Sandra Richter (links) und Foto:  

Die neue Wechselausstellung im LiMo wird auch von den Besuchern mitgestaltet.

Marbach - Das Literaturmuseum der Moderne ist im Allgemeinen ein Ort, in dem, wie in anderen Museen auch, ehrfürchtiges Schweigen herrscht. Immerhin sind dort Exponate der literarischen Geistesgrößen deutscher Sprache der letzten 100  Jahre versammelt.

Und doch, das wird mit der neuen Wechselausstellung deutlich, waren und sind Schriftsteller eben auch ganz normale Menschen und einem Scherz oder einem munteren Lachen nicht abgeneigt. „Lachen, Kabarett“ ist der Titel der Ausstellung, die, so die Kuratorin Heike Gfrereis bei der Vernissage am Sonntagnachmittag, ganz bewusst als „Improvisationsausstellung“ konzipiert worden ist. „Die Ausstellung ist erst in den letzten sechs Wochen entstanden; wir konnten gar nicht planen, wir mussten improvisieren.“ Und sie betonte: „Wir wollten eine Ausstellung, die mit der Eröffnung nicht fertig ist.“ Die Besucher seien herzlich dazu eingeladen, mit den Objekten zu spielen.

„Wir hoffen, dass Sie heute besonders viel mit uns lachen“, sagte die Direktorin des Deutschen Literaturarchivs, Sandra Richter, vor etwa 100 Besuchern, die sich mangels ausreichender Sitzgelegenheiten auch noch auf der Treppe drängten. Einige Dichter und Denker, so erklärte sie, hätten sich mit dem Begriff des „Übermenschen“ von Friedrich Nietzsche abfinden wollen; das Kabarett habe somit der Abrüstung gedient.

In der Ausstellung, dem ersten Projekt einer Reihe zum Thema „Literatur und Medienwechsel“, finden die Besucher das, was die Archivmitarbeiter erheitert. „Erwarten Sie keine große Geschichte, machen Sie kleine Entdeckungen“, ist auf einer der Schautafeln zu lesen. Kleine Entdeckungen gibt es zum Beispiel mit einer Art Memory, bei der auf Tischen quadratische Karten ausgebreitet sind, auf denen Begriffe rund ums Lachen zu finden sind. Wenn man sie umdreht, findet man beispielsweise ein Foto von Peter Rühmkorff und Werner Lercher, die unter Hüten aus Zeitungspapier in die Kamera strahlen, oder von Joachim Ringelnatz, der seine Frau Leonharda Pieper mit einem Pinsel im Nacken kitzelt.

Im weiteren Verlauf der Ausstellung findet man Raritäten wie ein von Eduard Mörike skizziertes „Schinkengesicht“ oder ein von Franz Kafka gezeichnetes Strichmännchen. Overhead-Projektoren laden dazu ein, selber Texte und Bilder an die Wand zu projizieren. Auch im „Lachlabor“ dürfen die Besucher selber aktiv werden und herausfinden, wie lange man braucht, um etwas witzig zu finden, oder wo genau man beim Lesen lacht. Mit Kassettenrekordern kann man sein eigenes Lachen aufnehmen oder Schriftstellern beim Lachen mitten in einer Lesung zuhören. Und wer sich an der Fotostation selber fotografiert, bekommt einen Witz aus dem Archiv mit dazu – von Erich Kästner, Theodor Fontane, Ernst Heimeran und Richard Müller-Freienfels.

Wenn die Ausstellung herausfinden will, ob man in einem Literaturmuseum lachen darf, so kann man nur sagen: Experiment gelungen.