Dora Szabo spielt auf ihrer Flöte mittelalterliche Lieder und Filmmusik. Foto: Laura Buschhaus

Der Töpfer- und Kunsthandwerkermarkt hat zum 28. Mal Besucher auf die Schillerhöhe gelockt.

Marbach - Ein Meer von Farben, Flötenspiel und Kinderrufe und dazu der Geruch von Feuer und Crêpes: Auf der Schillerhöhe ist wieder Töpfer- und Kunsthandwerkermarkt. „Es gibt nur ein Problem, man kauft zu viel!“, beschreibt eine Ostfildernerin mit einem Augenzwinkern ihren Eindruck vom Kunsthandwerkermarkt. Die Besucherin ist zum ersten Mal hier. Ihre begeisterte Freundin, die fast jedes Jahr extra aus Ostfildern in die Schillerstadt fährt, hat sie überredet: „Das ist ein Markt mit Niveau. Da muss ich einfach immer wieder hin!“ Mit vollen Taschen machen sie eine kleine Pause auf einer schattigen Parkbank, bevor sie ihre Einkaufstour fortsetzen wollen

Wie die beiden haben sich am Samstagmittag zahlreiche Menschen jeden Alters aufgemacht, um auf dem Kunsthandwerkermarkt die Waren der Künstler und Handwerker zu bestaunen und das ein oder andere mit nach Hause zu nehmen. Auswahl gibt es genug: Farbenfrohe Schals, filigraner Perlenschmuck, leuchtende Bilder aus Glas, selbstgezimmerte Holzbetten, riesige Strohhüte… Die Essensstände sorgen außerdem dafür, dass an diesem Wochenende niemand hungrig oder durstig nach Hause gehen muss.

Die Biologiestudentin Dora Szabo verkauft zum ersten Mal auf dem Markt. Die Ungarin ist von Budapest mit einem Auto voller Tonflöten nach Marbach gefahren. Zurück geht es dann mit dem Zug. Die Strapazen sind schon vergessen, die junge Frau ist begeistert von der Marktatmosphäre: „Hier lächeln alle, das tut gut! Auf anderen Märkten ist die Stimmung nicht so herzlich.“ Die Flöten hat ihr Onkel nach dem Vorbild von traditionellen ungarischen und peruanischen Flöten hergestellt. Das begeistert auch zwei Frauen, die von Dora Szabos Flötenspiel angelockt wurden: „Die Flöte schenke ich Papa, es ist immer schwer etwas Passendes für ihn zu finden“, erzählt die jüngere.

Musikalische Konkurrenz bekommt Dora Szabo von dem Duo Travelling People. Chris und Julia Simmance treten schon seit einigen Jahren auf der Schillerhöhe auf. Auch wenn sie mittlerweile in Südfrankreich wohnen und dort ihr Geld als Straßenmusiker verdienen, kommen sie immer wieder gerne nach Marbach: „Wir kennen hier viele Händler und freuen uns auf die Gespräche mit ihnen und interessierten Besuchern“, schwärmt Julia Simmance. Ihre Musik beschreibt sie als „eine Mischung aus keltisch und mittelalterlich“.

Direkt neben den Musikern verkauft Gerhard Kollmar, einer der „dienstältesten“ Standbesitzer Schüsseln und Figuren, die er vor Ort mit der japanischen Raku-Brenntechnik herstellt. Der Ludwigsburger ist schon von Anfang an, also seit 28 Jahren, beim Markt dabei – mit kleinen Pausen dazwischen. „Die glasierten Tonobjekte werden im Ofen bei 1000 Grad gebacken und dann in Sägespäne abgerollt. Dadurch entsteht das ausgefallene Muster“, fasst er die Wissenschaft, die hinter seinen Waren steckt, zusammen. Das interessiert auch die Besucher, die sich neugierig um seinen Stand scharen.

Ton ist nicht das Element des dreijährigen Aaron. Er interessiert sich eher für Holzspielzeug. Letztes Jahr hatte er Glück und sein Vater hat ihm welches gekauft. Jetzt möchte dieser aber erst einmal nach Dekoration für seinen Garten schauen. Der Töpfermarkt ist für den Erdmannhäuser ein willkommenes Ausflugsziel: „Meine Frau ist heute unterwegs, deshalb habe ich meine zwei Jungs geschnappt und bin hergeradelt.“

Anna-Lena steht währenddessen vor einem Problem: Die Achtjährige kann sich nicht entscheiden, was sie sich von ihrem Taschengeld kaufen soll: „Hier gibt es so tolle Sachen. Ich schaue auch, was ich nachbasteln kann“. Ein Aspekt stört sie allerdings: „Manche Sachen sind voll teuer!“

Wie die Ungarin Dora Szabo ist auch Aaron Schmid Teil eines Familienunternehmens. Er und sein Vater verkaufen unter dem Namen „Serenti Keramik“ frostsichere Pflanzgefäße, deren Oberfläche wie Baumrinde aussieht. Früher kam sein Vater immer nach Marbach, seit letztem Jahr hat Aaron Schmid übernommen. Auf die Frage, was ihm so gut am Marbacher Kunsthandwerkermarkt gefällt, antwortet er sofort: „Es ist einer der schönsten Märkte, die ich kenne. Die Atmosphäre im Park unter den hohen Bäumen ist genial!“ Eine Antwort, die man an diesem heißen Tag noch oft zu hören bekommt.