Ursula Ziegler-Göller gefällt ihre neue Wirkungsstätte. Foto: Andrea Opitz

Ursula Ziegler-Göller ist die neue Direktorin des Amtsgerichts in Marbach. Sie steht unter anderem dem Schöffengericht vor.

Diesen Monat hat Ursula Ziegler-Göller ihr neues Dienstzimmer bezogen. Und nur wenige Tage ist es her, dass sie die ersten Verhandlungen hinter dem Richterpult geführt hat. Anlaufschwierigkeiten hatte die 49-Jährige keine. Vom historischen Ambiente Marbachs ist die Strafrichterin vom ersten Moment an begeistert gewesen, und von ihren Kollegen wurde sie mit offenen Armen empfangen. Grund genug also, sich bereits jetzt pudelwohl zu fühlen. „Ich bin außerordentlich angetan“, fasst die neue Direktorin des Amtsgerichts im Gespräch mit unserer Zeitung zusammen.

Als Amtsvorstand ist Ursula Ziegler-Göller nicht nur die Chefin der Justizangestellten, Rechtspfleger, der Reinigungskraft und des Wachtmeisters. Sie steht zudem dem Schöffengericht vor und fungiert als Einzelstraf- sowie als Jugendrichterin. Auch die Betreuungsverfahren liegen in der Hand der Richterin.

Ursula Ziegler-Göller beschreibt sich selbst als „passionierte Strafrichterin“. Die abwechslungsreichen Verhandlungen vor dem Amtsgericht schätzt sie deshalb so besonders, weil: „Man ist ganz nah am Leben dran.“ Es biete sich ein Querschnitt sämtlicher gesellschaftlichen Schichten sowie der unterschiedlichsten Delikte, wobei deutlich werde: „Wir sind nicht in der Großstadt.“ Die Jugendlichen stünden häufig vor Gericht, „weil sie sich mit dummen Streichen daneben benehmen“, weiß Ursula Ziegler-Göller und „man kennt seine Pappenheimer dann recht schnell“.

Insgesamt biete der Alltag im Amtsgericht viele verschiedene Verfahren an einem einzigen Verhandlungstag, während die Prozesse an den Landgerichten sich nicht selten über Wochen oder Monate zögen. „Mein Herz schlägt für das Strafgericht“, betont die Juristin. Nicht zuletzt, weil man den menschlichen Schicksalen in den Strafverfahren ganz nahe komme.

Ist Ursula Ziegler-Göller eine strenge Richterin? „Ich denke eher nein“, sagt sie. Ihr sei es wichtig, die Urteile mit Augenmaß zu finden und nicht gleich bei der ersten Verurteilung „draufzuhauen“. Bei Wiederholungstätern höre jedoch irgendwann ihr Verständnis auf. „Wenn es darauf ankommt, kann ich unangenehm werden.“

Geboren ist die 49-Jährige im Badischen. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört das Reisen – „am liebsten nach Italien und Frankreich“ – sowie das Reiten. Sie habe allerdings nicht wie die Queen nach den Pferden gefragt, als sie erstmals nach Marbach gekommen sei, sagt Ursula Ziegler-Göller augenzwinkernd.

Studiert hat die Juristin in Freiburg. Ihre beruflichen Stationen führten sie unter anderem in die Staatsanwaltschaft sowie ins Amts- und Landgericht in Heilbronn. Bis Ende Juli war sie als Schöffenrichterin und als stellvertretende Direktorin im Amtsgericht Öhringen tätig. „Das war eine gute Vorbereitung“, reflektiert sie. Ursula Ziegler-Göller ist die erste Frau, die im altehrwürdigen Marbacher Gerichtsgebäude als Amtsvorstand fungiert. Überhaupt sind die Frauen im örtlichen Gericht auf dem Vormarsch: Sämtliche drei Richterstellen werden von weiblichen Richtern besetzt. Etwa 20 Kollegen und Mitarbeiter helfen der neuen Chefin jetzt beim Eingewöhnen. „Ich habe den Eindruck, hier ziehen alle an einem Strang“, freut sich Ursula Ziegler-Göller.