Beschwerden über zu volle Schulbusse hat es schon immer gegeben – doch die Corona-Problematik zwingt zum Handeln. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Kommen sich die Schüler in überfüllten Bussen zu nahe? Die Corona-Pandemie sorgt für Anfragen bei Schulen und Schulträgern. Das Landratsamt Ludwigsburg strebt Verstärkerbusse an, um zu entzerren. Es gibt aber bei den Busunternehmen zu wenig Kapazitäten. Das Marbacher FSG belässt es bei den Unterrichtszeiten.

Marbach - Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach wird seine Unterrichtszeiten morgens nicht entzerren, damit mehr Schulbusse versetzt fahren können. Der FSG-Direktor Volker Müller teilte dies auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Wegen überfüllter Schulbusse und Sorge um die Corona-Problematik stehe man aber mit dem Landratsamt Ludwigsburg und der Stadt Marbach in Kontakt, Verstärkerbusse einzusetzen.

Zuletzt hatten sich mehrere Bürgervertreter in Gemeinderäten im Raum Marbach und Bottwartal besorgt darüber geäußert, dass die Covid-19-Ansteckungsrisiken in überfüllten Schulbussen erheblich steigen könnten. Der Verkehrsminister Winfried Hermann hatte zu Beginn der Woche eine stärkere finanzielle Förderung zusätzlicher Schulbusse durch das Land bekannt gegeben. Er forderte dabei aber auch die Schulen auf, ihre Anfangszeiten zu flexibilisieren.

Ein solcher Schritt sei aufgrund der Größe des FSG und seines Einzugsbereichs sowie der Unterrichtsstruktur nicht möglich, begründete Volker Müller seine Haltung. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium mit rund 2600 Schülern und 200  Lehrkräften ist das größte im Land Baden-Württemberg. „Die Entzerrung von der Bushaltestelle zum Schulgebäude läuft gut, nur in den Bussen gibt es Engpässe“, bestätigte Müller. Die in den Bussen vorgeschriebene Maskenpflicht ersetze juristisch den Abstand von 1,5 Metern. „Das ist ein gewisser Schutz – trotzdem streben wir eine optimale Lösung an.“

Die Entzerrung des Unterrichtsbeginns praktiziert das Marbacher Gymnasium bei seinen zwölf Lehrern, die zu Risikogruppen gehören. Sie unterrichten Schüler in den ersten beiden Stunden online. Dies kann aber laut Müller nicht zu einer generellen Lösung für die Schüler werden. „Es würde zu Unterrichtsverlusten im Präsenzunterricht kommen, wenn Schüler dann erst zur dritten Stunde von daheim in die Schule wechseln würden.“

Verständnis für die Entscheidung hat der Marbacher Bürgermeister Jan Trost, dessen Kommune als Schulträger fungiert. „Das Thema der vollen Schulbusse schlägt verstärkt bei uns auf“, berichtet er. Auch im gesamten Landkreis sei die Situation schwierig. Selbst wenn man den Unterricht entzerren würde, gäbe es nicht genügend Busse und Fahrer, die von den zuständigen Unternehmen als Reserve angefordert werden könnten. Trost gibt deshalb den Eltern den Rat, ihre Kinder nicht mit dem letztmöglichen Bus auf den Weg zu schicken, sondern auch frühere Fahrten zu nehmen.

Das Landratsamt Ludwigsburg sei bestrebt, die Situation in den Schulbussen mithilfe des Landesförderprogramms zu verbessern, teilt der LRA-Sprecher Andreas Fritz mit. Das Land übernehme für den Schulträger wie vom Land angekündigt die Kosten. „Tatsächlich ist die Verfügbarkeit von Bussen, insbesondere aber auch des benötigten Fahrpersonals, das größte Problem“, sagt Fritz. Grundsätzlich seien die Kapazitäten der Busunternehmen in den Hauptverkehrszeiten bis auf wenige Ersatzbusse ausgelastet. Gleiches gelte für die Sub-Unternehmen. „Es ist daher aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass für alle Kurse, die nach dem Förderprogramm des Landes verstärkt werden könnten, ein Verstärkerfahrzeug zur Verfügung steht.“

Wegen überfüllter Schulbusse hatte es Beschwerden aus dem Bottwartal gegeben, bestätigt der Landratsamt-Sprecher Andreas Fritz. Bei den darauffolgenden Kontrollen sei beobachtet worden, dass vier Schulbusse hintereinander eingesetzt wurden und lediglich einer dieser Busse überfüllt gewesen sei, während die anderen drei Busse teilweise noch freie Sitzplätze aufwiesen. „Auch das Nutzen anderer Linien, soweit deren Haltestellen in fußläufiger Entfernung zur Schule liegen, würde helfen.“

Risiko in Verkehrsmitteln
Das Robert-Koch-Institut hat laut Landratsamt Ludwigsburg in einer Studie bei über 50 000 nachgewiesenen Corona-Fällen untersucht, an welchen Orten sich die Personen infiziert haben. Es wurde festgestellt, dass die weitaus meisten Ausbrüche im privaten Haushalt (12 315) und in Alten- und Pflegeheimen (13 314) zu verzeichnen sind, während Verkehrsmittel bei den verfolgbaren Infektionsketten eine sehr untergeordnete Rolle spielen, berichtet Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamtes.