Karlheinz Massa hat fast 20 Jahre lang im Rathaus in Gronau (im Bild) und in Prevorst Foto: Oliver von Schaewen

Karlheinz Massa ist seit fast 20 Jahren Ortsvorsteher für Gronau und Prevorst. Er steht kurz vor seinem Abschied und erzählt von seinem Amt.

Oberstenfeld-Gronau - Es gibt Menschen, mit denen man fast natürlicherweise gut „kann“. Karlheinz Massa ist einer von ihnen. Er strahlt eine Geradlinigkeit aus, die unkompliziert wirkt und Vertrauen schafft. Eine Mischung, die es ihm ermöglicht hat, das Amt des Ortsvorstehers von Gronau und Prevorst fast 20 Jahre lang mit Freude auszufüllen. „Für mich war das immer ganz selbstverständlich – ich habe das nie als Arbeit angesehen“, sagt der 71-Jährige, der in Gronau geboren ist und auf der Liste der CDU lange Jahre im Oberstenfelder Gemeinderat die Interessen von Gronau und Prevorst vertreten hat.

Ein Rhetoriker ist Karlheinz Massa nicht – dazu steht der Radio- und Fernsehtechniker auch. „Eine freie Rede vor vielen zu halten, ist für mich ein Albtraum“, sagt er und gesteht, dass er auf eine geschriebene Vorlage zurückgreift, die er dann abliest. Dass es auf Reden nicht so sehr ankommt, Massa trotzdem beliebt ist und bei Wahlen in Gronau die meisten Stimmen bekam, verdanke er seinem Beruf. „Ich fahre noch heute zu Leuten und repariere Fernseher.“ Doch jenseits von Stimmenergebnissen ist es etwas anderes, das Karlheinz Massa auszeichnet: „Ich kenne fast alle im Ort und sage klar meine Meinung, auch den Bürgermeistern.“ Diese Klarheit komme letztlich gut an. „Für mich gibt es keine Enthaltungen.“

Trotz der Eindeutigkeit verfügt Karlheinz Massa über die Gabe, zerstrittene Menschen zu Kompromissen zu bewegen. Das fange bei Nachbarschaftsstreiten an, reiche aber bis zu politischen Forderungen. Als einige der etwa 440 Prevorster im Dorfhaus ein Klavier haben wollten, sagte er Ja, „aber ihr müsst dafür etwas tun“. Ein bunter Nachmittag mit einer Zaubershow brachte die Hälfte des nötigen Geldbetrags ein, die andere zahlte die Gemeinde. Oder als einige Landwirte im 1500-Einwohner-Ort Gronau die Waage weiterbetreiben wollten: „Machen wir, wenn ihr die Eichkosten übernehmt.“

Ortsvorsteher zu sein, kann aber auch wehtun. Als die Gemeinde vor drei Jahren die Gronauer Grundschulfiliale schloss, blutete Massa das Herz. „Es war für mich die schlimmste Entscheidung, weil schon meine Oma, mein Vater und ich selbst in diese Schule gegangen sind.“ Herz und Verstand im Kampf, Massa verhielt sich loyal zum Ratsbeschluss. Hoch her ging es auch, als zu Beginn der 2000er-Jahre die Mehrzweckhalle beschlossen wurde. „Die Planung wurde immer teurer – ich hab’ dann gesagt: Jetzt muss Schluss sein. Die Dachbegrünung wurde zurückgestellt.“

Die Politik ist das eine, die Erlebnisse mit den Gronauern das andere. Schön sei gewesen, als die Tour de Ländle mit Radfahrern in Gronau gastierte. „Wir hatten erst am Morgen im Radio erfahren, dass sie kommt und dass der Ort gewinnt, der am lautesten anfeuert.“ Massa schnappte sich ein Transparent, trommelte die Kindergartenkinder zusammen und schmiss die Sirene an. „Auf dem Transparent stand: Letztes WC vor dem Berganstieg.“ Alle hielten, stärkten sich und klar: Gronau gewann – wie übrigens auch meistens bei den Anfeuerungswettbewerben zum Bottwartal-Marathon. Viel gäbe es noch zu erzählen, immer wieder begleitet vom erfrischenden Lachen des Mannes, der seine Frau Adelheid mit 18 Jahren heiratete. Beide ergänzen sich, sie prägt seit Jahrzehnten die Kirchengemeinde, er die bürgerliche. „Das geht nur, wenn man zusammenhält“, sagt Adelheid Massa.

Den Stab übergibt Karlheinz Massa nun an Eberhard Wolf. Wichtig sei ihm immer gewesen, dass der Ortschaftsrat bestehen bleibe, so Massa. Der Eingemeindungsvertrag von 1972 garantiere, dass vier Gronauer und ein Prevorster die Interessen der Teilorte im Gemeinderat vertreten. „Der Ortschaftsrat könnte darüber neu beschließen, er könnte sich auch selbst auflösen, aber dazu wird es hoffentlich nie kommen.“