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Die Schmalzhafenbühne hat am Samstagabend erstmals ihr neues Stück gezeigt. Dank der fulminanten Akteure wurden die Zuschauer bestens unterhalten.

Oberstenfeld-Gronau - Männer kann man einfach nicht allein lassen!“, stellen Luise, Sabine und Anita fest. Als die drei Freundinnen vom Frühstücksausflug ins Café „N“ auf den Gronauer Campingplatz zurückkommen, merken sie nicht nur, dass ihre drei „Sparpiraten“ ihr ganzes Geld mit Aktien verschleudert haben, dann ist auch noch der Wohnwagen rosa angestrichen und in den Betten liegt immer mal wieder eine betäubte junge Frau.

„Warum klauen wir nicht die ganze Bank?“ heißt das neue Stück der Gronauer Schmalzhafenbühne, und bei der Premiere am Samstagabend in der ausverkauften Kelter hatten die knapp 200 Gäste drei Stunden vollen Spaß. Das lag an den turbulenten Verwicklungen auf der Bühne, vor allem aber an den herrlichen schauspielerischen Leistungen. Abteilungsleiter Torsten Steger begrüßte die Gäste schon vor der Kelter als Hausmeister und verlas dann erstmal die Hausordnung. Später auf der Bühne gab er als Zahnarzt Peter den coolen Macher, der Banksafes mit der gleichen Souveränität und dem gleichen Werkzeug knackt, mit dem er nebenbei auch Zähne auf Hochglanz poliert.

Marcus Schmid alias Dieter, vom Staubsaugervertreter zum glücklosen Eheberater mutiert, war mit seinen stieren Blicken zum Brüllen komisch und wurde nur noch vom schrillen Waldemar getoppt, den Udo Klaudt mit sensationeller Hingabe mimte.

Im rosa Höschen zum quietschgelben Hawaiihemd, immer völlig aufgelöst, bis er von Zahnarzt Peters Lachgas einatmet und nur noch grinst: „S’isch ja älles sooo traurig!“ Das ist schauspielerischer Hochglanz, der die mitunter etwas zähe Komödie von Jonas Jetten dennoch zum Genuss machte. Dass die Geschichte von der geklauten Bank zunächst nicht das Wunschstück der seit 1980 aktiven Schmalzhafenbühne war, davon ist bei der Premiere nichts mehr zu merken. Findige Kulissen verbreiten echte Campingplatzatmosphäre, allein einen Wohnwagen während der Aufführung rosa und dann wieder weiß erscheinen zu lassen, ist ein handwerklicher Clou.

Mit Einlagen wie dem trällernden „Goldkehlchen“ Waldemar oder den gewissen Kleidungsstücken der Damen, die der Schwerkraft ausgesetzte Körperteile wieder in ansehnliche Formen bringen, ernten Gisela Büsing (Luise), Heike Hillebrandt (Sabine) und Petra Räuchle (Anita) begeisterten Szenenapplaus.

Der geklaute Bankcontainer muss in aller Heimlichkeit wieder zurück, weil die wertlosen Aktien plötzlich doch wieder steil nach oben steigen, vergessen haben die drei Räuber nur die Angestellte Marion (Franziska Fink), die zufällig auch noch Peters und Luises Schwiegertochter in spe ist, was zu verwickelten Szenen mit dem „Bub“ (Uli Friz) führt, der seine Geliebte verzweifelt sucht. Aber statt das betäubte „arme Mädle“ im Wald auszusetzen, bekommt sie gleich noch eine improvisierte Zahnreinigung mit schwerem Gerät verpasst.

Am Ende ist – fast – alles wieder gut. Die drei Damen sitzen zu Gericht über ihre „bösen Männer“ und werfen ihnen ihre Missetaten vor. Einen Freispruch gibt es nicht. Aber zum Glück sind jetzt ja alle steinreich. Nur die neugierige „Quasselstrippe“ Lydia (Gaby Reinhold) bleibt als alte Jungfer unschuldig – was diese aber gar nicht will.