Die Schmierereien mit dem Kürzel 672 sind nach Meinung der Polizei nur die Spitze des Eisbergs der Gruppierung Streetfighter 672. Foto: Polizei (Archiv)

Die Stadt und die Polizei wollen verstärkt an den Schulen, aber auch an anderen öffentlichen Orten über die Gewaltprävention informieren.

Marbach - Die Schule beginnt erst wieder in der nächsten Woche, doch die Vorbereitungen laufen schon auf vollen Touren. Das gilt auch für die Gewaltprävention. Stichwort Streetfighter 672: Dieser Gruppierung haben die Polizei und die Stadt Marbach den Kampf angesagt (wir berichteten). Jetzt soll die Öffentlichkeit verstärkt einbezogen werden, damit das unsichtbare Netz aus Mobbing, Einschüchterung und Gewalt keine Chance hat. Blaue Plakate spielen dabei eine wichtige Rolle.

Polizei und Stadt ziehen bei dem Konzept an einem Strang. „Die Schule geht los: Jugendliche und Kinder sind wieder da – wir werden mit Informationen an die Öffentlichkeit gehen“, erklärt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost im Pressegespräch, das nach dem zweiten Treffen der neu gebildeten großen Präventionsgruppe mit Schulleitern und Jugendsozialarbeitern am Mittwoch im Rathaus stattfand. Den Schwerpunkt der neuen Offensive bilden die Schulen: „Dort werden überall Plakate aufgehängt und zudem Flyer verteilt“, so Trost. Auch in Steinheim, Murr und Benningen wird verstärkt aufgeklärt. Dort wirke der Personenkreis im Umfeld der Streetfighter 672 ebenfalls, hat die Polizei festgestellt. Die Ziffernfolge beziehe sich auf die Postleitzahl der Schillerstadt 71672.

Das Ziel sei, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen, sagt Markus Geistler vom Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Jugendliche arbeiten eher mit Technik“, so Geistler, sie könnten mit dem Smartphone Beobachtungen dokumentieren. Aber auch Erwachsene seien gefragt, wenn es darum geht, Verdächtiges zu melden. „Das soll niederschwellig sein“, so Geistler. Heißt: Wer schon eine Ansammlung von zwei voll besetzten Fahrzeugen ohne erkennbares Ziel sehe, sollte nicht zögern, bei der Polizei anzurufen. Aber auch die Opfer, die zum Teil mit den Tätern auf dieselbe Schule gehen, sollten sich melden. „Wir wollen konsequent gegen Täter vorgehen und die Leute stark machen – es hilft nichts wegzuschauen.“ Das findet auch der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling: „Man schaut in der Nachbarschaft auch, was vor sich geht – so sollte es auch hier sein.“

Das Anzeigeverhalten ist laut Peter Kolwe, dem Leiter des Polizeireviers Marbach, derzeit zurückhaltend. Am Bahnhof sei es relativ ruhig. „Man hat bemerkt, dass wir dort stärker kontrollieren“, erklärt er. Seine Mitarbeiter registrierten das in den sozialen Netzwerken. Die Polizei werde im neuen Schuljahr an die Schulen gehen: mit den Leitern reden, die Gesamtlehrerkonferenz informieren und sich an die Elternbeiräte wenden.

Gemeinsam hoffen Stadtväter und Polizei, mit Zeugen der laut Peter Kolwe „nicht homogenen“ Gruppe der Streetfighter beizukommen. Dort spielten Begrüßungsrituale, Mutproben und Aufnahmeprüfungen eine Rolle. Die Zugehörigkeit strahle einen gewissen Reiz aus. Dabei ereigneten sich Straftaten, die bis zum Zusammenschlagen eines Polizisten in der Fußgängerzone reichten. „Die kennen sich untereinander und wissen, was ihnen blüht, wenn sie auspacken.“

Eine wichtige Rolle spielt in dem Konzept die Vernetzung mit der Schulsozialarbeit. Die Stadt Marbach habe laut Jan Trost zusätzlich zu den 2,25 Stellen im Bildungszentrum, von denen derzeit 1,5    nicht besetzt seien, noch jeweils eine Stelle am Friedrich-Schiller-Gymnasium und eine an der Grundschule. Letztere sei erst ausgeschrieben und könne realistischerweise wohl erst nächstes Jahr besetzt werden. „Wir wollen das Vakuum wieder schließen.“