Werden sich die Pläne für einen schnelleren Transport zum Marbacher S-Bahnhof am Ende zerschlagen? Noch ist offen, wie es beim Bus-Bypass weitergeht. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Ob es zu einer separaten ÖPNV-Spur an der Landesstraße 1100 zwischen Murr und Marbach kommt, ist noch unklar. Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab.

Marbach/Bottwartal - Das Nadelöhr auf der L1100 zwischen Murr und Marbach ist offenbar trotz der Corona-Pandemie immer noch stark frequentiert. „Ich habe das Gefühl, dass dort fast genauso viele fahren wie vorher“, sagt Jörn-Götz Dahlke, Taxi-Unternehmer aus Erdmannhausen. Im Berufsverkehr ist die Passage zwischen Marbacher Oehler-Kreuzung und der Bergkelterkreuzung bei Murr seit vielen Jahren eine Staufalle und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben.

Die Situation: Murr macht Druck
Die Verkehrsplaner doktern seit Jahren an einer Lösung für die mit mindestens rund 30 000 Fahrzeugen belastete 1,5  Kilometer lange Strecke. Insbesondere Busse aus dem Bottwartal stecken nach wie vor regelmäßig fest und kommen verspätet am Marbacher S-Bahnhof an. Fest steckt aber auch das Projekt eines Bus-Bypasses von der L1100 über einen Parallelweg am Gruppenklärwerk Häldenmühle. Dafür hatte sich der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch stark gemacht.

An einer Verkehrsuntersuchung des Landkreises Ludwigsburg beteiligten sich daraufhin auch die anderen Kommunen des Bottwartals. Einig war man sich, dass Ampelschaltungen und andere technische Details optimiert werden müssen. Auch der Bypass wurde untersucht, doch ob die Anliegerkommunen der Buslinie 460 von Marbach über Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld nach Beilstein dafür Geld in die Hand nehmen würden, ist noch nicht geklärt.

In Marbach: Knackpunkt Oehler-Kreuzung
Baulicher Knackpunkt ist die Oehler-Kreuzung. Denn dort würde der Bus auch wieder aus dem Bypass herauskommen. Ob und wie der ÖPNV über die Kreuzung zum Marbacher Bahnhof weiterkommt, muss konkret geplant werden. Dafür ist die Stadt Marbach zuständig. Doch die Kommune wartet noch auf das Ergebnis einer Verkehrsuntersuchung des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart. „Zentraler Punkt ist, ob die Oehler-Kreuzung noch so umgebaut werden soll, wie es ein Gutachten aus dem Jahr 2014 empfohlen hat“, sagt Jan Trost, Bürgermeister der Stadt Marbach. Bis Ende des Jahres wollte das RP liefern. Er selbst denke, dass der Verkehr noch einmal zugenommen habe und es zum Beispiel längere Abbiegespuren geben müsse. Die Frage, ob ein Bus-Bypass komme, sei unklar. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Jan Trost. Insbesondere die Frage der Finanzierung müsse mit den beteiligten Kommunen aus dem Bottwartal geklärt werden. „Die Probleme bestehen vor allem für Pendler aus diesen Orten – wir in Marbach sind da nur Steigbügelhalter“, erklärt Trost, der aber mit seinem Gemeinderat den Umbau der Oehler-Kreuzung auf jeden Fall vor einer möglichen Landesgartenschau mit Benningen in den 2030er-Jahren umgesetzt sehen will.

Das Regierungspräsidium: Untersuchungen
Wenig Aussichten haben die RP-Verkehrsplaner den beiden Bürgermeistern Trost und Bartzsch gemacht, als sie im Sommer mit ihnen über die Knotenpunktanalyse an der L1100 und L1127 sprachen. „Der Bergkeltertunnel ist ein Hindernis, an dem kein Weg vorbeiführt“, sagt Torsten Bartzsch. Es seien nur kleine Verbesserungen in Sicht. Nicht realistisch sei offenbar ein vierspuriger Ausbau der L1100, wie er im Landesverkehrswegeplan mit dem Vermerk „hohe Dringlichkeit“ versehen worden sei.

Das Regierungspräsidium spricht von nur „geringfügigen“ Änderungen des Oehler-Kreuzungsumbaus gegenüber der Planung von 2014. Die Stadt Marbach prüfe derzeit, inwieweit eine Pflicht besteht, die Umweltverträglichkeit zu prüfen. Im nächsten Schritt müsse man das weitere Vorgehen mit der Kommune abstimmen.

Der Landkreis als Taktgeber?
Könnte der Landkreis Ludwigsburg den Bypass ins Rollen bringen? Doch auch im Landratsamt (LRA) verweist man auf das Regierungspräsidium und dessen Untersuchung, so LRA-Sprecher Frank Wittmer. Der Bus-Bypass müsse „als gesamtheitliche Lösung“ zwischen Land, Kreis und den beteiligten Kommunen betrachtet werden.“ Das erfordere ein schrittweises Vorgehen. „Mit unseren Gremien und den beteiligten Kommunen haben wir vor diesem Hintergrund abgestimmt, dass wir das Ergebnis der Untersuchung des Regierungspräsidiums abwarten, bevor wir die weitere Umsetzung der Busspur angehen.“ Der Kreis sei bereit, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen. Die Bottwartalkommunen: Abwarten
In den anderen Kommunen des Bottwartals sind die Verwaltungschefs zumindest offen, das Projekt einer Busspur im Gemeinderat vorzubringen. „Unsere Kommunen im Bottwartal sind wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht – wir sind immer gut gefahren, wenn wir eine gemeinsame Lösung angestrebt haben“, meint Ralf Zimmermann, Bürgermeister von Großbottwar.
Deshalb habe man sich schon an den Kosten für die Untersuchung beteiligt. Es gehe schließlich darum, die Pünktlichkeit der Busse zu verbessern.

Ähnlich äußerte sich der Steinheimer
Bürgermeister Thomas Winterhalter, der Verständnis hat, dass eine Lösung aus einem Guss angestrebt wird: „Irgendwo muss der Bus ja auch wieder auf die Straße.“ Es gebe da sicherlich Lösungen, wie ein Bus bevorzugt werden kann. Dies müsse man aber mit dem Verkehrsfluss um die Oehler-Kreuzung abstimmen.

Grundsätzlich offen für das Thema ist ebenfalls der Oberstenfelder
Bürgermeister Markus Kleemann. „Wir begrüßen jede Verbesserung im ÖPNV“, sagt er. Es sei Fakt, dass die Busse an dieser Stelle im Stau stecken bleiben. Er baue darauf, dass der Landkreis als federführende Instanz auch einen Großteil der Kosten übernehme und dadurch das Projekt fördere.

Offenheit signalisiert der Bürgermeister Patrick Holl für Beilstein.
„Wir haben uns gerne an den Untersuchungen zur Optimierung beteiligt, weil wir daran interessiert sind, dass der ÖPNV zwischen Beilstein und Marbach an Akzeptanz und an Fahrgästen gewinnt.