Aus diesem Teich müssen Tiere entfernt werden, wenn das Murrer Gebiet Langes Feld V erweitert wird. Foto: Werner Kuhnle

Ein Teich im Baugebiet Langes Feld V muss neu gebaut werden, um die Tiere zu retten. Gewässer in der Nähe sind nicht als Ersatzlösung geeignet.

Murr - Zauneidechsen haben sich schon öfter mal als Hemmnis für Bauprojekte erwiesen. Im Falle des Murrer Baugebiets Langes Feld V tritt der Naturschutz mit seinen Erfordernissen sogar noch in verschärfter Form auf: Der Kammmolch und der kleine Wasserfrosch sind in einem Teich entdeckt worden. Die Tiere gelten als noch seltener und daher schützenswerter als die Eidechsen. Deshalb muss die Gemeinde Murr wohl oder übel reagieren. Der Gemeinderat beschloss am Dienstag, einen neuen Teich zu bauen – und der kostet voraussichtlich rund 100 000 Euro.

Bei dem Projekt „Langes Feld V – Erweiterung“ geht es darum, rund 2,2 Hektar Bauland in der Nähe des Gewerbegebiets Langes Feld zu entwickeln. Der westliche Teil soll auf 1,2 Hektar als Gewerbegebiet dienen. Murrer Firmen haben laut Bürgermeister Torsten Bartzsch Bedarf angemeldet. Die Nutzung des östlichen Teils mit rund 1,0 Hektar sei noch offen, es könne sowohl als Wohn- als auch als Mischgebiet genutzt werden, erklärte der Verwaltungschef auf Nachfrage.

Bereits bewältigt hat die Gemeinde Untersuchungen zum Artenschutz in dem Gebiet. Dabei stieß sie auf die Molche und die Frösche – beide streng geschützt durch das Bundesnaturschutzgesetz. Die Tiere am alten Ort zu belassen, kommt laut Torsten Bartzsch nicht infrage: „Es würde zu viel der Fläche nicht bebaut werden können.“ Große Flächen müssten als Landhabitat erhalten bleiben. Die Gemeinde ließ Gewässer in der Nähe wegen einer Umsiedlung der Tiere untersuchen, doch keines erwies sich als geeignet. So schied das Retentionsbecken am Riedbach unter anderem deshalb aus, weil dessen Wasser zu schmutzig ist.

Sogar in Pleidelsheim startete die Gemeinde im Zusammenspiel mit dem Landratsamt Ludwigsburg einen Versuch. Bei einer Elektrobefischung des Teichs in der Riedbachaue östlich der Autobahn 81 auf Pleidelsheimer Gemarkung stellte sich heraus, dass dort 37 Rotaugen und fünf Stichlinge lebten. Weil die Fische aus Sicht des Landratsamtes Vorrang haben und das Gewässer durch Faulschlamm belastet ist, schied diese Lösung ebenfalls aus, berichtete die Hauptamtsleiterin Brigitte Keller in der Ratssitzung am Dienstag im Murrer Bürger- und Rathaus. Insbesondere könnten die Kammmolche in einem solchen Gewässer nicht laichen. Für die Ansiedlung der Molche müssten die Fische umgesiedelt, der Faulschlamm ausgebaggert und sich regelmäßig um die Wasserqualität gekümmert werden. Unterm Strich erschien der Gemeinde der Neubau eines Teichs am besten. Dieses Ersatzlaichhabitat will die Gemeindeverwaltung nun schnellstmöglich umsetzen. „Es entsteht ein enormer Zeitdruck, um das Habitat herzustellen“, erklärte Brigitte Keller. Was damit zusammenhänge, dass die Tiere im Frühjahr schon aufträten und bis Herbst beobachtbar seien – was wiederum Teil des Verfahrens sei.

Das Ersatzhabitat am Riedbach wurde von den Räten einstimmig bewilligt. Die Kosten von rund 100 000 Euro sind für die Anlage, deren Herstellung, die Umsiedlung sowie für die Planer kalkuliert. Das Planverfahren beginnt im Frühjahr.