Familie Wagner und ihre Gäste. Foto: Andrea Opitz

Die Familie Wagner in Oberstenfeld beherbergt derzeit eine siebenköpfige Bläserfamilie, die am Kirchentag teilnimmt.

Oberstenfeld - Dass es bei ihnen zuhause zugeht wie im Taubenschlag, ist für Rosemarie und Ulrich Wagner nichts Neues. Bei drei Kindern und acht Enkelkindern sind sie den Trubel gewohnt. Schon öfter hat das pensionierte Lehrerehepaar Besucher von christlichen Großveranstaltungen aufgenommen. Bedenken, tagelang mit fremden Personen im eigenen Haus zu wohnen, haben die Wagners nicht. „Die Kirchentagleute sind in Ordnung. Wir sind auch kirchlich engagiert und das passt dann immer“, sagt Rosemarie Wagner. Am Wochenende werden sie den Evangelischen Kirchentag in Stuttgart dann auch besuchen. An den politischen Programmpunkten sind sie besonders interessiert und selbstverständlich werden sie sich die Auftritte ihrer Übernachtungsgäste ebenfalls anhören.

Derzeit sind ganz besondere Besucher zu Gast. Die siebenköpfige Bläsergruppe aus Celle in Niedersachsen besteht nämlich aus einer kompletten Familie. Der 49-jährige Vater und Posaunenspieler Olaf Meinicke, seine Frau Sabine, die Trompete spielt, die eigenen Söhne Silas, Sören und Lasse sowie die adoptierten Söhne Timm und Silas Eggers, die ebenfalls allesamt entweder Trompete oder Posaune spielen, haben zusammen im geräumigen Haus der Familie Wagner Unterschlupf gefunden.

Und das ist für die Gastfamilie besonders erfreulich. Zwar haben die sieben Bläser bei ihren vergangenen Kirchentagbesuchen in Bremen, Dresden und Hamburg immer gemeinsam genächtigt. In einer Privatunterkunft zu Gast zu sein, ist für sie ein Novum und: „Es ist aber das erste Mal, dass alle in Betten schlafen“, freut sich Sabine Meinicke. Vielmehr sei es üblich, in Sammelunterkünften auf Matten zu nächtigen. In Hamburg seien sie bei der Heilsarmee auf Sankt Pauli untergekommen, „das war ziemlich spannend“, erzählt sie.Mit der kompletten Familie die Evangelischen Kirchentage im Bundesgebiet zu besuchen habe den Vorteil, gemeinsam viele Städte kennen zu lernen. Von der schwäbischen Landeshauptstadt haben die sieben Bläser bis jetzt den Schlosspark und den Rotebühlplatz kennen gelernt. Auch ihren ersten Auftritt hat die musikalische Familie beim Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch gemeistert. Jeden Tag werden sie eine Stunde lang gemeinsam mit anderen Bläsergruppen in großen Chören Musik machen. Im Ländle gefällt es den Gästen jedenfalls bestens. Vor allem den Jungs, die im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren sind, haben es die Ritterburgen und die Stadtmauern angetan.

„Unsere Gastgeber sind total nett, die Chemie stimmt“, lobt Sabine Meinicke. Die Wagners haben sich mächtig ins Zeug gelegt, dass es den jugendlichen und erwachsenen Bläsern an nichts mangelt. Denn am Evangelischen Kirchentag teilzunehmen, ist durchaus mit Anstrengungen verbunden. Wegen des Nadelöhrs der S-Bahn am Stuttgarter Hauptbahnhof hat die Bläserfamilie am Mittwoch erst sehr spät in der Nacht ihre Gastgeber in Oberstenfeld erreicht. Auch nach dem Abschlusskonzert am Sonntag werden Gäste aus Niedersachsen nicht sofort ihren Heimweg nach Niedersachsen antreten können. Es könne sehr lange dauern, bis die Besucher der Großveranstaltung das Gelände sowie den Bahnhof verlassen könnten, hat Sabine Meinicke die Erfahrung gemacht. „Dann wartet man eben singend“, sagt sie augenzwinkernd.