Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig haben in der Stadtkirche unterhalten. Foto: Avanti/Ralf Poller

Kirche und Humor, das kann durchaus zusammenpassen. Ein Beispiel gab das Duo Die Vorletzten beim Auftritt in der Marbacher Stadtkirche.

Marbach - Kirchenkabarett vom Feinsten haben rund 200 Gäste am Freitagabend in der Marbacher Stadtkirche erlebt. Das Duo Die Vorletzten brachte die Lachmuskeln gehörig ins Vibrieren, was kein Wunder war: Schließlich plauderten die beiden wortgewandten Protagonisten Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig als kirchliche Insider aus dem Nähkästchen.

Schwesig, evangelischer Stadtdekan von Stuttgart, und Schaal-Ahlers, Innenstadtpfarrer in Ulm zählen selbst zu Gottes Bodenpersonal. Sie sollten den vielen ehrenamtlichen Helfern, die an diesem Abend auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde Marbach gekommen waren, auf liebenswürdige, aber keineswegs langweilige oder gar moralisierende Weise den Spiegel vorhalten.

Der Anlass für den Abend sei ein doppelter, verriet Dekan Ekkehard Graf den Gästen zu Beginn. Einerseits leite der Auftritt des Kabarettduos das folgende Mitarbeiter-Dank-Ess¬en im Martin-Luther-Haus ein. Andererseits diene die Veranstaltung im Rahmen der Reihe „700 Jahre Stadtkirche“ dazu, einen Teil der rund 100  000 Euro für die Innensanierung der Kirche zusammenzubekommen.

Wie aber sieht der typische Protestant von heute aus? Schwesig und Schaal-Ahlers schlüpfen zu Beginn in jeweils zwei Rollen. „Der Pfarrer ist für mich ein Ordnungshüter“, sagt der Konservative, dem es nicht passt, dass die flippige Nachbarin samstags ausschläft und ihre Kehrwoche längst nicht so gewissenhaft verrichtet wie der zugewanderte Mustafa. Da ist aber auch die Bio-Konsumentin mit Doppelnamen, die alles, selbst ihren Kirchenaustritt, als „wahnsinnig intensiven“ Akt zelebriert. Die Stimme des Hedonismus verkörpert hingegen der Daimler-Meister, der die süße Pfarrerin „arg nett“ findet, ansonsten aber lieber dem feucht-fröhlichen Kegelausflug frönt.

Im Laufe ihres etwa 90-minütigen Programms lassen die beiden Kabarettisten keine Langeweile aufkommen. Wenn Søren Schwesig die mit allen Wassern gewaschene Pfarramtssekretärin gibt, die als Multitaskerin die Fäden fest in der Hand hält, kommen die Lacher ganz von alleine. Ausgesprochen komisch wirken Schwesig und Schaal-Ahlers auch, als sie einen Pfarrer die Aufregung um ein schwules Storchenpaar im ländlichen Dürmlingen in einer Telefonodyssee mit kirchlichen Experten bewältigen lassen.

Wie auf den Leib geschneidert erscheinen für den im Zusammenspiel mit Schwesig wuchtig wirkenden Schaal-Ahlers die Männer-Themen. Mit dem Ausflug in die „heiligen Hallen des Baumarkts“ gelingt ihm der Ausbruch aus den ehernen Fängen der Ehefrau und den „Öden der Moderne“. Der Dampfstrahler aus Winnenden springt da ganz von alleine in den Einkaufswagen. Die Quintessenz zu den Versuchungen der Konsumwelt bringt Schaal-Ahlers Schluss des Programms auf den Punkt: Man müsse keinen Anhänger haben, „es reicht, wenn Sie jemanden kennen, der einen Anhänger hat.“