Die Theke der Bäcker-Filiale im Rewe-Markt ist derzeit leer. Foto: Archiv

Der Geschäftsführer Willy Holzwarth will die Filiale im Markt nicht bis 22 Uhr geöffnet halten, da zu späterer Stunde keine Nachfrage mehr vorhanden sei. Mit dem Rewe-Konzert habe man keine Einigung erzielen können.

Marbach - Die Kunden des Rewe in der Marbacher Innenstadt staunen. Leere Regale gähnen ihnen links vor den Kassen entgegen. Das freundliche Lächeln der Verkäuferinnen fehlt, der Obere Beck hat sich zurückgezogen. Mit einem Schild bedankt sich das Team bei den Kunden – die Hintergründe für den Rückzug erscheinen wenig erfreulich.

Frustriert ist vor allem der Bäckermeister Willy Holzwarth, Geschäftsführer des Oberen Beck, der im Kreis Ludwigsburg und im Rems-Murr-Kreis insgesamt 15 Filialen mit 110 Mitarbeitern unterhält. Mit Rewe sei er uneins, weil der Konzern verlange, dass er seinen Verkauf auch bis zum Ladenschluss um 22 Uhr offen halte. „Wir stellen aber schon seit Jahren fest, dass die Kunden nach 20 Uhr kein Interesse mehr haben“, erklärt Holzwarth.

Besonders enttäuscht ist Holzwarth über die starre Haltung des Rewe-Konzerns. „Sie sagen, es mache keinen guten Eindruck, wenn die Kunden abends eine geschlossene Bäckerei-Filiale im Laden sehen – dabei machen sie selbst die Metzgerei im Geschäft vorzeitig zu.“ Holzwarth äußerte sich kritisch zu den langen Öffnungszeiten der Supermärkte. „Die Konzerne erzählen einem die tollsten Geschichten – etwas dass es für die Mitarbeiterinnen doch schön sei, wenn sie am Abend mal rauskommen und der Mann dann auf die Kinder aufpassen dürfe – oder dass die Frauen bei Öffnungszeiten bis 24 Uhr dann von Sicherheitskräften zum Auto im Parkhaus begleitet werden.“

Dass Rewe in Marbach wie auch andere Supermärkte inzwischen eigene Backwaren im Selbstbedienungsmodus anbietet, ist laut Holzwarth nicht der entscheidende Grund für die fehlende Wirtschaftlichkeit seiner Filiale gewesen. „Es gibt die einen Kunden, die legen auf Qualität Wert – und es gibt die anderen Kunden, die schauen nur auf den Preis“, hat er festgestellt. Würde er sein Personal effektiver einsetzen, hätte er keine Probleme, diese Filiale zu betreiben. „Ich setze zwei bis drei Mitarbeiterinnen ein – mittags brauche ich zwei Kräfte, aber die Mitarbeiterin, die abends nur herumsteht, würde ich natürlich lieber tagsüber einsetzen.“ Entlassungen werde es aufgrund der Filialaufgabe nicht geben, beruhigt Willy Holzwarth, der auch im Beirat der Interessengemeinschaft der Selbstständigen (IGS) in Marbach vertreten ist. Die Bäckereiverkäuferinnen würden in benachbarten Filialen eine Beschäftigung finden.

Die Rewe-Pressestelle in Köln bestätigte die Schließung der Bäckereifiliale am Dienstag. Ein Nachfolger werde in den nächsten Wochen einziehen. Es handele sich um die Bäckerei Katz aus Vaihingen. Zu „vertriebsinternen“ Fragen, auch zu den Öffnungszeiten, wollte der Konzern grundsätzlich nichts sagen.