eine Diskussion anstoßen, wie Wohnformen in Zukunft sein können.“ Nicht zuletzt könnte man es mit einem solchen Projekt auch in die internationale Bauausstellung schaffen oder einen Architekten-Wettbewerb veranstalten.

Für eine sehr spannende Sache hält Thomas Kiwitt, der Leitende Technische Direktor des Verbands Region Stuttgart (VRS), den Antrag der Erdmannhäuser Grünen und SPD. In Stuttgart habe es ähnliche Projektansätze schon einmal gegeben, seines Wissens nach anderswo nicht. „Das wäre sehr innovativ für eine Gemeinde dieser Größe“, lobt er. Kiwitt findet, dass das Projekt in die richtige Richtung geht. „Die Einstiegspreise beim Wohnen sind extrem hoch. Vom Kinderzimmer in die Villa – das funktioniert nur mit deutlicher Unterstützung etwa aus dem Elternhaus.“ Dennoch warnt der Experte, in Sachen Innenentwicklung „unter den Möglichkeiten“ zu bleiben. „Baulücken können natürlich auch wie ihre Umgebung ausgefüllt werden. Im großen Stil wären solche Modulhäuser verschenktes Potenzial.“ Aber als „intelligente Zwischenlösung“ eine gute Idee.