Mit dem Handy kann man heutzutage alles Mögliche aufrufen und steuern. Eine Marbach-App fehlt aber noch. Foto: dpa

Freie Wähler machen sich für eine Marbach-App stark. Doch die Verwaltung reagiert reserviert.

Marbach - Wenn man irgendwo eine demolierte Sitzbank oder eine defekte Straßenlaterne entdeckt hat, kann man das in Gaggenau einfach durch die Bürger-App melden. Jugendliche dürfen ihre Anregungen ebenfalls über die Anwendung loswerden. Auch über barrierefreie Einrichtungen in der Stadt bei Baden-Baden kann man sich leicht via Smartphone informieren. Ein Konzept, das dem Marbacher Gemeinderat Jens Knittel richtig gut gefällt – und das seiner Ansicht nach auch für die Schillerstadt ein Gewinn wäre. Deshalb hat seine Fraktion der Freien Wähler nun einen entsprechenden Antrag eingereicht. Die politische Gruppierung fordert, eine eigene Marbach-App zu entwickeln.

Jens Knittel ist dabei wichtig, die Diskussion über den Vorstoß nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu schieben. Er hofft, dass das Thema schon in einer der nächsten Sitzungsrunden der Gemeinderats-Gremien behandelt wird. Entscheide sich eine Mehrheit für die App, sollte man nach Ansicht des Freien Wählers zunächst festlegen, was die Anwendung leisten muss. Anschließend gehe es darum, das Projekt auszuschreiben und ein Unternehmen zu finden, das die Programmierung übernimmt. „Es gibt Firmen, die solche Apps machen“, stellt Jens Knittel fest.

Der Rielingshäuser weist darauf hin, dass immer mehr Menschen mit ihren Smartphons alles Erdenkliche anstellen. Insofern wäre eine spezielle Anwendung für die Schillerstadt ein in die Zukunft gerichtetes Angebot. Jens Knittel kann sich vorstellen, dass man über diesen Kanal zum Beispiel Schadensmeldungen an die Stadt schickt oder den Stand des Stromzählers durchgibt. Ähnlich könnte man es mit dem Wasserverbrauch handhaben. Ihm schwebt aber auch vor, über Termine in Einrichtungen wie einem Kindergarten zu informieren. Dann natürlich über einen geschützten Bereich, in den sich die User einloggen müssen. „Sogar Bürgerbefragungen wären denkbar“, sagt Jens Knittel. Die Freien Wähler haben in ihrem Antrag zudem weitere Ideen auf dem Schirm, die die App als Serviceleistung bieten könnten, wie Webcams, Fahrpläne im ÖPNV, einen Stadtplan mit Punkten, die für Touristen und Einheimische von Interesse sein dürften, und Stellenanzeigen von Verwaltung und regionalen Benutzern. „Die Organisation der Marbach-App würde sehr gut zur neuen ,Digitalstelle’ passen“, finden die Freien Wähler.

Tatsächlich hat man im Rathaus inzwischen jemanden eingestellt, der sich mit dem Ressort „Digitales“ beschäftigt, sagt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. „Der kann das aber nicht komplett abdecken“, betont Heim. Zu dem gesamten Komplex gehöre unter anderem schließlich auch die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen. Das sei alleine schon eine Riesensache. In Marbach würden rund 4000 Schüler unterrichtet, konstatiert Gerhard Heim. Vor diesem Hintergrund müsse man sehr sorgfältig prüfen, ob die von den Freien Wählern gewünschte Marbach-App wirklich umsetzbar wäre.

Die Reaktion der Verwaltung kommt für Jens Knittel nicht überraschend. „Es war klar, dass die Stadt solche Anträge, die Personal binden, mit einem gewissen Vorbehalt aufnimmt“, sagt der Freie Wähler. „Aber wenn das Ganze einmal steht, hält sich der Aufwand in Grenzen“, fügt er hinzu. Darüber hinaus müsse man nicht alle Funktionen auf einen Streich einführen, sondern könne den Service nach und nach ausdehnen. Überdies hätten andere Kommunen die App ebenfalls schultern können. „Warum sollte das Marbach also nicht auch schaffen?“, fragt Jens Knittel rhetorisch. Und wenn der Gemeinderat sich für das Projekt entscheide, müsse sich die Verwaltung überlegen, wie die Umsetzung personell gemeistert werden könnte. Das sei der übliche Gang der Dinge nach solchen Anträgen.