Schüler, Eltern und Lehrer haben Der Rotary-Club Backnang-Marbach überreicht an Schulchor und Orchester einen Scheck im Wert von 800 Euro zugunsten der Konzertreise nach Frankreich (von links nach rechts): Helmut Sorg, Orchesterleiterin Cordula Kaleschke, Chorleiter Wolfgang Jauch, Oliver Schoch, Hans-Georg von Ressig und Helmuth Mojem. Foto: privat

Der Schulchor und das Orchester des Friedrich-Schiller-Gymnasiums sind zu Gast in L’Isle-Adam gewesen.

Marbach - Marbach/L’Isle Adam
Für viele ist es kaum mehr vorstellbar: Bis zur Mitte des vorherigen Jahrhunderts standen sich Franzosen und Deutsche als Feinde in vielen zermürbenden Schlachten gegenüber. In diesen Tagen, 100 Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkrieges, finden an zahlreichen Orten in Frankreich und Deutschland Gedenkfeiern, Ausstellungen und Veranstaltungen dazu statt.

Auch der Verein »Les Amis du Jumelage Marbach am Neckar – L’IsIe-Adam« nahm aus diesem Grund Kontakt zu Wolfgang Jauch, dem Leiter des Marbacher Schulchores am Friedrich-Schiller-Gymnasium, auf und lud diesen zu einem Konzert anlässlich dieser Gedenkfeierlichkeiten in der französischen Partnerstadt ein. Dieser Bitte kam Wolfgang Jauch sehr gerne nach und mobilisierte neben den Sängern des Schulchors auch die Mitglieder des Schulorchesters und des Eltern-Lehrer-Chores.Unterstützt wurde die Fahrt neben einem Zuschuss der Stadt Marbach mit einer großzügigen Spende des Rotary-Clubs Backnang-Marbach. Dieser war erst im vergangenen September eine Partnerschaft mit dem Rotary-Club L’Isle-Adam offiziell eingegangen und setzte hier erste Zeichen.

So konnten am frühen Freitagmorgen zwei Busse mit 90 Personen, Gepäck, Instrumenten und Noten Richtung Frankreich starten. Eine weitere 15-köpfige Gruppe, bestehend aus Eltern und Lehrern, reiste am Nachmittag per Zug nach. Nach einem Zwischenstopp in Paris kam die musikalische Reisegruppe am Abend in der französischen Partnerstadt an, wo schon zahlreiche Gastfamilien und Freunde der Jumelage die Gäste freudig erwarteten.

Der Samstag stand ganz im Zeichen der Konzertvorbereitung. Doch bevor am Abend die ersten Töne in der vollbesetzen Kirche Saint Martin erklangen, wurde eine Gedenktafel zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges von dem Ortsgeistlichen Père Parfait Abbey enthüllt und gesegnet. Bürgermeister Sébastien Poniatowski betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit der gegenseitigen Versöhnung und äußerte seine Freude darüber, dass der FSG-Chor der Einladung nach L’Isle-Adam gefolgt sei und so ein sichtbares Zeichen der Freundschaft setzen würde. Die Vorsitzende der Jumelage, Isabel Delais, bedankte sich anschließend bei Chorleiter Wolfgang Jauch und bei der Dirigentin des Schulorchesters, Cordula Kaleschke, für das Kommen und die klingenden Genüsse, die nun folgen würden. Außerdem hieß sie die Vorsitzende des Marbacher Partnerschaftskomitees und Stadträtin, Ute Rößner sowie Beate Fähnle, die Ansprechpartnerin für die Städtepartnerschaften bei der Stadtverwaltung, herzlich willkommen.Das Konzertprogramm selber zeigte die unterschiedlichsten Facetten des historischen Anlasses auf: Dass die nun seit mehr als 70 Jahren andauernde Friedenszeit zwischen den einstigen Gegnern ein Grund zum Feiern und für große Dankbarkeit ist, unterstrichen die Auszüge aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart, die Auftakt und Abschluss des Konzertes bildeten.

Das Schulorchester setzte mit drei Stücken aus der Feuerwerksmusik von Händel und Johann Pachelbels „Kanon in D“ weitere feierliche Höhepunkte. Nachdenklichere und mahnende Töne wurden bei George Moustakis „Hiroshima“ und beim späteren „Better is peace than always war“ von Karl Jenkins angeschlagen. Den französischen Zuhörern ging besonders bei „Vois sur ton chemin“ aus dem französischen Erfolgsfilm „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ das Herz auf, wobei sich die Begeisterung weiter von Stück zu Stück über die musikalischen Hörgenüsse steigerte. Der Zusammenklang von Chor und Orchester sowie die wohlklingenden solistischen Einlagen waren absolut hörenswert.

Daher war es nicht verwunderlich, dass es nach dem krönenden Abschluss von Händels „Halleluja“ niemanden mehr auf den Sitzen hielt und der Chor mit lautstarken „Zugabe-Rufe“ auf Deutsch und Französisch zu weiteren Stücken aufgefordert wurde. Dieser Aufforderung kamen die Musizierenden nur zu gerne nach, und nicht nur die Zuhörer gingen mit einem beschwingten „Halleluja“ im Ohr nach Hause und in die Gastfamilien zurück.

Am Sonntag nahm der Chor an den Feierlichkeiten zum 100. Gedenktag anlässlich des Kriegsendes im Jahr 1918 teil, die vor dem Rathaus trotz strömenden Regen zelebriert wurden. Nach dem Schlendern über den weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt L’Isle-Adamer Markt war es dann an der Zeit, die Rückreise anzutreten. Das Abschiednehmen wurde von vielen „Auf Wiedersehen in Marbach“-Rufen begleitet. Auf der Rückfahrt stattete die Reisegruppe noch der ehrwürdigen Kathedrale in Reims einen Besuch ab. Selbstverständlich durfte dabei eine gesangliche Kostprobe nicht fehlen, die etliche Besucher zum Stehenbleiben veranlasste. Müde, aber mit wertvollen Erinnerungen über die gemeinsam erlebte Zeit in der französischen Partnerstadt kamen die Reisenden am späten Abend wieder in der Schillerstadt an.