Freude über den Neckarhelden: Tourismusmanager Elmar Kunz, Annette Fiss, Michael Ilk, Matthias Hammer und Bernd Wenger (von links). Foto: Werner Kuhnle

Die
Weingärtner Marbach kreieren den neuen Stadtwein Ludwigsburg – ein besonderer Trollinger.

Marbach/Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg hat jetzt einen Neckarhelden. So heißt der neue und erste Stadtwein der Barockstadt, ein Trollinger aus den Steillagen. Macher sind die Marbacher Weingärtner, die damit ein Zeichen für die terrassierten Steillagen setzen wollen.

Denn die Steillagen am Neckar sind in Gefahr. Immer mehr Stückle werden aufgegeben, verbuschen, die Trockenmauern bröseln. Doch es gibt viele, die gegensteuern möchten. Bernd Wenger von der Stadt Ludwigsburg nennt als Beispiele das Projekt „Wengerter auf Probe“, das etwa in Benningen dieses Jahr schon erfolgreich an den Start ging, oder das Projekt „Generationenwechsel im Weinberg“, bei dem diejenigen, die altershalber ihren Weinberg aufgeben möchten, einen Nachwuchs-Wengerter an die Seite gestellt bekommen, der dann nach zwei, drei Jahren übernehmen kann.

Ein weiteres Projekt zum Erhalt der Steillagen ist der Neckarheld. „Denn was liegt uns näher, als einen Wein zu machen?“, fragt Matthias Hammer rhetorisch. Der Vorstandsvorsitzende der Marbacher Weingärtner berichtet, dass man dazu bereits im Frühjahr 2019 Verträge mit einigen Wengertern der Genossenschaft abschloss, die die Steillagen am Neckar in Poppenweiler bewirtschaften. „Voraussetzung dafür sind alte Reben, die noch vital sind, ein guter und qualitativ hochwertiger Ertrag sowie natürlich die Leute, die mitmachen“, so Hammer. „Ein großer Dank gilt unseren Wengertern“, ergänzt Annette Fiss, die Marketingleiterin der Weingärtner. „Sie sind unsere Neckarhelden“. Um das zu verstehen, brauche man nur einmal – etwa am Neckar in Poppenweiler – den Blick die Wengerterstaffeln hinauf wandern zu lassen.

Und der Wein? Ein Trollinger natürlich, denn der wächst genau dort in den Steillagen, die von den Ludwigsburger Mitgliedern der WG Marbach bewirtschaftet werden. Nicht bei jedem hat die schwäbische Sorte den besten Ruf. „Wir wollten den Trollinger neu definieren“, so Annette Fiss – „und ihn so zum Helden machen“. Gelungen ist das durch Ertragsreduzierung im Weinberg, durch handgelesene Trauben und einer zehnmonatigen Lagerung im Holzfass.

Der 2019er Neckarheld, auf dessen Flasche das Logo der Stadt Ludwigsburg prangt, schimmert im Glas strahlend rubinrot. In der Nase ist Süßkirsche, Pflaume und Mandel und ein Hauch Rauch. Im Mund entfaltet sich die Frucht, eine feine filigrane Tanninstruktur und im Nachklapp eine rauchige Note. Das alles hat – eben aufgrund der aufwendigen Produktion, wie Matthias Hammer erklärt, seinen Preis. Zwölf Euro kostet eine Flasche Neckarheld, bis zum Jahresende ist er bei den Marbacher Weingärtnern und der Touristik-Info der Stadt Ludwigsburg zum Einführungspreis von 10,50 Euro zu haben. Das sei natürlich preislich eine Ansage, räumt Hammer ein. „Aber er ist es wert.“ Zumal die Weingärtner Marbach pro Flasche einen Euro für den Erhalt der Steillagen spenden.

Für den Ludwigsburger Bürgermeister Michael Ilk eine klare Sache. Auch, wenn dieser Wein etwas mehr kostet: „Was gibt es Schöneres, als sich einen Tropfen dieses Weins zu gönnen, um zum Schutz der Steillagen beizutragen?“