Das Friedrich-Schiller-Gymnasium hat 40 Schüler abgewiesen. Eine Familie möchte das Nein nicht hinnehmen. Der Fall wird derzeit geprüft. Foto: dpa

Das Friedrich-Schiller-Gymnasium hat 40 Schüler abgewiesen. Eine Familie möchte das Nein nicht hinnehmen. Der Fall wird geprüft.

Marbach - Es könnte ein Präzedenzfall werden, den keiner möchte. Denn dann, so FW-Rat Dr. Michael Herzog, gehe möglicherweise die „Klagerei“ los. Sprich: Weitere abgewiesene Familien könnten Widerspruch einlegen. Erstmals musste das Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) Schüler ablehnen. Hintergrund ist, dass der Verwaltungsausschuss im Januar 2017 festgelegt hatte, dass nur durchschnittlich elf Eingangsklassen gebildet werden dürfen am FSG. Im nächsten Schuljahr wären es aber 13 gewesen. Denn 365 Kinder waren angemeldet (wir berichteten).

Die 40 Kinder, die nicht auf das FSG gehen dürfen, kommen alle nicht aus dem Stamm-Einzugsgebiet, erläuterte Schulleiter Christof Martin im Verwaltungsausschuss am Donnerstagnachmittag. Der eine Widerspruch werde derzeit geprüft, so Martin. Und zwar in Zusammenarbeit von Regierungspräsidium Stuttgart und Schule. „Wir müssen klären, ob es Sachverhalte gibt, die wir nicht wussten und die die Lage verändern“, so Martin.

Auch das Beilsteiner Gymnasium musste einige Schüler abweisen. Darunter auch Schüler aus Murr und Steinheim – also aus dem eigentlichen Stammgebiet des FSG. „Wir haben momentan aber wie gesagt alle Klassen voll und müssen deshalb prüfen, ob es – etwa durch Verschiebungen – noch eine Möglichkeit gibt, sie aufzunehmen.“ Eine heikle Geschichte mit noch unklarem Ausgang. „Aber wir können doch nicht welche ablehnen, die sich bewusst für uns entschieden haben, und andere dann nehmen, die uns jetzt aus der Not heraus wählen“, findet der FSG-Schulleiter. Also, wie Puls-Rat Hendrik Lüdke es ausdrückte „aufs falsche Pferd gesetzt haben. Die Ablehnungen waren erforderlich“, stärkte er Martin den Rücken. Das FSG sei einfach attraktiv.

Dieter Zagel (SPD) bescheinigte Martin sein Mitgefühl. Der müsse jetzt einen „scheiß Job“ leisten. Ob es zu wenig Gymnasien gebe, oder ob die Eltern ihre Kinder unbedingt auf eine bestimmte Schule schicken wollten, fragte er. Die Gemengelage sei vielfach, antwortete Martin. In Ludwigsburg wachse in den nächsten Jahren die Schülerschaft um 20 Prozent. Im Landkreis Heilbronn gebe es nur ein Gymnasium, das G 9 anbiete und natürlich habe das FSG ein besonders ausdifferenziertes Profil. „Beispielsweise kann man Russisch nur bei uns als Fremdsprache wählen.“

Das Abitur für alle könne nicht die Lösung sein, betonte Herzog. „Wir brauchen dringend Fachkräfte und das setzt eine Stärkung von Realschulen und Gemeinschaftsschulen voraus.“ Wie viele Schüler das FSG vorzeitig verließen, wollte er wissen. Bis zum Wegfall der Bildungsempfehlung vor der achten Klasse fast keiner, jetzt gebe es aber auch schon Abgänger in der Unterstufe. Darüber hinaus verwies Martin auf eine Untersuchung von vor ein paar Jahren. „Andere Gymnasien im Landkreis haben von Klasse 5 bis zum Abitur wohl 30 bis 40 Prozent Verlust, wir hatten lediglich 15 Prozent.“

Heike Breitenbücher (CDU) lenkte den Blick auf Erfreuliches, denn die vielen Gymnasialempfehlungen seien ein Zeichen dafür, dass die Grundschule im Einzugsgebiet gute Leistungen lieferten. Sebastian Engelmann von den Grünen lobte die am FSG geleistete Arbeit. Die sei „super“. Viele Eltern hätten Angst vor einer unsicheren Zukunft ihrer Kinder. „Das Abitur und das Studium scheinen ein Garant für eine sichere Zukunft zu sein“, merkte Engelmann durchaus kritisch an.