So sieht die Bushaltestelle bei der Stadionhalle im Moment aus. Foto: Karin Götz/privat

Am Freitagabend haben bislang Unbekannte, den erst vor gut zwei Monaten eingeweihten Graffiti-Bus-Stopp bei der Stadionhalle zerstört.

Marbach - Es ist gerade mal etwas mehr als zwei Monate her, dass der Graffiti-Bus-Stopp an der Haltestelle bei der Stadionhalle mit großem Tamtam eingeweiht worden war. Jetzt sind die Enttäuschung und die Fassungslosigkeit groß, denn am Freitagabend haben Unbekannte die Haltestelle mutwillig zerstört und Wände eingetreten. Offenbar war Alkohol im Spiel, denn in der Nähe des Stopps wurden auch leere Flaschen gefunden.

Wer seinen Kräften freien Lauf gelassen hat, ist derzeit noch unklar. Die Polizei sei um 21.48 Uhr alarmiert worden, teilt ein Beamter der Polizeidirektion Ludwigsburg am Samstag auf unsere Anfrage hin mit. Eine Pressemeldung über den Vorfall sei nicht vorgesehen – vermutlich weil den alarmierten Beamten nicht klar gewesen sei, dass es sich um eine Haltestelle handle, die von öffentlichem Interesse sei, so die Auskunft. Der Tatzeitraum werde auf 21.20 bis 21.45 Uhr datiert. Hinweise auf den oder die Täter lägen bislang nicht vor.

Am Freitagabend fand am benachbarten Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) die Mittelstufen-Disco statt. In einer friedlichen und äußerst angenehmen Atmosphäre, wie Schulleiter Christof Martin berichtet. Und nach strengen Regeln. Denn rein durfte nur, wer einen Ausweis des FSG vorzeigen konnte und nicht nach Alkohol roch. „Auch die Taschen wurden kontrolliert“, so Martin. Allerdings hätten sich fremde Jugendliche vor dem Schulgebäude aufgehalten, nachdem ihnen der Zutritt zur Schule verweigert worden war. Ein Lehrer habe schließlich auch die Polizei verständigt. Dass der Bus-Stopp nicht allzu lange schadfrei bleiben würde, damit hat der Schulleiter gerechnet. „Wir machen das ganze Jahr über die Erfahrung, dass sich junge Erwachsene in den Abendstunden und am Wochenende herumtreiben und Dinge beschädigt werden.“ Zum Teil würden sie auf das FSG steigen und sich dort nicht nur zu Gelagen treffen, sondern auch Schaden anrichten. „Da werden Fenster eingetreten oder zuletzt auch Jalousien mit Wert im vierstelligen Bereich kaputt gemacht“, berichtet Martin. Die Polizei fahre immer wieder Patrouillen, aber es sei schwer, die Täter dingfest zu machen.

Bürgermeister Jan Trost ist fassungslos. Er wurde am Samstag von Jugendhausleiter Georg Stenkamp über den Vorfall informiert, der wiederum von Stadtschülerräten Infos erhalten hatte. „Ich bin fassungslos über die blinde und völlig sinnlose Zerstörungswut. Es ist ein Schlag ins Gesicht der zahlreichen Jugendlichen, die sich beim Stadtjugendforum für eine legale Spraymöglichkeit eingesetzt haben. Aber auch der vielen Mitarbeiter von AMG, die mit einem Teil ihres Gehalts den Bau ermöglicht haben“, so Trost. Die Stadt werde bei der Polizei Strafanzeige erstatten und eine Belohnung von 500 Euro für sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter ausloben. „Außerdem werden wir die Wände ersetzen, denn wir werden nicht vor der Gewalt auf der Straße kapitulieren.“

Die Idee hinter dem Graffiti-Bus-Stopp: Sprayer, egal ob Privatpersonen oder Schul-AGs sowie Kunstkurse, können sich ganz legal auf einer Fläche verewigen. Es sollte sozusagen eine Plattform für Straßenkünstler und jene sein, die es werden wollen. Dabei sollten zwei Regeln befolgt werden: Übersprühen ist erwünscht, allerdings sollten die Künstler das schwächste Graffiti überdecken und die Sprayer müssen am Ende ihren Müll wieder mitnehmen. Das Projekt wurde durch eine Spendenaktion bei der Firma AMG möglich gemacht. Die Mitarbeiter spendeten unter dem Motto „Give a Cent“ den Centbetrag ihres Gehaltes in jedem Monat. Die Summe wurde von der Geschäftsführung verdoppelt. Dreimal im Jahr unterstützt AMG dann Projekte. Die Erneuerung der Bushaltestelle im Wert von 2500  Euro war vergangenes Jahr eines der drei.

Die Sanierung der Bus-Haltestelle bei der Schule ist ein echtes Gemeinschaftsprojekt gewesen. Die Holzverkleidung wurde von Andreas Glock und dem neuform Türenwerk angepasst. Den Grundanstrich machten Schüler der Oskar-Walcker-Schule in Ludwigsburg.