Der kleine Kiosk befindet sich laut Verwaltung in einem schlechten Zustand und sei ein „städtebaulicher Missstand“. Foto: Werner Kuhnle

Der Bahnhof ist ein wichtiger Bereich für Benningen. Deshalb kauft die Gemeinde ein Grundstück ganz in der Nähe, das als Schandfleck gilt.

Benningen - Einen Tag vor Heiligabend hat der Benninger Gemeinderat in einer Sondersitzung getagt und den Kauf der Immobilie Bahnhofstraße 16 beschlossen. Die Verhandlungen hatten sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und am Ende einen höheren Preis als ursprünglich angenommen ergeben.

Zunächst hatte der Eigentümer das Haus am Bahnhof für 85 000  Euro entsprechend des Bodenrichtwertes für das zwei Ar große Grundstück an die Gemeinde verkaufen wollen. Dies hatte der Gemeinderat auch in nichtöffentlicher Sitzung im Juli so beschlossen.

Trotzdem teilte der Verkäufer später der Gemeindeverwaltung schriftlich mit, dass er bereits einen Vorvertrag über einen Kaufpreis von 120 000 Euro abgeschlossen habe. Daraufhin beschloss der Gemeinderat erneut in nichtöffentlicher Sitzung am 21. Oktober, das gesetzliche Vorkaufsrecht auszuüben. Bürgermeister Klaus Warthon betonte, wie wichtig die städtebauliche Neuordnung des Bahnhofsumfelds sei. Dafür sei das Grundstück ein zentraler Bestandteil.

Die Bahnhofstraße sei durch die S-Bahn-Haltestelle in der Ortsmitte eine „Visitenkarte“ für die Gemeinde, so Klaus Warthon. „Auf fast der kompletten Länge der Bahnhofstraße konnten in den vergangenen Jahren zahlreiche Verbesserungen erzielt werden.“ Der Rathauschef nennt als Schwerpunkte in der Vorlage zu dem Kaufbeschluss die Gebäude in der Bahnhofstraße 6 bis 12 sowie das Pflegeheim an der Ecke Bahnhofstraße mit der Mörikestraße, „das sowohl städtebaulich prägend ist und ein zunächst ebenfalls unschönes Gebäude ersetzte“. Gleichzeitig habe man eine „Angebotslücke“ am Ort mit den Pflegeheimplätzen schließen können.

Weiter heißt es dort: „Um das städtebauliche Konzept in der Bahnhofstraße zu komplettieren, fehlte noch eine Lösung zwischen der Einmündung der Römerstraße und der Mörikestraße“. Die Gemeinde habe aus diesem Grund bereits zu Beginn der Ortskernsanierung II das Gebäude in der Bahnhofstraße 22, das ehemalige Express-Stüble, erworben.

Auf dem jetzt gekauften Grundstück in der Bahnhofstraße 16 steht nur ein einstöckiges Haus, das zuletzt als Kiosk genutzt wurde. Das Gebäude befindet sich laut Verwaltung in einem schlechten Zustand und wird als „städtebaulicher Missstand“ angesehen. Es gebe schon länger Planungen für ein Gesamtkonzept, die sich vor allem auf die Wohnnutzung beziehe.

Für Klaus Warthon ist die Sache klar: „In Anbetracht dieser besonderen städtebaulichen Bedeutung empfiehlt die Gemeindeverwaltung, das Vorkaufsrecht auszuüben.“ Eine einvernehmliche Lösung für ein Bauprojekt mit den umliegenden Eigentümern werde durch den Kauf „keineswegs ausgeschlossen“. Die Einflussmöglichkeiten für ein Projekt im Sinne der Gemeinde seien aber als Eigentümer ungleich höher, auch wenn dafür 35 000 Euro mehr als ursprünglich geplant investiert werden müssen.

Da der Gemeinderat über die Verhandlungen schon in nichtöffentlicher Sitzung informiert worden war und der ursprünglichen Kaufabsicht für 85 000 Euro bereits zugestimmt hatte, erfolgte der Beschluss ohne weitere Diskussion einstimmig.