Achim Seiter (links) und Adrian Gieseler (rechts) haben Thomas Hellriegel ins Provinz eingeladen. Foto: Werner Kuhnle

Thomas Hellriegel war am Montag Gast der neuen Talk-Runde „Fische im Tee“ im Café Provinz.

Marbach - Gar schüchtern machte sich das orangefarbene Shirt im Hintergrund aus, das für den MZ-3athlon wirbt. Direkt vor dem textilen Werbeträger nämlich saß Thomas Hellriegel. Der hat in der Triathlon-Welt so ziemlich alles abgeräumt, was es dort zu holen gibt. 1997 stand er etwa zum ersten Mal auf dem Gewinnertreppchen des Ironman World Championship in Hawaii und holte sich als erster Deutscher den Sieg über eine Langdistanz von 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Zweimal Silber, einmal Bronze schmücken seine weitere Bilanz bei dem weltweit anspruchsvollsten Ausdauerwettkampf, bei dem er insgesamt 16 Mal gestartet ist und dort allein acht Mal unter den zehn Besten war.

Wer jetzt aber meint, dass der Bruchsaler deshalb mit einem gewissen Hochmut auftritt, der irrt. Denn das Publikum im Marbacher Café Provinz konnte sich am Montagabend live vom Gegenteil überzeugen. Dort nämlich war Hellriegel Gast des neuen Talk-Formats „Fische im Tee“, das zum zweiten Mal die Gäste zum Zuhören eingeladen hatte. Die bestens vorbereiteten Moderatoren Achim Seiter und Adrian Gieseler starteten dort in ihren ganz eigenen Wettbewerb der Fragen und stellten im Laufe des Abends fest, dass viele davon gar nicht gestellt werden mussten. Thomas Hellriegel nämlich ist ein Erzählwunder. Ganz der Langstreckenläufer, verdeutlichte der Sportler das Prinzip der Durchhalte-Disziplin auch beim Reden. Einmal „angestochen“ durch geschickte Fragen, sprudelte es förmlich aus ihm heraus. Fasziniert lauschten die Zuhörer dem 48-Jährigen, der heutzutage Leistungsschwimmer wie auch Triathleten trainiert und der eine große Natürlichkeit ausstrahlt.

Gar unfreiwillig kam es bei Hellriegel immer wieder zu großem Gelächter; einfach deshalb, weil er bei seiner Rückschau auf die anfänglichen Erfolge das oft unbedarfte, arglose Handeln überaus erfolgreicher Jugendlicher zur Schau brachte. „Anfangs“, so erzählte Hellriegel zur Belustigung des Publikums, „habe ich mich nach dem Schwimmen immer noch gründlich umgezogen, bevor ich aufs Rad gestiegen bin“. Auch hätte er die eigene Leistung beim Laufen, die andere die Augen hat aufreißen lassen, anfangs selbst gar nicht einschätzen können. Gewisse Partyexzesse, die ihn und seine Kumpel „erst eine halbe Stunde vor Wettkampfbeginn ins Bett fallen und quasi vom Auto aus ins Schwimmbecken springen ließen“, sorgten ebenfalls für Belustigung und Verwunderung. Schließlich war Hellriegel schon da ungemein erfolgreich und zog Mitstreiter regelmäßig beim Laufen und später auch beim Radeln ab, was ihm schließlich den Namen „Hell on wheels“ einbrachte. Auch diverse Fahrrad-Trainingslager auf Teneriffa wurden bei seinen lebhaft-farbintensiven Gedankenausflügen zu einem wahren Abenteuerfilm: Dort herrschten Material- und Straßen-Bedingungen vor, die mit dem heutigen Spitzensport keineswegs vergleichbar waren – „heute gibt´s halt alles“ – und ihm deshalb auch größere Wertschätzung vermittelt hätten.

Dass Thomas Hellriegel in puncto Ernährung auch etwas zu sagen hat, das machte der bis heute aktive Sportler, der regelmäßig an Wettkämpfen teilnimmt, am Ende des Gesprächs dann auch noch deutlich. Den von den Gastgebern frisch gebackenen Hefezopf verschmähte er aber trotzdem nicht und erklärte seine viel beklatschte Devise: „Nicht immer nur Nudeln für den Körper, sondern auch Kuchen für die Seele.“