Der Durchgangsverkehr wird dauerhaft aus der Altstadt verbannt. Foto: Werner Kuhnle

Die gesamte Marbacher Altstadt wird dauerhaft zur Anlieger-Frei-Zone, da die Niklastorstraße zwischen Stadtkirche und Rathaus für den Verkehr dichtgemacht wird.

Marbach - Man kann schon fast von einer historischen Sitzung sprechen, zu der der Gemeinderat am Donnerstag zusammengekommen ist. Denn das Gremium beschloss nun etwas, um das seit Jahren gerungen wird, für das sich aber bislang nie eine Mehrheit gefunden hatte: Die dauerhafte Sperrung der Niklastorstraße zwischen Stadtkirche und Rathaus. Verbunden damit bleibt die gesamte Altstadt eine Anlieger-Frei-Zone. Diese Regelung gilt zwar momentan schon, hatte aber nur Versuchscharakter und war als Reaktion auf die Baustelle am Pfundhaus angeordnet worden. Dort steht aktuell ein Kran, der ein Durchkommen durch die Niklastorstraße verhindert. Anwohner der Holdergassen hatten befürchtet, dass deshalb der Schleichverkehr auf sie abgewälzt wird und erfolgreich dafür geworben, die gesamte City zur Tabuzone für Autos auf der Durchfahrt zu erklären.

Die Räte ebneten nun aber nicht nur den Weg dafür, diese provisorische Lösung fest zu etablieren, sondern verfügten zudem, die Eingänge zur Altstadt umzugestalten. „Die vermitteln bisher nicht den Eindruck: Hier kommt ein neuer Stadtbereich, in dem wir das Auto nicht im Vordergrund sehen“, erklärte Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Deshalb sollen die Zufahrten schmaler und unattraktiver werden. Weiter sprach sich die Runde dafür aus, für die wegen der Umgestaltung der Fußgängerzone in der Marktstraße wegfallenden Parkplätze Ersatz zur Verfügung zu stellen. Seiberling kann sich vorstellen, vor dem Rathaus oder am Kelterplatz eine Zone zum Kurzparken und Entladen einzurichten. Ferner soll untersucht werden, ob die Ludwigsburger Straße zwischen den Einmündungen zur Strohgasse und der Marktstraße so umgebaut werden kann, dass weitere Parkplätze entstehen.

Hinter all diesen Punkten stand auch Jochen Biesinger von der CDU. Er erinnerte an die Ergebnisse einer Untersuchung, wonach die Altstadt dank der Sperrung der Niklastorstraße und der Anlieger-Frei-Regelung vom Durchgangsverkehr entlastet wird. „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Wir sollten es also wagen“, meinte Biesinger. Zumal dadurch die Aufenthaltsqualität gesteigert werde. Da konnte Jürgen Waser von den Grünen nur beipflichten, der darauf verwies, dass seine Fraktion seit mehr als 20 Jahren dafür kämpfe, den Bypass zwischen Stadtkirche und Rathaus zu kappen. Anwohner, Bürger und Touristen würden davon profitieren. Waser plädierte aber dafür, die anvisierte Kurzzeitparkzone vor dem Rathaus zu überwachen, damit Autos dort nicht zu lange stehen. Das Thema Parken beschäftigt auch Hendrik Lüdke von Puls. Er sah es insbesondere kritisch, dass in der Ludwigsburger Straße nach neuen Stellflächen Ausschau gehalten werden soll. „Das widerspricht dem Puls-Ziel einer autofreien Innenstadt“, betonte er. Dagegen freute er sich über die Sperrung der Niklastorstraße, für die er sich schon früher, als er noch in den Reihen der Grünen saß, starkgemacht habe.

„Zu einer guten Stube passen keine Autos“, stellte schließlich Dr. Michael Herzog von den Freien Wähler im Hinblick auf den Umstand fest, dass die Fußgängerzone vom kommenden Jahr an herausgeputzt werden soll. Zudem trage die Neuregelung zu einer deutlichen Entlastung vom Verkehr bei. Von existenzieller Bedeutung seien die ins Auge gefassten Kurzzeitparkplätze für die Geschäftsleute, damit die Wege dorthin nicht zu weit werden – speziell für Behinderte.

Allein Ernst Morlock von der SPD und Peter Schick von den Freien Wählern sprachen sich gegen die Sperrung aus. Morlock argumentierte, dass 80 Prozent der Fahrten dem Ziel- und Quellverkehr zuzuordnen und damit unvermeidlich seien. Ein Teil davon seien auch Kunden, die die Geschäfte ansteuern. „Auf diese Klientel kann die Marbacher Altstadt nicht verzichten“, erklärte er und fragte rhetorisch in die Runde, ob es angesichts der nur geringen Gesamtentlastung durch den Ausschluss des Durchgangsverkehrs gerechtfertigt sei, so stark einzugreifen. Für die große Mehrheit der Räte und auch Morlocks Fraktionskollege Jürgen Schmiedel lautete die Antwort: ja. „Ich sehe die Chance für die Innenstadt, zu einer neuen Blüte zu kommen“, sagte Schmiedel.