Das Thema Stromversorgung beschäftigt die Marbacher Stadträte. Am 19. Juli soll eine Enstcheidung fallen. Foto: dapd

Der Gemeinderat soll am 19. Juli über den künftigen Betrieb des Stromnetzes entscheiden. Im Ausschuss sind die Angebote verglichen worden.

Marbach - Seit nunmehr vier Jahren befassen wir uns mit der Frage, wie der Betrieb des Stromnetzes künftig ausgestaltet sein soll“, merkte Bürgermeister Herbert Pötzsch in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT) an. Dort wurde am Donnerstag erstmals öffentlich vorgestellt, in welche Richtung es gehen könnte.

Die Gemeinderäte sollten laut Pötzsch darüber informiert werden, wie die Angebote der Energieunternehmen zu bewerten sind. Diese Aufgabe übernahm Marcus Opatrzil vom Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH (BET).

Die endgültige Entscheidung soll der Gemeinderat am 19. Juli treffen, kündigte Pötzsch an. Was jedoch klar wurde: Die EnBW scheint die besten Karten zu haben – zumindest wird ihr von der BET bescheinigt, das in der Gesamtschau beste Angebot abgegeben zu haben. Ursprünglich hatten vier Unternehmen ihr Interesse bekundet: die EnBW, die Süwag, die Stadtwerke aus Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) und aus Bietigheim-Bissingen. Alle präsentierten sich dem Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung. Eine Arbeitsgruppe des Gremiums beschäftigte sich intensiv mit dem Thema. Als Ergebnis waren in der Novembersitzung – ebenfalls hinter verschlossenen Türen – ein Kriterienkatalog und eine Bewertungsmatrix beschlossen worden.

Diese Maßgaben sollten bei der Neuvergabe der Stromkonzession und der eventuellen Auswahl eines Partners für die Gründung einer Netzeigentumsgesellschaft zugrunde gelegt werden, an der die Stadt mehrheitlich beteiligt wäre. Der Betrieb des Netzes soll dann – an eben diesen Partner – verpachtet werden.

Es stehe zwar noch nicht fest, ob es nun ein reiner Konzessionsvertrag oder einer mit einem Kooperationsmodell werden soll – allerdings habe der Gemeinderat im Prinzip schon eine Vorentscheidung für letztere Variante getroffen, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Gerhard Heim, auf Nachfrage.

Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen haben ihre Bewerbung mittlerweile zurückgezogen.

Sowohl für den Konzessionsvertrag als auch für die Kooperation wurden die verschiedenen Kriterien betrachtet und – in unterschiedlicher Gewichtung – bewertet, wie Opatrzil erklärte. Beim Konzessionsvertrag ging es um Punkte wie kommunalfreundliche Gestaltung, Endzeitbestimmungen, die einseitige Kündigungsmöglichkeit durch die Stadt nach zehn Jahren, ein Konzept zu Investitionen und Netzbetrieb sowie die umweltverträgliche Energieversorgung, die mit jeweils 10 bis 30 Prozent anteilig in die Bewertung einflossen.

Die Punktevergabe erfolgte danach, ob ein Angebot sehr nachteilig (ein Punkt) oder sehr vorteilhaft (fünf Punkte) für die Stadt ist, so Opatrzil. In der Gesamtbewertung lagen die EnBW und die Süwag mit je 3,70 Punkten gleichauf, die SWLB erreichte 4,10 Punkte.

In dem laut Opatrzil „spannenderen Teil“ des Kooperationsmodells ging es um Kriterien wie Einflussnahme der Stadt, regionale Wertschöpfung, Ökologie, Rentabilität und Risikominimierung. Hier schnitt die EnBW mit 4,24 Punkten am besten ab. Es folgten die Süwag mit 3,89 und die SWLB mit 3,67 Punkten. Der besondere Trumpf der EnBW bestehe darin, dass sie am Standort Marbach 16 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen wollen, erläuterte Opatrzil, der allerdings ebenfalls betonte, dass alle drei Angebote sehr gut seien.