Es gibt Stimmen, die finden es unglücklich, dass sich Autos und Fußgänger den Verkehrsraum in der oberen Fußgängerzone teilen. Foto: Oliver von Schaewen

Der Stadtmarketingverein und die Gruppe Puls im Gemeinderat wünschen sich eine Neuregelung der Abfahrt aus dem Müller-Markt. Planer will Lösung präsentieren – während die Firma selbst über eine Schranke an der Zufahrt nachdenkt.

Marbach - Die Rufe nach einer Neuordnung der Abfahrt aus dem Marbacher Müller-Parkhaus werden immer lauter. Die Gruppe Puls hat pünktlich zur Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag, in der die Sanierung der Fußgängerzone aufs Tapet kommt, einen Antrag eingereicht, wonach die Verkehrswege für Autos und Fußgänger entflochten werden sollen. Und auch der Stadtmarketingverein der Schillerstadt macht sich für eine Änderung des Status quo stark. Das Führungsduo Stefanie Grams und Annette Fiss plädiert wie Puls dafür, eine Regelung zu suchen, die die Situation entschärft.„Hier kann man auch über Alternativen nachdenken und eine klare Straßenführung aus dem Parkhaus heraus mit Bürgersteigen machen“, findet Annette Fiss. Die Fußgängerzone könne dann dahinter beginnen. Es gebe momentan einfach ein gewisses Risikopotenzial, wenn Kinder und Familien unterwegs seien und zugleich Autos über das Pflaster rollen.

Das findet auch die Gruppe Puls und schlägt deshalb eine Lösung vor, die in die gleiche Richtung wie die von Annette Fiss und Stefanie Grams geht. „Die ausfahrenden Kraftfahrzeuge benötigen eine eigene Fahrspur, um sich ohne Konflikte mit Fußgängern, Rollstuhl- und Radfahrern in den Straßenverkehr der Charlottenstraße eingliedern zu können. Diese Fahrspur dient der Sicherheit und Gesundheit der Fußgänger und anderen“, erklären Hendrik Lüdke und Benjamin Flaig. Für Passanten solle zudem ein breiter Fußweg angelegt werden, der nach den Vorstellungen von Puls bis auf Höhe des Eiscafés Silvana reichen würde – wo dann künftig die Fußgängerzone beginnt. Das Areal davor bis zur Charlottenstraße möge man dann als verkehrsberuhigten Bereich ausweisen. „In Richtung Eiscafé Silvana wird eine Absperrung aus Pflanzentrögen bis zur Mitte der dort beginnenden Fußgängerzone eingerichtet“, fordern Lüdke und Flaig, die zudem darauf hinweisen, dass sich ein Durchgangsverkehr wie jetzt schon alleine im Hinblick auf die Straßenverkehrsordnung nicht mit einer Fußgängerzone vertragen. Beides zusammen im selben räumlichen Bereich sei nicht zulässig. „Deshalb lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Stadt hier tätig werden muss, um sich – neben der Gesundheit der Menschen – vor Schadenersatzansprüchen zu schützen“, wird in dem Puls-Antrag geschlussfolgert.

Ganz so dramatisch scheint die rechtliche Situation allerdings nicht zu sein. „Man kann es so belassen, die Straßenverkehrsordnung lässt es zu“, sagt Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Grundsätzlich sei es zulässig, dass in einer Fußgängerzone auch andere Verkehrsarten unterwegs sind. „Die müssen allerdings ausgeschildert sein“, stellt er fest.

Unabhängig von der Rechtslage ist auch im Marbacher Rathaus angekommen, dass es eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Status quo gibt. Deshalb werde das mit der Umgestaltung der Fußgängerzone betraute Büro Baldauf Architekten in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag auch „einen Vorschlag präsentieren, wie man die Situation entschärfen kann. Darüber muss dann diskutiert werden“, sagt der Bürgermeister Jan Trost. Wie genau der Ansatz ausschauen wird, dazu möchte sich der Schultes im Vorfeld der Zusammenkunft nicht äußern.Tatsache ist aber schon jetzt, dass der Drogeriemarkt auf das Parkhaus nicht verzichten möchte. Dies habe ein Mitglied der Müller-Geschäftsführung in einem Telefonat am 5. November hervorgehoben, heißt es in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung. Zugleich sei signalisiert worden, dass der Standort, die Lage und die Größe des Marbacher Drogeriemarkts sehr gut seien und die Filiale „fester Bestandteil im künftigen Filialnetz der Firma Müller ist“. Allerdings denke man bei dem Unternehmen darüber nach, wie das Thema Fremdparker in der Tiefgarage in den Griff zu bekommen ist, berichtet Jan Trost. Eigentlich seien die Stellplätze nur für Kunden gedacht, betont Trost. Doch das lasse sich naturgemäß schlecht kontrollieren. So werden die Plätze also auch von anderen Autofahrern angesteuert. „Das ist Müller ein Dorn im Auge und schmälert den Umsatz“, erklärt der Bürgermeister. Aus dem Grund überlege das Unternehmen, ähnlich wie eine Zeit lang im Kaufland üblich, mit einer Schranke zu arbeiten. Kunden bekommen dann einen Chip oder eine Karte, um das Parkhaus zu verlassen. Zusätzlich ziehe es Müller in Erwägung, an der Zufahrt eine Ampel zu installieren, berichtet Jan Trost. Diese springe auf Rot, wenn alle Stellplätze belegt sind. So lasse sich der Park-Such-Verkehr reduzieren – was dann wiederum von Vorteil für die Fußgängerzone wäre.

Der Zeitplan:

Es hängt weiter am seidenen Faden, ob die Fußgängerzone im kommenden Jahr saniert werden kann oder der Baggerbiss  auf  2022 verschoben werden muss. Am Stadtmarketingverein wird es aber nicht scheitern. Man habe sich inzwischen mit den Verantwortlichen  ausgetauscht, erklärt Bürgermeister Jan Trost. Einige Anregungen wie die, möglichst auf verstellbares  Mobiliar zu setzen, um bei Veranstaltungen flexibel zu bleiben, würden  zwar berücksichtigt, doch an den Grundzügen der Planung werde nicht mehr gerüttelt. Insofern könnten   am Donnerstag, 19. November, im Gemeinderat die einzelnen gestalterischen Eckpfeiler abgesegnet werden, erklärt Jan Trost. Damit wäre es möglich, in der  Sitzung im Dezember den  Baubeschluss  zu fassen. Gelinge es dann noch, im Juli oder spätestens im August 2021 die Arbeiten zu vergeben, könnte die Umgestaltung im nächsten Jahr  starten. Die Bauzeit wird rund zwei Jahre betragen.