Stützende und ernährende Hölzer sind erklärt worden. Foto: OGV

Der Winterschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins Großbottwar am Wochenende ist sehr gut besucht gewesen.

Großbottwar
So genannte Schnittkurse für Baumbesitzer und solche, die im Garten Beerensträucher haben, sind beim Obst- und Gartenbauverein, lange Tradition und dienen nicht nur Vereinsmitgliedern, sondern auch interessierten Mitbürgern zur lehrreichen Wissensbildung bei der Pflege von Obstbäumen und Beerensträuchern.

Schon zu Zeiten der Vereinsgründung vor bald 70 Jahren hat der geprüfte Baumwart Otto Brosi sein Wissen an interessierte Obststücklesbesitzer weitergegeben, wie man Obstbäume und Beerensträucher richtig pflanzt, schneidet und pflegt, damit möglichst gesunde und gute Erträge erzielt werden können. Auch der später als „Rems-talrebell“ bekanntgewordene Helmut Palmer (1930 bis 2004) kam als Pomologe (Obstbaufachmann) wiederholt nach Großbottwar zum neu gegründeten Obst- und Gartenbauverein, um für den „Oeschbergschnitt“ zu werben, den er in der Schweiz erlernt hatte. Er stieß jedoch bei den Großbottwarer Vereinsmitgliedern wegen der von ihm vertretenden trichterförmigen Öffnung der Baumkrone gegenüber dem herkömmlichen Pyramidenschnitt damals auf heftige und ablehnende Kritik.

Bei sonnigem und trockenem Winterwetter waren am Samstagnachmittag annähernd 100 Besucher auf die schneebedeckte Obstbaumwiese eines Mitglieds in das Gewann „Hälden“ gekommen, wo sie vom Vereinsvorsitzenden Albert Schlipf begrüßt wurden. Rasch bildeten sich drei Besuchergruppen, die sich von den ausgebildeten Fachwarten an Sträuchern und an halbhochstämmigen und hochstämmigen Obstbäumen sowie Beerensträuchern die entsprechende Schnitte zeigten und erklären ließen.

Albert Schlipf zeigte mit seiner Gruppe Schnitte an Johannisbeer-, Himbeer- und Stachelbeersträuchern, Helmut Fähnle an alten und sein Enkel Joel Fähnle das Schneiden an jüngeren Obstbäumen. Den Fachwarten kam es darauf an, das richtige Schneiden schon im Ansatz beim Gehölz zu zeigen, tragende, stützende und ernährende Hölzer zu erklären und zu zeigen, dass bei jedem Schnitt genügend junges Holz vorhanden bleibt oder auch neu gebildet werden kann. Dabei sei es wichtig, die Entwicklung des Baumes und sein Wachstum entsprechend zu fördern und auch beim Schneiden auf eine mögliche Besonnung der Früchte zu achten.

Auch über den „Winterschnitt“, der in der Vegetationspause nach dem Laubabwurf bis zum Beginn des Saftflusses im Gehölz erfolgen kann, und der das Wachstum anregt und dem „Sommerschnitt“, der das Wachstum gezielt bremse, erfuhren die interessierten Zuhörer Wesentliches. Dass eine gute Baumpflege auch der Vermeidung von Fehlentwicklungen helfe und der Erhalt von Bäumen nicht nur der Umwelt und der Lufterhaltung diene, sondern auch den Wert des Grundstücks steigere, hörten die aufmerksamen Zuhörer. Sie stellten während der Demonstration auch zahlreiche Fragen an die drei Fachwarte, die diese auch ausführlich beantworteten.

Ein wärmendes offenes Holzfeuer und Rote Würste vom Grill sowie Glühwein boten am Ende des Schnittkurses junge Männer der Handball-Herrenmannschaft des Turnvereins Großbottwar an. Dies ist auch eine Tradition der alljährlichen Winterschnittkurse des OGV. So konnten die Handballspieler etwas Geld in ihre Vereinskasse bekommen und die Besucher sich beim Vesper über das im Schnittkurs Gehörte und ihre eigenen Erfahrungen austauschen.

Und wie in vorausgegangenen Jahren waren auch dieses Mal wieder zahlreiche auswärtige Interessenten und Neulinge zum Schnittkurs gekommen: Der OGV hofft deshalb auch, durch seine Unterweisungen und Informationen in Bälde sein 200. Vereinsmitglied willkommen heißen zu können.