Wenn freitags alle Grundschüler um 12.25 Uhr Schulaus haben, geht es mitunter eng zu in den Straßen um das Gebäude. Foto: Dominik Thewes

Gemeinderäte kritisieren die „unglaubliche Situation“ vor der Grundschule und fordern die Stadtverwaltung auf, zukünftig Verstöße gegen die Park- und Verkehrsordnung finanziell zu ahnden.

Marbach - Von chaotischen Zuständen vor der Grundschule Marbach berichtete SPD-Rat Heinz Reichert in der Ratssitzung am Donnerstagabend. Das sei beinahe regelmäßig der Fall – morgens zu Schulbeginn und mittags zum Schulende. Vor kurzem hätte sich jemand sogar mitten auf der Kreuzung Kernerstraße/Schulstraße mit Warnblinkanlage hingestellt. Auch Grünen-Rat Jürgen Waser weiß um die „unglaublichen Zustände“ und regte an, den Eltern an den Geldbeutel zu gehen, um auf diese Weise für Einsicht und Besserung zu sorgen. Ernst Morlock von der SPD regte an, die Schulleitung zu bitten, in Form eines Elternbriefes auf die Situation hinzuweisen. Gespräche, die es schon mehrfach gegeben hat, wie der Erste Beigeorndete der Stadt, Gerhard Heim, berichtete. Es sei ihm ein Rätsel, warum Eltern ihre Kinder direkt vor die Eingangstür fahren wollen.

Das Problem ist alles andere als ein Marbacher Problem. Beinahe in jeder Kommune gibt es Mamas und Papas, die für den Nachwuchs Taxi spielen. Und: Das Problem ist nicht neu. Darauf weist auch Schulleiter Wolfgang Röslin hin. Immer wieder werde darüber diskutiert, sagte er gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Die Situation ändere sich nicht. An Schultagen kommen jeden Morgen etwa 500 Kinder auf 8.05 Uhr zur Grundschule – oder werden um 12.25 Uhr beziehungsweise um 15.05 Uhr abgeholt. „Manche gehen zu Fuß, einige kommen mit Rollern, viele werden von Eltern, Großeltern oder anderen mit dem Auto zur Schule gebracht“, weiß Röslin. „Da entstehen immer wieder Situationen, die auch ich nicht gut finde.“ Zumal auch Schüler der weiterführenden Schulen von Eltern noch gebracht werden. „Natürlich sind es an der Stelle vor allem Grundschuleltern, aber eben nicht nur“, betont Wolfgang Röslin.

Deshalb haben er und die Vorsitzende des Elternbeirates Martina Pantleon zuletzt am 11. Oktober des Vorjahres die Eltern sensibilsiert. Grundsätzlich halte man es für richtig, wenn Kinder zu Fuß alleine beziehungsweise in Laufgemeinschaften zur Schule gehen, heißt es in dem Brief. Dies tue der Entwicklung zur Selbstständigkeit der Kinder gut und sorge zudem für Bewegung, die heutzutage oft zu kurz komme. Ihren Brief schließen sie mit Bitten an die Eltern: „Seien Sie Vorbild! Achten Sie bitte darauf, egal ob Sie Ihr Kind zu Fuß oder per Auto zur Schule bringen oder von der Schule abholen, dass Ihr Verhalten im Straßenverkehr vorbildlich ist. Dazu gehört auch das Wissen als Autofahrer, dass Kinder immer von der Gehwegseite ein- oder aussteigen. Bei aller Eile und Betriebsamkeit zu Schulbeginn oder -ende bleiben Sie freundlich und gelassen. So helfen Sie den Kindern am meisten!“

Warum es dennoch immer wieder zu unschönen Situationen vor der Schule kommt beziehungsweise warum Eltern so oft Taxi spielen, kann Röslin nur erahnen. Für Kinder aus dem Hörnle oder aus dem Kirchenweinberg sei der Schulweg zugegeben etwas länger. Allerdings könne vom Hörnle der Bus genutzt werden. Und für den Kirchenweinberg gebe es für die Erstklässler die Elterninitiative „Bus auf Beinen“. Andere fürchteten Gefährdungen auf dem Schulweg. Eine Sorge, die aus Sicht des Schulleiters, jedoch „nicht wirklich begründet“ ist. Darüber hinaus seien einige Eltern überfürsorglich. „Es gibt Eltern, die ihrem Drittklässler noch den Ranzen ans Klassenzimmer tragen.“ Und dann ist da noch das Wetter. „Wenn es regnet, dann bringen viele ihre Kinder“, hat Röslin beobachtet. Dem Vorschlag aus dem Gremium, mit Kontrollen und Bußgeldern die Situation zu entschärfen, kann Röslin durchaus etwas abgewinnen. Er halte es für nicht verkehrt, wenn die Stadtverwaltung in diesem Punkt mit der Polizei Kontakt aufnehme und der städtische Ordnungsdienst ebenfalls immer wieder an der Schule vorbeischaue. Punktuell passiere das schon – vor allem zum Schuljahresbeginn.

Bürgermeister Jan Trost sagte in der Sitzung am Donnerstagabend den Räten zu, der Sache nachzugehen und in Abstimmung mit dem Ordnungsamt nach Lösungen zu suchen. Das konsequente Ahnden von Verstößen gegen die Park- und Straßenverkehrsordnung hält der Rathauschef für angebracht. „Das muss verfolgt werden. Da darf der Bereich der Schule keine Ausnahme sein.“