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Der Streit zwischen Landrat Rainer Haas und der Stadt Marbach darf der Entwicklung des Marbacher Gesundheitscampus nicht schaden.

Marbach - Auf den letzten Metern seiner Amtszeit ereilt Landrat Rainer Haas das klassische Schicksal einer „Lame duck“ – so werden im englischsprachigen Raum Politiker genannt, die am Ende ihrer letzten Wahlperiode an Kraft verlieren und deshalb wie eine „lahme Ente“ erscheinen. Das Nein aus Marbach zum Haas’schen Vorhaben, eine private psychosomatische Klinik nebst Pflegehotel schnell bauen zu lassen, spiegelt den Vertrauensverlust wider, den der scheidende Kreischef im Ringen um den Klinikstandort Marbach in den vergangenen Jahren in der Schillerstadt erlitten hat.

Der Marbacher Bürgermeister und sein Gemeinderat haben längst die Kandidaten für Haas’ Nachfolge im Blick und hoffen auf eine Lösung aus einem Guss für den Gesundheitscampus, der dann auch bald endgültig beschlossene Sache sein soll. Kredit bei ihnen verspielt hat Rainer Haas, als er einer Reha-Klinik eine Absage erteilte, worin die Marbacher Stadträte ein Einknicken vor der ansässigen Reha-Lobby insbesondere in Bietigheim-Bissingen sahen. Die Klinik in der Stadt an Enz und Metter hatte zuvor auch den Zuschlag für die Geriatrie bekommen, die eigentlich in Marbach angesiedelt werden sollte. Der Investor für die Psychosomatik und das Pflegehotel wird sich nun erst mal gedulden müssen.

Die schallende Ohrfeige aus der Schillerstadt hat sich der ansonsten verdienstvolle Chef des Landratsamtes wohl auch selbst zuzuschreiben. Er stand dem Marbacher Gemeinderat in der Reha-Debatte nicht Rede und Antwort. Gut möglich, dass die Marbacher Stadträte ihm sein Engagement nicht mehr abkaufen.

Unter dem Zwist darf aber der Gesundheitsstandort Marbach nicht leiden. Er sollte angesichts steigender Einwohnerzahlen trotz des Zwangs kleine Krankenhäuser zu schließen, gestärkt werden – am Ärztehaus interessierte Mediziner brauchen Planungssicherheit.