Kunst und Beistellkunst – der Pleidelsheimer Tomas Cechura will mit seinem „Grübler“ (rechts) zum Nachdenken über die Skulptur „Mutter Erde“ anregen. Foto: Werner Kuhnle

Die Skulptur „Mutter Erde“ hat einen temporären Nachbarn bekommen: den „Grübler“

Pleidelsheim - Kunst hat grundsätzlich die Aufgabe, die Leute zum Nachdenken und zur Kommunikation zu bringen“, findet der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner und meint damit ein Kunstwerk, das in der Nähe des Kreisels quasi über Nacht aus dem Boden gewachsen zu sein scheint – neben einer Skulptur, die dort seit etwa einem Jahr steht, der „Mutter Erde“ von Jörg Feilmezger. Neben ihr steht seit kurzem der „Grübler“ von Tomas Cechura, der sein Werk entsprechend als „Beistellkunst“ verstanden wissen will, wie auch dem ebenfalls dort angebrachten Zettel zu entnehmen ist. „Der Grübler wirkt wie eine Lampe für das Objekt und hebt es nochmals hervor“, findet Cechura. Und es sei ihm „ein innerer Drang“ gewesen, das zu machen.

Dass er den etwa zweieinhalb Meter hohen grübelnden Affen, den er aus einer Holzplatte ausgesägt hat, in einer Nacht- und Nebelaktion aufgestellt hat, begründet der Pleidelsheimer Cechura, der selber Kunst studiert hat, so: „Ich hätte das nie genehmigt bekommen. Herr Trettner hat mir im Nachhinein, als ich mich bei deshalb ihm gemeldet habe, gesagt, so etwas müsse erst durch den Gemeinderat, und dann müsse man auch noch mit Jörg Feilmezger sprechen.“

An dessen Genehmigung wäre die Aufstellung jedoch wohl nicht gescheitert, denn, so sagt der Schöpfer der Steinskulptur: „Das schadet der ‚Mutter Erde‘ nicht, das tut ihr gut.“ Er findet die Idee witzig und betont: „Natürlich kann man über Kunst grübeln.“

Für ihn ist die „Mutter Erde“ ein Hinweis auf die Umweltverschmutzung und darauf, dass die Mobilität „noch nicht so viel Gutes bewirkt“ habe. Denn die den Werken steinzeitlicher Künstler ähnelnde Skulptur versucht eine Art Hantel zu stemmen, deren Gewichte aus Autoschrott bestehen - wobei die Frage offenbleibt, ob die Erde das tatsächlich „stemmen“ kann. Geschaffen hat Feilmezger die Skulptur bereits vor rund vier Jahren. Zunächst stand sie, zusammen mit den Werken anderer kreativer Steinmetze, auf der alten Autobahntrasse bei Leonberg.

Tomas Cechura freut sich darüber, dass sein „Grübler“ bei den Pleidelsheimer offenbar „ganz gut ankommt“, wie er sagt: „Die meisten Leute finden’s einfach lustig.“ Und der Bürgermeister habe ihm inzwischen auch zugesagt, dass sein Werk noch eine Weile neben der „Mutter Erde“ bleiben darf. „Der ‚Grübler‘ wird sicher nicht ewig stehen, aber das Ganze ist eine nette Idee, die mich schmunzeln lässt“, bestätigt Ralf Trettner. Beim nächsten Mal werde sich Cechura sicher melden, bevor er etwas aufstelle. Entfernen wird der Pleidelsheimer sein Werk übrigens selber wieder. Auch er sieht es als „strikt temporär“ an.