Das kleine Mahnmal soll im Juli in der Lange Straße eingelassen werden. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Vor der Lange Straße 15 in Rielingshausen wird an den im KZ gestorbenen Adolf Stirm erinnert.

Marbach-Rielingshausen - Unter dem Terror-Regime der Nazis haben viele Millionen Menschen völlig unschuldig ihr Leben gelassen. Unter den Opfern war auch der Rielingshäuser Adolf Stirm. Als Mitglied der Zeugen Jehovas verweigerte er den Wehrdienst und verbreitete Schriften seiner Glaubensgemeinschaft. Deshalb wurde er verhaftet, ins KZ nach Dachau verschleppt, später ins Konzentrationslager nach Mauthausen verlegt, wo er an Unterernährung und wegen mangelhafter medizinischer Betreuung am 24. Februar 1940 starb. An sein schlimmes Schicksal wird bald vor der Lange Straße 15 in Rielingshausen erinnert. Hier, vor seinem letzten freigewählten Wohnsitz, lässt die Stadt einen Stolperstein anbringen. Das hat der Verwaltungsausschuss am Donnerstag beschlossen.

Die Rathausmannschaft hatte das Thema eigentlich schon früher auf die Tagesordnung nehmen wollen, musste sich aber erst mit den Besitzern des betreffenden Gebäudes abstimmen. Das ist mittlerweile geschehen. „Die Eigentümer haben im Grundsatz zugestimmt, sie bitten nur darum, den Stein nicht direkt vor der Haustür anzubringen, sondern etwas versetzt“, sagte der Rathauschef Jan Trost. Ein Wunsch, der nachvollziehbar sei. In der Niklastor-straße, wo der bislang einzige Stolperstein in Marbach an die ebenfalls von den Nazis ermordete Pauline Stiegler erinnert, sei das Mahnmal ebenfalls nicht unmittelbar vor dem Haus eingelassen.

Dass auch Adolf Stirm nicht in Vergessenheit gerät, ist einer Initiative der Grünen zu verdanken, die den Antrag zur Verlegung des Stolpersteins gestellt hatten. Deren Fraktionsvorsitzende Barbara Eßlinger erläuterte, dass man im Austausch mit dem Stadtarchivar Albrecht Gühring zu dem Gedanken gekommen war, an Adolf Stirm zu erinnern. Gührings Recherchen hatten ergeben, dass Stirms letzter aus freien Stücken gewählter Wohnsitz tatsächlich in Rielingshausen war. Damit war eine Voraussetzung erfüllt, um überhaupt einen Stolperstein in der Lange Straße anbringen zu können.

Eine zweite ist, dass der bei der Aktion federführende Künstler Gunter Demnig sich einklinkt. Das wird der Fall sein. Der Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier berichtete, dass man Kontakt mit Demnigs Büro aufgenommen habe. Er sei noch aktiv und der Stein solle im Juli des nächsten Jahres eingelassen werden. Die Zeremonie wolle man in ein Rahmenprogramm einbetten, bei dem sich auch Schüler einbringen können, kündigte Jan Trost an.

Damit reagierte er auf eine Anmerkung von Heinz Reichert (SPD). Reichert stand zwar hinter dem Antrag der Grünen, hält es aber für noch wichtiger, „die Jugend zu informieren und an den Schulen zu zeigen, wie schlimm die Zeit war“. Dr. Michael Herzog (Freie Wähler) bezeichnete den Vorstoß mit dem Stolperstein als „guten Vorschlag“. Es dürfe sich nie mehr wiederholen, dass Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe oder Herkunft verfolgt werden. Insofern sei das Mahnmal ein „gutes Zeichen der Erinnerung und insbesondere der Ermahnung“. Heike Breitenbücher von der CDU erklärte, dass man ins Nachdenken komme, wenn man im Alltag auf einen solchen Stein stoße. „Das macht einem bewusst, dass man so etwas nie wieder möchte“, sagte sie. Hendrik Lüdke von Puls gab dem Antrag ebenfalls seinen Segen – auch „als Signal an AfD und Konsorten“. Noch besser würde ihm jedoch gefallen, ein Friedensmahnmal am Burgplatz zu errichten, das an die vom Naziregime verfolgten und getöteten Menschen gemahne.