Das Wasser läuft nicht mehr gleichmäßig ab. Abhilfe könnte ein höhenverstellbarer Beckenkopf schaffen. Foto: Archiv (avanti)

Die Sanierung wird um ein Jahr verschoben. Die Hoffnung ist, dass die Folie im Becken bis zur Instandsetzung hält. Sonst droht die Schließung.

Mundelsheim - Das Freibad in Mundelsheim wurde in den Goldenen 50ern eröffnet und letztmals 1991 im großen Stil auf Vordermann gebracht. Da die Faustformel besagt, dass solche Anlagen alle 20 bis 25 Jahren saniert werden sollten, gerät die Gemeinde langsam, aber sicher unter Zugzwang. Zumal es um den Zustand der Folie im Becken nicht mehr zum Besten bestellt ist. „Wenn sie jetzt reißt, kann man nichts mehr flicken und das Wasser ist weg“, sagte der Fachingenieur Tobias Pickel, als er am Donnerstagabend im Gemeinderat seine Untersuchungsergebnisse zum Freibad vorstellte. Gleichwohl konnte sich das Gremium nicht dazu durchringen, die Instandsetzung sofort in die Wege zu leiten. Angesichts der gewaltigen Summen, die im Raum standen, und der Tragweite des Votums war sich die Runde einig, den Beschluss dem neuen Gemeinderat zu überlassen – womit sich das Vorhaben um ein ganzes Jahr verzögern wird.

Nun fehlt Tobias Pickel nämlich die Grundlage, um die Entwurfsplanung bis September vorzubereiten. Die Ausschreibung kann damit auch nicht wie von ihm vorgesehen Anfang 2015 erfolgen. Und zu guter Letzt werden die Arbeiten jetzt auch nicht bis zur Badesaison 2016 abzuwickeln sein, sondern erst zwölf Monate später. Doch Roland Helber von der Bürgerlichen Wählervereinigung sah darin kein wirkliches Problem. „Das Becken funktioniert noch, wir brauchen keine Hektik“, betonte er. Auch seine Ratskollegen wollten nichts übers Knie brechen. „Ich hin hundertprozentig der Meinung, dass das ein Punkt für eine Klausurtagung wäre. Die Informationen haben wir jetzt ja“, stellte Dirk Breisig von der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung fest.

Tobias Pickel hatte aus fachlicher Sicht nichts gegen den neuen Zeitplan einzuwenden. „Ein Jahr Aufschub müsste mit Hängen und Würgen gehen“, sagte er. Auch wenn beispielsweise der Zustand der Pumpe, die unter anderem erneuert werden muss, bereits grenzwertig sei. Finanziell wird es sich laut dem Ingenieur kaum auswirken, ob das Vorhaben 2015 oder 2016 ausgeschrieben wird.

Das ist zwar einerseits eine gute Nachricht. Andererseits bedeutet es auch, dass die Kommune so oder so nicht umhin kommen wird, eine Menge Geld in die Hand zu nehmen. Denn selbst die günstigste Variante würde mit 456 000 Euro zu Buche schlagen. Für eine etwas aufwändigere Lösung würden 741 000 Euro fällig, beim hochwertigsten Vorschlag 1,04 Millionen Euro. „Mit solchen Zahlen hatte ich nicht gerechnet. Da bin ich sehr erschrocken“, räumte Elke Kölbl von der Bürgerlichen Wählervereinigung ein. Wohl auch vor dem Hintergrund, dass im Etat nur 570 000 Euro bereitgestellt sind. Eine Summe, die zwar für die günstigste Variante reichen würde. Doch die dürfte kaum infrage kommen. Dabei bliebe im großen Becken nämlich der Beckenkopf, auf den das Wasser schwappt und dann abläuft, erhalten. Und das könnte irgendwann das Gesundheitsamt auf den Plan rufen, gab Pickel zu bedenken. Durch Setzungen und Niveauunterschiede von teilweise mehr als einem Zentimeter laufe das Wasser jetzt nämlich nicht gleichmäßig ab, an manchen Stellen gar nicht. Das entspreche nicht den Vorschriften.

Genau dieses Problem würde nur ein neuer, höhenverstellbarer Beckenkopf, wie bei den Varianten zwei und drei angedacht, aus der Welt schaffen. Allerdings gibt es auch beim mittelteuren Modell einen Haken: Die Folie würde hier wie beim ersten Modell nur ausgetauscht, sodass derselbe Schritt in 15 bis 20 Jahren erneut fällig wäre. Zudem würden die Leitungen bei diesen beiden Varianten nicht erneuert. Insofern plädiert der Bürgermeister Holger Haist für „den großen Wurf“. „Wenn wir was machen, sollten wir es richtig machen“, sagt er auf Nachfrage. Richtig machen würde bedeuten, auf neue Leitungen zu setzen und vor allem das Hauptbecken mit Edelstahl zu verkleiden. Damit hätte man für die nächsten 50 bis 70 Jahre Ruhe, versprach Tobias Pickel. Und auf lange Sicht gesehen, komme das auch nicht teurer, betonte Elke Kölbl. Schließlich müsse man dann die Folie nicht dauernd austauschen.

Ausdiskutiert wird das freilich ein andermal. Fest steht indes, dass bei jeder Option das Kinderplanschbecken generalüberholt und bei der Technik nachgebessert werden muss. Diese beiden Punkte waren jeweils bei den Kostenberechnungen von Tobias Pickel inbegriffen.