Die A 81 bei Mundelsheim durchschneidet den Wanderkorridor von Wildtieren. Eine Grünbrücke soll helfen, dass Wildkatze und Co. sicher die Straße queren können. Foto: Werner Kuhnle

Der Bund stellt Geld bereit zum Bau einer Grünbrücke über die A 81.

Mundelsheim - Das ist doch mal eine gute Nachricht für alle Tierfreunde: In Baden-Württemberg sollen in den nächsten Jahren mehrere Grünbrücken gebaut werden, über die Luchs, Wildkatze und Co. viel befahrene Verkehrsachsen sicher überwinden können. Eine der Querungshilfen wollen Bund und Land an der Autobahn bei Mundelsheim realisieren. Und zwar ungefähr auf Höhe des Kälblings, wo die A 81 einen Wanderweg für Wildtiere von nationaler Bedeutung durchschneidet, berichtet Oliver Hillinger, Referent in der Pressestelle des Landesverkehrsministeriums. Den genauen Standort müssen die Fachleute festzurren, er werde aber „in Abhängigkeit von den örtlichen Verhältnissen im Bereich dieses Kreuzungspunkts liegen“, fügt er hinzu.

Die Kosten für das Vorhaben werden vom Bund geschultert, die Ausgaben für die Planung übernimmt das Land. Allerdings erhalte man auch für die Erstellung des Konzepts aus Berlin eine Pauschale, erläutert der Pressereferent. Wie viel Geld in die Querung gepumpt werden muss, könne man im Moment nicht beziffern. „Als Anhaltspunkt können jedoch die Kosten jener Grünbrücke an der A 8 bei Merklingen dienen, die am 7. Dezember 2018 eingeweiht wurde. Sie beliefen sich auf 3,4 Millionen Euro“, berichtet Hillinger. Eine Machbarkeitsstudie soll in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. Wann tatsächlich die Bagger anrücken, ist ungewiss. „Hierzu können derzeit noch keine Aussagen gemacht werden“, erklärt der Pressereferent.

Fest steht indes jetzt schon, dass sich die Arbeiten nicht ohne Beeinträchtigungen für die Autofahrer abwickeln lassen werden. Es sei während der Bauphase grundsätzlich mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, teilt Hillinger mit. Diese würden jedoch wie immer, wenn an Straßen gehämmert und gebohrt wird, auf ein Minimum beschränkt, versichert der Pressereferent. Die Verantwortlichen im Ministerium heben außerdem hervor, wie wichtig der anvisierte Bau von nun insgesamt acht Querungshilfen im Land ist. „Die Zerschneidung von Wanderrouten für die Wildtiere ist neben dem Flächenverlust eine der Hauptursachen für den Artenschwund“, stellt der Verkehrsminister Winfried Hermann fest. „Hier hilft die Schaffung einer ,grünen Infrastruktur’, die es Wildtieren erlaubt, ihre Lebensräume hindernisfrei zu wechseln. Dies trägt nicht nur zur Sicherung der biologischen Vielfalt, sondern auch zur Verkehrssicherheit bei, da Wildunfälle vermieden werden“, erläutert der Politiker.

Diese Aussagen des Ministers sind wahrscheinlich Musik in den Ohren von Joachim Lösing aus dem Vorstand des BUND-Bezirksverband Marbach-Bottwartal. Er begrüßt es jedenfalls sehr, dass an der Autobahn bei Mundelsheim eine Grünbrücke entstehen soll. Das sei eine gute Ergänzung zu den vier Unterführungen, die bereits vorhanden sind, sagt er. Noch dringlicher wäre es nach Auffassung von Lösing allerdings, etwas an der quasi parallel zur Autobahn verlaufenden Bundesstraße 27 zwischen Bietigheim-Bissingen und Besigheim zu unternehmen. „Das ist eine viel befahrene Straße und das Hauptnadelöhr“, betont der Biologe. Diese Stelle müssten sämtliche Tiere vom Wolf bis zur Spitzmaus passieren, wenn sie von A nach B gelangen wollten. Insofern brauche man hier eine Unterführung oder eine Grünbrücke.

Das Verkehrsministerium schätzt die Lage jedoch etwas anders ein. „Die B 27 zwischen Bietigheim-Bissingen und Besigheim ist aus Sicht des Verkehrsministeriums im Vergleich zur A 81 ein Wanderungshindernis von deutlich geringerer Bedeutung“, führt Pressereferent Oliver Hillinger aus. Aktuell seien daher in diesem Bereich keine so genannten Wiedervernetzungsmaßnahmen geplant – also Querungen oder Brücken, die die Wanderwege der Wildtiere verknüpfen.

Ein solcher Wanderkorridor wird von der Autobahn bei Mundelsheim durchtrennt. Die A 81 unterbricht die Verbindung zwischen Stromberg/Heuchelberg auf der einen und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald auf der anderen Seite. Dazu kommt, dass die Verkehrsader nicht irgendeine Route kappt, sondern laut Landeskonzept für die Wiedervernetzung an Straßen die einzige zwischen den genannten Refugien. Und rund ums Gebiet Stromberg/Heuchelberg wurde schon die seltene Wildkatze nachgewiesen, die folglich von einer Grünbrücke profitieren würde.