Warum wechselten Mitarbeiter des Rathauses die Stelle? .Offenbar spielen vielfältige Gründe eine Rolle. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Freie Wähler und SPD beklagen in ihren Haushaltsreden eine zu hohe Fluktuation. Dabei soll laut SPD-Chef Rolf Lutz Unzufriedenheit im Spiel sein. Der Bürgermeister Markus Kleemann führt Karrieresprünge und andere Gründe an.

Oberstenfeld - Nicht wenige Haushaltsreden verpuffen im Niemandsland der öffentlichen Wahrnehmung. Das war am Donnerstag in Oberstenfeld anders. Gleich von zwei der drei Fraktionen setzte es Kritik am häufigen Personalwechsel im Rathaus-Team um den Bürgermeister Markus Kleemann. Über die Gründe wurde in der Sitzung nichts gesagt, da dort die Reden traditionell unkommentiert bleiben. Deshalb steht die Frage im Raum: Woran liegt es?

Einen zu schnellen Wechsel des Personals benannte zuerst Michael Meder, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, in seiner Rede. „Nur um einige zu nennen: Aktuell ist der Posten des Kämmerers vakant, die stellvertretende Kämmerin hat gerade erst ihren Job angetreten, und der Posten der Hauptamtsleitung wurde gerade neu besetzt.“ Die Handlungsfähigkeit sei immer wieder durch solche Wechsel eingeschränkt. Und die vielen Einlernphasen sorgten für Überstunden, was wiederum zu Unmut beim Personal führe. „Ein Teufelskreis, den es zu brechen gilt.“

Kein Blatt vor den Mund nahm auch Rolf Lutz, Fraktionsvorsitzender der SPD. In den vergangenen Jahren hätten 15 Mitarbeiter das Rathaus verlassen. Das koste die Gemeinde eine Stange Geld. Im Haushalt summierten sich die Fortbildungen auf rund 100 000 Euro. „Der neue Mitarbeiter muss ja mit den verwendeten EDV-Systemen umgehen können.“ Und: „Wenn Mitarbeiter das Rathaus verlassen haben, nicht immer, um Karriere zu machen, sondern auch, um nur wegzukommen, muss man sich schon fragen, woran das liegt.“ Hat Lutz dafür Belege? „Es knirscht im Personalgefüge“, sagt er am Freitag auf Nachfrage und gibt an zu wissen, dass mehr Mitarbeiter aus Unzufriedenheit wechselten als wegen eines Karrieresprungs. Er habe diese Kritik bewusst im öffentlichen Teil einer Sitzung an Bürgermeister Markus Kleemann gerichtet: „Es sollte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein.“

Ob der Führungsstil des Bürgermeisters der wunde Punkt ist, ließ die Personalratsvorsitzende Suzana Krahl auf Nachfrage am Freitag offen. „Ich möchte mich erst nach Rücksprache mit dem siebenköpfigen Gremium äußern“, sagte sie. Mitarbeiter, die das Rathaus verließen, würden das nicht mit dem Personalrat besprechen. „Wir sind nur bei den Bewerbungsgesprächen dabei, wenn die Stellen neu besetzt werden.“

Aus Sicht von Markus Kleemann ist die Fluktuation derzeit tatsächlich zu hoch. Die Ursachen dafür seien jedoch vielfältig: „Es gibt da kein Schwarz-Weiß.“ So hätten vier Mitarbeiter der Kämmerei – unter ihnen der Leiter Ingo Wörner, der zum Gemeindetag wechselt – einen Karriereschritt gemacht. Bei drei Kollegen aus dem Bauamt sei es ähnlich gewesen. Vier Rathausmitarbeiter seien in Rente gegangen. Dazu kämen Elternzeitvertretungen und eine nicht genehmigte Stellenerweiterung. „Ich führe mit jedem Mitarbeiter, der uns verlässt, ein längeres Gespräch.“ Dabei sei ihm mitgeteilt worden, dass die laufende Umstrukturierung der Rathaus-Abteilungen eine Rolle gespielt hätte. „Es wurde uns empfohlen, die Umstrukturierung zu Ende zu führen.“ Er selbst halte die neue Struktur nach mehr als 30 Jahren für richtig, dabei seien alle Mitarbeiter beteiligt worden. „Sie sind das höchste Gut und bringen die Gemeinde voran – meine Türen sind immer offen.“

Markus Kleemann ist froh, dass das Hauptamt und das Personalamt wieder neue Leiter haben: „Ihre Hauptaufgabe besteht aktuell besonders darin, die Mitarbeiterzufriedenheit zu fördern – das haben wir in dieser Woche besprochen.“ Die Verwaltung brauche mehr Kontinuität, da gebe er den Kritikern aus dem Gemeinderat auf jeden Fall recht. „Wir brauchen jetzt einfach Zeit – der Samen ist gesät, die Pflanze muss wachsen.“ Neben den jungen Mitarbeitern, die er mit dem Gemeinderat immer aufgrund ihrer hoher Kompetenz eingestellt habe und die dann auch leichter wechselten, gebe es unter den etwa 40 Rathaus-Mitarbeitern auch viele ältere, denen er dankbar sei für die lange Zeit der Mitarbeit. Wichtig sei ihm die Fortbildung als Förderung. Wegen der Pandemie habe man dort im vorigen Jahr gespart, weil etwa Fahrtkosten wegfielen.

Die Corona-Pandemie habe zu einer höheren Belastung bei der Arbeit im Rathaus geführt: „Wir haben kleine Büros und waren auch organisatorisch auf die Pandemie nicht vorbereitet.“