Foto: Archiv (Avanti)

Nach der Premiere legt das Mineralfreibad Oberes Bottwartal eine Pause ein.

Oberstenfeld/Beilstein - E

rstmals hatte das Freibad in Oberstenfeld im Vorjahr zum Hundeschwimmen eingeladen. Die Resonanz war groß, doch es gab auch Kritiker, die meinten Vierbeiner gehörten nicht in die Schwimmbecken. Allerdings fand das Schwimmen am letzten Wochenende vor der Betriebspause statt – Menschen kamen danach nicht mehr ins Wasser, die Becken wurden vor der neuen Saison noch einmal gründlich gereinigt. Damit schien der Weg frei für eine Neuauflage in diesem Jahr, doch daraus wird nichts.

Das Nein kam aus dem Oberstenfelder Rathaus. Der Bürgermeister Markus Kleemann, zugleich Vorsitzender des Zweckverbandes Mineralfreibad Oberes Bottwartal, traf die Entscheidung schon Monate vor dem Saisonbeginn im Mai. „Wir haben uns auf die Kinderzeit mit Adelheid, die Poolparty und die Arschbomben-Meisterschaft beschränken müssen“, sagt Kleemann. Der Personalmangel im Freibad sei zu gravierend. Er habe damit nicht den Kritikern des Hundeschwimmens im Nachhinein Recht geben wollen, versichert Kleemann, „am Schluss war doch alles gut, und wir haben den Erlös für einen wohltätigen Zweck gespendet“.

Die Betriebsleiterin Ute Kuttner hatte die Idee für das Hundeschwimmen aus Ludwigsburg-Hoheneck mitgebracht und es in Oberstenfeld „sehr gerne“ veranstaltet. „Es war ein großer Erfolg und im Ablauf sehr harmonisch“, blickt sie zurück. Dass die Neuauflage in diesem Jahr abgesagt wurde, sehe sie frei von Emotionen. „Ich stehe der Entscheidung neutral gegenüber und habe mit ihr keine Probleme“, betont sie. Zwar sei ihre Idee im Vorjahr unter den Hundefreunden gut angekommen, aber es habe auch zu Diskussionen geführt. „Vielleicht ist es gut, in diesem Jahr mal zu pausieren“, sagt sie, denn vor einem Jahr habe die Badesaison wegen der Sanierung des Sanitärtraktes eher geendet und es sei angesichts des Personalmangels auch wegen der Hitzewellen aktuell sehr anstrengend. „Ich hoffe aber, dass wir das Hundeschwimmen vielleicht im nächsten Jahr wieder anbieten können.“ Dies hält auch ihr Chef Markus Kleemann durchaus für möglich.

Der Fachkräftemangel im Bäderwesen ist ein bundesweites Phänomen. Es gibt derzeit 2500 offene Stellen. Die Gründe sieht Ute Kuttner in den unattraktiven Arbeitszeiten. „Wir arbeiten auch immer samstags und sonntags den ganzen Sommer über.“ Die Überstunden und Urlaubstage zum Beispiel im November oder Dezember zu nehmen, liege nicht jedem. Außerdem habe sich das Berufsbild stark verändert. „Wir müssen alles dokumentieren und sind für vieles direkt verantwortlich.“ Das fange morgens bei der Kontrolle der Spielgeräte an, gehe bei der Anwesenheitspflicht am Drei-Meter-Brett weiter bis hin zum Konfliktmanagement mit Badegästen. „Viele lassen sich nichts mehr sagen und fühlen sich auf den Schlips getreten, wenn man sie bittet, sich vor dem Baden abzuduschen.“ Sage man nichts, beschwerten sich die anderen Gäste, wie man denjenigen dreckig ins Wasser lassen kann. „Das Wort eines Bademeisters hatte früher viel mehr Gewicht.“ Immerhin sei die Situation noch nicht so angespannt wie in anderen Bädern, doch spüre sie eine stärkere latente Aggression. „Es sind eher kleine Spannungen, die sich aber im Gespräch meistens lösen lassen.“

Trotzdem liebt die Schwimmmeisterin Ute Kuttner ihren Beruf. „Wir sind bekannt dafür, dass wir freundlich mit den Gästen umgehen – ich bin gerne unter Menschen und habe mit ihnen zu tun.“ Dass das Mineralfreibad Oberes Bottwartal im Ranking eines Verbraucherportals im Internet mal Bundessieger war und es in diesem Jahr als bestes Bad Baden-Württembergs immerhin auf den fünften Platz schaffte, erfüllt sie mit Stolz. „Unsere Gäste sind sehr gerne bei uns.“