Die Sitzstufen des Freibads müssen saniert werden. Zu breit ist der Raum zwischen den Sitzstufen im Freibad – deshalb investiert der Verband rund 80 000 Euro. Foto: Werner Kuhnle

Das Freibad der Kommunen Oberstenfeld und Beilstein kann geöffnet werden, sollte die Corona-Pandemie das erlauben. Der Zweckverband des Schwimmbades hat den Haushalt darauf ausgerichtet.

Oberstenfeld/Beilstein - Inmitten immer strikterer politischer Vorgaben in der Corona-Pandemie haben Oberstenfelder und Beilsteiner Räte am Donnerstag in der Versammlung des Zweckverbandes die Weichen für eine mögliche Öffnung des Mineralfreibades Oberes Bottwartal gestellt. Sie segneten im Oberstenfelder Bürgerhaus einstimmig den Haushalt für das Jahr 2021 ab. Außerdem beschlossen sie die Sanierung von Sitzstufen – was im Gremium aber auch für kontroverse Diskussionen sorgte.

„Wir wollen öffnen können“, sagte der Zweckverbandsvorsitzende und Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann und führte unter anderem Sport als Gesundheitsschutz der Bürger in der Pandemie an. Die Sitzung glich in ihrem Verlauf einer Gratwanderung. Kleemann lotete immer wieder aus, ob eine einheitliche Abstimmung zu einzelnen Punkten möglich war.

Im Vorjahr hatten einzelne Räte das Votum für oder gegen eine Öffnung des Bades ungültig gemacht, indem sie vom Beschluss ihres Gemeinderates abgewichen waren. Das Bad blieb geschlossen – viele Bürger empfanden das Prozedere und das Ergebnis als Fiasko. Damit einzelne Räte den Zweckverband in Zukunft nicht mit Alleingängen torpedieren können, will Markus Kleemann mit seinem Beilsteiner Kollegen Patrick Holl nun in der nächsten Verbandssitzung am 18.  Februar einen Verwaltungsrat sowie die Möglichkeit, online zu tagen, einführen. Dazu bedarf es Entscheidungen der beiden Gemeinderäte im Januar (siehe Info-Kasten).

Der Freibadetat wird vor allem wegen Investitionen ein Kraftakt. „Wir müssen einen Verlust von 660 000 Euro realisieren“, sagte der Kämmerer Ingo Wörner. Für die Besucher wichtig: Sie können künftig ihre Karte online erwerben und per QR-Code durch ein Drehkreuz gehen, ohne lange an der Kasse stehen zu müssen. Das System kostet den Verband 53 000 Euro. Barbezahlung wird aber weiter möglich sein. Teuer wird auch die Sanierung der Brunnenpumpe für 73 000 Euro. Technik- und Energieunterhalt fressen rund 160 000 Euro. Für das noch nicht feststehende Corona-Sicherheitskonzept plant Wörner pauschal mit 40 000 Euro.

Der Zweckverband rechnet mit Einnahmen von 382 000 Euro. Ein Erwachsener muss für eine Halbtagsschicht 5,50  Euro, ein Kind 3 Euro bezahlen. Das Bad wäre bei 700 Besuchern pro Schicht zur Hälfte ausgelastet, was Tageseinnahmen von 2780 Euro ergäbe. Ob es Dauerkarten geben wird, ist noch unsicher.

Umstritten war die Sanierung der Sitzstufen. Sie waren in den 1970er-Jahren beim Bau des Freibades laut Markus Kleemann mit „sehr schlechtem“ Beton angebracht worden. Bereits der erste Teil der Sanierung habe mit 57 000 Euro mehr gekostet, als für den gesamten Bereich veranschlagt. Kleemann schlug, wie er sagte „mit viel Wut im Bauch“, trotzdem vor, dass die Beilsteiner Firma Müller, die noch vor Ort sei und nichts für die frühere Bausünde könne, für 80 000 Euro den Bereich zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken bearbeiten solle.

Gegen den Vorschlag argumentierte der Beilsteiner SPD-Rat Bernd Kircher. „Es ist nicht zwingend erforderlich, es in diesem Jahr zu machen.“ Kircher wies auf die starke Belastung des Etats hin und forderte eine Untersuchung des gesamten Bereichs bis zum Sprungturm, statt eines schnellen Jas zum Angebot. Kirchers Beilsteiner Kollege Oliver Kämpf von der Bürgerliste fragte, ob die Verkehrssicherungspflicht wirklich berührt sei.

Deutliche Worte fand die Freibad-Betriebschefin Ute Kuttner, die in der Sitzung befragt wurde. „Ich finde es stark gefährdend“, sagte sie zu den handkantenbreiten Spalten zwischen den Sitzstufen, die schmaler als acht Millimeter sein müssten. Die Sicherheit sowie die Aussicht, dass die Badegäste von den Sitzstufen aus beobachten können, ob so wenig Schwimmer im Becken sind, dass sie trotz der Coronabegrenzungen in die Fluten hinein können, führte in der Sitzung letztlich zur Einstimmigkeit, die rechtlich erforderlich war.

INFO: VERWALTUNGSRAT SICHERT VIELFALT BEI ABSTIMMUNGEN

Neue Struktur
Der Freibad-Zweckverband erhält einen Verwaltungsrat, sollten der Oberstenfelder und der Beilsteiner Gemeinderat sowie abschließend die Verbandsvertreter am 18. Februar zustimmen. Der Verwaltungsrat dürfte dann das Gremium sein, in dem fast alle Entscheidungen für das Mineralfreibad Oberes Bottwartal gefällt werden. Bisher ist das die Verbandsversammlung. Da Beilsteiner und Oberstenfelder dort nach dem Gesetz über Kommunale Zusammenarbeit (GKZ) jeweils einheitlich abstimmen müssen, aber nicht wollen, strebt Zweckverbandschef Markus Kleemann die Einführung eines Verwaltungsrates an.

Arbeitsweise Im Verwaltungsrat sei eine Abstimmung nach persönlicher Überzeugung möglich, informierte Kleemann. In dem Gremium müsse sich der bisherige Stimmenproporz von Oberstenfeld und Beilstein abbilden. Alle bisherigen Mandatsträger in der Zweckverbandsversammlung dürften im Verwaltungsrat vertreten sein. Die Verbandsversammlung wird künftig nur noch von den beiden Bürgermeistern der Kommunen gebildet. Ihre Entscheidungen, etwa zu Haushalts- und Satzungsfragen, unterliegen jedoch der Zustimmung des Verwaltungsrates. ole